8,2 Sekunden! Adeyemi erobert schwarz-gelbe Herzen in Bolt-Manier
17.02.2023 | 23:38 Uhr
Karim Adeyemi lässt Borussia Dortmund mit einem Zaubertor gegen den FC Chelsea vom Einzug ins Viertelfinale der Champions League träumen. Der Youngster ist nach Anlaufschwierigkeiten endgültig beim BVB angekommen und darf sich Sonderlob von Trainer Edin Terzic abholen.
Eigentlich herrschte am Mittwochabend kein Regenschirmwetter in Dortmund, doch manch einer wie Ex-DFB-Kapitän Michael Ballack wäre wohl froh gewesen, um kurz nach 22 Uhr zumindest einen schnell aufschlagbaren Knirps zur Hand zu haben.
Bierbecher flogen plötzlich wild durch die Gegend und der überwiegende Großteil der 81.365 Menschen lag sich überschwänglich in den Armen. Es benötigte nur die Winzigkeit von 8,2 Sekunden, um den Signal Iduna Park in ein lautstarkes Tollhaus zu verwandeln. Verantwortlich dafür: Karim Adeyemi.
Der deutsche Jung-Nationalspieler sorgte gegen den FC Chelsea mit seinem traumhaften High-Speed-Solo in der 63. Minute für das herausragende Highlight der Partie. Tief in der eigenen Hälfte den Ball runtergenommen, zündete Adeyemi in Manier des achtmaligen Olympiasiegers Usain Bolt unnachahmlich den Turbo und ließ sich von keinem mehr aufhalten - auch nicht von einem Weltmeister und 121-Millionen-Euro-Mann.
Enzo Fernandez, Chelseas Rekord-Zugang der winterlichen Shopping-Tour, war hilflos verloren als letzter Mann und wurde vom Hochgeschwindigkeitszug namens Adeyemi schier überrannt. Der BVB-Stürmer behielt anschließend in vollem Tempo die Ruhe, umkurvte Schlussmann Kepa und feierte sein Zaubertor stilsicher mit einem Rückwärtssalto.
"Ich habe mir nur gedacht, dass ich irgendwann den Ball vorbeilegen muss. Das ist das Einzige, was ich mir bei der Aktion gedacht habe", erklärte der 21-Jährige bei DAZN den wohl bislang größten Moment seiner Karriere und weiter: "Man versucht einfach das Eins-gegen-eins zu gewinnen. Dann kam noch der Torwart raus. Ich habe da auch ein bisschen Glück gehabt." Fortune gehört bei derartigen Toren immer dazu, doch das Glück hat sich Adeyemi im Winter nach der auch für ihn persönlich enttäuschenden WM in Katar, wo er ohne jede Einsatzminute blieb, selbst erarbeitet.
"Er hat sich sehr fleißig nach der WM zurückgemeldet. Er hat da richtig Gas gegeben", lobte Edin Terzic seinen Schützling. Der BVB-Coach freut sich, dass Adeyemi "jetzt endlich angekommen ist. Er macht das aktuell richtig, richtig gut. Da können wir nur hoffen, dass er gesund bleibt und so weiter macht."
Dortmunds Supersprinter liefert endlich die Momente, die sich die Verantwortlichen um Sportdirektor Sebastian Kehl von ihrem 30-Millionen-Euro-Invest erhofft hatten. Schell, wendig, trickreich, torgefährlich - Adeyemi wurde im vergangenen Sommer mit großen Erwartungen von Red Bull Salzburg verpflichtet, jedoch erwischte der gebürtige Münchner im Revier einen schleppenden Start, wurde zudem von einer Fußverletzung wochenlang ausgebremst. Anschließend kam er nur schwer in die Gänge.
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Stattdessen benötigte er bis zu seinem ersten Bundesliga-Tor die zähen Qualitäten eines Marathon-Läufers und eine deutlich längere Anlaufzeit als die 8,2 Sekunden gegen Chelsea. Erst nach 669 Minuten löste sich bei ihm am 18. Spieltag beim 2:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen der viel zitierte "Knoten", eine Woche später gegen Freiburg (5:1) legte er direkt nach und stellte mit gemessenen 36,7 km/h zudem einen Geschwindigkeits-Rekord in der Bundesliga auf.
Spätestens seit Mittwochabend dürften Adeyemis explosive Antritte nicht mehr nur deutschlandweit, sondern auch international und ganz besonders in London bekannt sein. Die wichtigste Erkenntnis nach dem ersten BVB-Sieg gegen eine englische Mannschaft seit 2014 lautet jedoch: Selbst von einer Doppel-Sperre (Pokal und Bundesliga) lässt er sich nicht aus der Bahn werfen.
"Er hat jetzt zweimal aussetzen müssen, ist reingekommen und hat genau da angeknüpft, wo er aufgehört hat vor seiner Sperre. Genauso brauchen wir ihn für den Rest der Saison", definiert Terzic die Messlatte für seinen Angreifer, dessen Wandel im Vergleich zum Vorjahr unübersehbar ist.
Dortmunds siebter Sieg im siebten Pflichtspiel des Jahres treibt auch das Selbstbewusstsein von Adeyemi in neue Höhen. Statt abzubremsen wie in der ersten Saisonhälfte hat er nun den Mut, ins Dribbling zu gehen und seine Speed-Qualitäten spektakulär auszuspielen. Diese Fähigkeiten dürften Adeyemi auch beim Achtelfinal-Rückspiel an der Stamford Bridge zu einem X-Faktor werden lassen.
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