Watzke schießt gegen DFB-Nachwuchsreform - Konter von Wolf
07.09.2023 | 15:07 Uhr
Polemisches Poltern gegen die Kleinkicker-Reform - Retourkutsche vom eigenen Verband: Vizepräsident Hans-Joachim Watzke hat mit fragwürdigen Einlassungen zu den Neuerungen im Kinderfußball beim DFB für massive Unruhe gesorgt und umgehend den Konter des neuen Direktors kassiert.
Der wieder einmal schlecht aussehende DFB hat sogar eine Pressekonferenz anberaumt, um die Lage zu entschärfen.
Watzke hatte die Änderungen als "unfassbar" sowie "für mich nicht nachvollziehbar" bezeichnet und sprach von einem "grundsätzlich falschen Ansatz". Gleichzeitig kündigte er eine Reform der Reform an. Es sei bereits beschlossen worden, dass der neue DFB-Direktor Hannes Wolf versuchen solle, "uns in den nächsten ein, zwei Jahren Handlungsalternativen aufzeigen".
Davon will Wolf, der am 27. September vor die Medien treten wird, aber offenbar nichts wissen. "In den neuen Spielformen im Kinder- und Jugendfußball wird Leistung gefordert und durch die unmittelbare Rückmeldung des Gewinnens und Verlierens gefördert", hieß es in einer DFB-Mitteilung aus "aktuellem Anlass": "Wie auch in der Trainingsphilosophie Deutschland wird das Spielen auf Tore und um Ergebnisse in jedem Training und an jedem Spieltag der Kern unserer Fußballausbildung sein."
Zuvor hatte Watzke mit markigen Aussagen Stimmung gegen die Neuerungen gemacht. "Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen", sagte Watzke beim DUP-Unternehmertag in Essen: "Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus."
Einmal in Fahrt, wurde Watzke polemisch. "Es gab ja auch die Diskussion, nicht mehr auf Tore zu spielen", äußerte der 64-Jährige: "Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball. Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft. Ich glaube, dass das grundsätzlich der falsche Ansatz ist."
Dabei beließ es Watzke nicht. Laut des Multifunktionärs, der auch Spitzenpositionen bei Borussia Dortmund, der Deutschen Fußball Liga und der UEFA inne hat, gebe es "im DFB und in der Gesamtgesellschaft viele Leute, die sagen: Wir müssen weniger Leistungsdruck und Stress am Arbeitsplatz und lieber ein bisschen mehr Home-Office haben. Wir müssen alle fröhlich und friedlich sein und uns alle gut vertragen und am Ende gucken, dass wir noch einen finden, der das Ganze bezahlt". Dass dies nun auch "weit in den Jugendfußball eingedrungen" sei, halte er für "völlig falsch".
Der DFB will ab 2024 neue Spielformen im Nachwuchsbereich umsetzen. Damit sollte in den Altersklassen von der U6 bis zur U11 der Leistungsdruck minimiert und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Die Kritik Watzkes geht allerdings in weiten Teilen an der Realität vorbei, da das Gewinnen und Verlieren nicht abgeschafft wird. Das hat der DFB explizit angekündigt: "Ergebnisse werden nicht festgehalten, aber jedes einzelne Spiel wird gewertet und Mannschaften steigen während des Turniers in das nächste Feld auf oder ab. Insofern gibt es durchaus Sieger*innen und Verlierer*innen - eine Erfahrung, die auch für Kinder wichtig ist. Aufgrund der Vielzahl an Spielen sind die einzelnen Ergebnisse in den neuen Spielformen allerdings auch schneller wieder vergessen. Tabellen gibt es nicht."
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