Bayerns knifflige Abwehrfrage: Wer stoppt Lewandowskis Torhunger?
13.09.2022 | 13:11 Uhr
Am Dienstagabend kehrt Robert Lewandowski im Zuge der Champions League erstmals zurück in die Allianz Arena. Die große Frage: Wer soll den Torjäger am Tore schießen hindern? Sky Sport blickt auf die mögliche Aufstellung.
Es war gegen 21:15 Uhr, als sich die Fußballwelt am 22. September 2015 verwundert die Augen rieb. Gerade eben hatte Robert Lewandowski fünf Tore innerhalb von 15 Minuten gegen Wolfsburg geschossen, nachdem er erst in der Halbzeit eingewechselt worden war. Der Pole sorgte in den acht Jahren bei den Bayern für so manche große Augen und offen stehende Münder.
Mittlerweile ist der Torjäger allerdings kein Münchner mehr, stattdessen trifft Lewandowski am Dienstagabend auf seine alten Kollegen und wird für Barcelona das versuchen, was ihm bei den Bayern in 375 Pflichtspielen 344 Mal in zuverlässiger Manier gelungen ist: Tore zu erzielen.
Beim FC Barcelona knüpft der 34-Jährige in der laufenden Saison nahtlos an seine Treffsicherheit in München an. Er traf bereits neun Mal in seinen ersten sechs Barca-Spielen. Die Frage, die sich schon zahlreiche Mannschaften gestellt haben und die jetzt auch Julian Nagelsmann und sein Team beschäftigt: Wer kann Lewandowski stoppen und vor allem wie?
Personell rotierte Nagelsmann zuletzt kräftig, gegen die Blaugrana dürfte der größte Teil der Anfangsformation aber bereits feststehen. In der Innenverteidigung stellt sich allerdings noch die Frage, ob der ehemalige Lewandowski-Teamkollege Dayot Upamecano die Chance bekommt oder ob Star-Neuzugang Matthijs de Ligt von Anfang spielt. Lucas Hernandez ist gesetzt.
Sky Reporter Torben Hoffmann sieht einen leichten Vorteil bei Upamecano: "Upamecano kann Lewandowski durch die lange gemeinsame Zeit besser einschätzen, zudem hat er bereits bei Leipzig häufig stark gegen Lewy gespielt." Auch Nagelsmann erwähnte auf der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Duell die guten Leistungen des ehemaligen Leipzigers gegen den Polen. Entscheiden, wer neben Hernandez aufläuft, wird sich der Bayern-Trainer aber laut eigener Aussage erst am Spieltag.
Personalunabhängig hat beim Spiel gegen Lewandowski aber jeder Spieler, der es mit dem Stürmer direkt zu tun bekommt, laut Hoffmann zentrale Aufgaben: "Es gibt meiner Ansicht nach drei Faktoren, um Lewy aus dem Spiel zu nehmen: Erstens Zuspiele unterbinden, zweitens Lewy vom Strafraum fernhalten und drittens nah dran bleiben und ihm keinen Millimeter Spielraum geben."
Vor den Innenverteidigern wird gegen Barcelona neben Joshua Kimmich Marcel Sabitzer auflaufen, wie Nagelsmann bekanntgab. Nach dem Startelf-Comeback von Leon Goretzka gegen Stuttgart (2:2) bekommt der Nationalspieler zunächst eine Pause gegen die Katalanen. Mit Sabitzer spielt gegen die offensivstarken Spanier der etwas defensiv-orientiertere Sechser, der mithelfen soll, Lewandowski an weiteren Toren für Barcelona zu hindern.
In der Bundesliga gelang das Stoppen von Lewandowski in den vergangenen Jahren nicht wirklich. Insgesamt sechs Mal gewann der Pole die Torjägerkanone für die Bayern und entzückte dadurch die Fans reihenweise. Sein Wechsel nach Barcelona war jedoch mit einigen Komplikationen verbunden, die bei vielen Anhängern negative Emotionen in Verbindung mit seiner Person hervorbrachten.
Sein Empfang in der Allianz Arena wird wohl gemischt ausfallen, zumindest keine Pfiffe seitens der Zuschauer erhofft sich dabei aber der Bayern-Coach. "Ich freue mich, wenn unsere Fans ihn gut empfangen", sagte Nagelsmann.
Das Lewandowski kein Problem hat, auf seinen Ex-Verein zu treffen, stellte er bereits gegen Dortmund mehrfach unter Beweis. Seit der Pole vom BVB nach München gewechselt ist, traf der 34-Jährige gegen keinen anderen Verein so häufig wie gegen die Dortmunder. "Ich bin mir sicher, dass ihn Pfiffe oder ähnliches in keinerlei Weise beeinflussen. Er ist stabil genug, alles auszublenden und das zu machen, wozu er bestimmt ist: Tore schießen", meint Sky Reporter Torben Hoffmann.
Gegen Manuel Neuer traf Lewandowski während seiner Zeit in Dortmund fünf Mal, viele weitere Male jedoch in den unzähligen gemeinsamen Trainingseinheiten. Acht Jahre lang trainierten die beiden gemeinsam und kennen die gegenseitigen Angewohnheiten bestens. "Für mich hat hierbei eher Neuer einen kleinen Vorteil. Besonders, wenn es in Eins-gegen-eins-Duelle geht, kann Neuer Lewy durch die gemeinsame Zeit schon mal ins Grübeln bringen", glaubt Hoffmann.
Zuletzt kassierte Manuel Neuer in der Bundesliga allerdings häufiger Gegentreffer. Die Bayern spielten drei Mal in Folge nur Unentschieden und haben nach dem anfänglichen starken Start etwas getrübte Stimmung in den eigenen Reihen. Julian Nagelsmann ließ auf der PK verlauten: "Ich habe kein Bock, nicht zu gewinnen."
Angeführt vom polnischen Nationalspieler erlebte Barcelona dagegen einen besseren Saisonstart und rangiert mit 13 Punkten aus den ersten fünf La-Liga-Spielen hinter Real auf dem zweiten Tabellenplatz. Hoffmann: "Durch die letzten Spiele liegt sicherlich hierbei ein kleiner Vorteil bei Barcelona, das klare gute Gefühl fehlt ein bisschen, wenn man ein paar Mal nicht gewinnt, andererseits ist die CL auch nochmal etwas anderes."
Die Statistik spricht ohnehin klar für die Bayern, die unter anderem seit 29 Gruppenspielen in der Königsklasse unbesiegt sind und die letzten vier Partie gegen Barcelona gewonnen haben - inklusive der 8:2-Demütigung vor zwei Jahren. Daran kann sich auch ein gewisser Robert Lewandowski noch erinnern. Es war ein geschichtsträger Abend und die Fußballwelt rieb sich mal wieder verwundert die Augen.
FC Bayern: Neuer - Pavard, Upamecano (de Ligt), Hernandez, Davies - Kimmich, Sabitzer - Sane, Musiala - Müller, Mane
FC Barcelona: Ter Stegen - Bellerin, Kounde, Garcia, Marcos Alonso - Busquets - Gavi, Pedri - Raphina, Lewandowski, Dembele
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