Manuel Neuer ist seit zwölf Jahren nicht aus der Nationalmannschaft wegzudenken. Heute macht er die 100 Länderspiele voll.
Manuel Neuer riss den Klettverschluss mit der goldenen "100" auf und präsentierte seine Jubiläumshandschuhe stolz dem Bundestrainer.
Bereits beim Abschlusstraining hechtete der "ewige" Torhüter der deutschen Nationalmannschaft den Bällen in einer schwarz-rot-goldenen Sonderedition hinterher, die er auch am Montag tragen wird: Dann tritt Neuer als erster Torwart dem elitären Klub der Hunderter bei.
ZUM DURCHKLICKEN: DER KLUB DER HUNDERTER
Oliver Kahn, Sepp Maier, Toni Schumacher: Keiner der prägenden Schlussmänner im DFB-Trikot hat es auf eine dreistellige Zahl von Länderspielen gebracht. "Das macht mich sehr stolz. Hier haben Legenden zwischen den Pfosten gestanden", sagte Neuer vor der EM-Generalprobe gegen Lettland in Düsseldorf (20.45 Uhr live auf RTL).
Er sieht die Torhüter beim Spielesammeln im Nachteil: "Als Feldspieler hat man ja die Chance, eingewechselt zu werden: eine Minute, ein Länderspiel. Als Torwart spielt man meistens 90 Minuten." Im Fall von Manuel Neuer: 95-mal von möglichen 99, davon dreimal sogar 120 Minuten. Hinzu kommen vier "halbe Spiele" - das macht 8820 Minuten im Nationaltrikot mit nur 94 Gegentoren (43-mal zu null).
Eines ist von Tag eins an gleich geblieben
Eines ist seit dem ersten Einsatz gegen die Vereinigten Arabischen Emirate am 2. Juni 2009 (7:2) gleich geblieben: Einen Ball an Neuer vorbeizubringen, ist eine schwierige Angelegenheit. Auch beim Tennis. Wenn Neuer mit seinen Krakenarmen ans Netz vorrückt, das musste gerade erst Jonas Hofmann im EM-Camp erfahren, kann sich der Gegner vorstellen, wie sich sonst die Stürmer fühlen. Die "Seefeld Open" entschied der Weltmeister von 2014 locker für sich.
Demnächst aber steht ein großes "Rasenturnier" an - Neuer will auch dies gewinnen. Alles für den Sieg zu tun, hat den Bayern-Torwart seit jeher ausgezeichnet. "Er ist ein Supertyp. Er hat seine Ernährung umgestellt, er weiß genau, was er braucht", berichtete Bundestorwarttrainer Andreas Köpke: "Er trainiert anders als früher, mehr Beweglichkeit und Explosivität." Und: "Er will Russland vergessen machen."
Das WM-Turnier 2018 war keine Sternstunde des "besten Torwarts, den ich je gesehen haben" (Mats Hummels). Wie auch, bei dem Desaster? "Der Verlierer dieser WM war ich nicht, sondern ich habe ein ordentliches Turnier abgeliefert", sagte der 35-Jährige: "Leider mit zu wenigen Spielen."
Nibelungentreue von Löw
Die Nibelungentreue von Joachim Löw wurde dabei überdeutlich. Neuers dritter Mittelfußbruch hatte ihn für sechs Monate an Krücken gezwungen, zwischenzeitlich schien die Karriere in Gefahr zu sein, mindestens aber der WM-Stammplatz - auch angesichts der Konkurrenz durch Marc-Andre ter Stegen (der die EM verpasst). "Ich war auf die Hilfe anderer angewiesen. Dadurch wird man bodenständiger", sagte Neuer. Am Ende spielte er doch. Löw sieht in ihm nicht nur einen "vorbildlichen Kapitän". Neuer sei auch "immer offen, ehrlich, kommunikativ und positiv eingestellt".
Ein Tom Brady des Fußballs wird er allerdings wohl nicht werden, "ich glaube nicht, dass er mit 42, 43 noch spielt", sagte Köpke. Es gibt allerdings keinen Grund, frühzeitig aufzuhören: "Ich habe eine Menge Spaß und nicht vor, meine Nationalmannschaftskarriere zu beenden", betonte Neuer: "Es macht mich stolz, dieses Trikot zu tragen."
Besonders, wenn auf der Brust eine goldene "100" leuchtet.