Eintracht Frankfurt News: Interview von Adi Hütter erzürnt SGE-Fans

Groteske Situation am Main: Hütter sendet die falsche Botschaft

Eintracht Frankfurt: Trainer 2020/21: Adi Hütter; Trainer 2021/22: noch offen; Die Nachfolge von Adi Hütter ist noch ungeklärt.
Image: Adi Hütter steht bei Eintracht Frankfurt in der Kritik.  © DPA pa

Eintracht Frankfurt droht die Champions League zu verspielen, Trainer Adi Hütter zieht sich mit einem Interview den Unmut der Fans zu. Eine skurril anmutende Situation am Main.

Nach nur vier Punkten aus den letzten vier Spielen ist Eintracht Frankfurt dabei, die fast schon sicher geglaubte Teilnahme an der Champions League zu verspielen. Mit dem 1:1 gegen Mainz 05 am vergangenen Wochenende haben die Hessen Rang vier aus der Hand gegeben.

Das Remis im Derby reiht sich ein in die teils schwachen Auftritte der vergangenen Wochen. Dabei betrug der Vorsprung auf Borussia Dortmund nach dem 2:1-Sieg beim direkten Konkurrenten Anfang April bereits sieben Punkte. Im Anschluss folgte ein Sieg gegen den direkten Königsklassen-Mitbewerber aus Wolfsburg, doch dann nahm das Unheil mit der 0:4-Pleite bei Borussia Mönchengladbach seinen Lauf.

Hütter-Verkündung zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt

Nach einem 2:0-Erfolg gegen den FC Augsburg gab es eine 1:3-Pleite in Leverkusen und besagtes 1:1 gegen Mainz. Es ist auffällig, dass die Abwärtsspirale mit dem Gladbach-Spiel begann, nachdem das Team in den 15 Bundesliga-Spielen zuvor nur einmal verlor (gegen Werder Bremen).

Just vor der Partie bei den Fohlen wurde der Wechsel von Trainer Adi Hütter an den Niederrhein bekannt. Die Formkurve der SGE zeigt seither nach unten und der Coach gibt keine gute Figur ab - aus mehreren Gründen.

Fohlen sind gebrannte Kinder

Die Ironie der Geschichte ist, dass Hütter nach Gladbach wechselt und die Fohlen nach dem Bekanntwerden von Marco Roses Abgang in Richtung BVB mit ihrer sportlichen Talfahrt als Exempel par excellence dienten, wie es gehen kann, wenn ein Trainer zu dem wird, was man in der Politik gerne als Lame Duck tituliert.

Der Zeitpunkt der Verkündung des Hütter-Transfers erwies sich daher im Nachhinein als unglücklich. Natürlich ist es nicht zu beweisen, dass Frankfurt aufgrund dieses Ereignisses nicht mehr so gut spielt, doch die Indizien dafür sind vorhanden.

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Das Team kann sich voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren und es gibt auch keine große Verletzungsmisere bei den Hessen. Viel mehr ist die spielerische Leichtigkeit abhanden gekommen.

Personalie Younes sorgt für Unmut

Gegen Mainz hatte die Eintracht viel Ballbesitz, wirkte aber ideenlos. Hütter entschied sich für Luka Jovic im Sturm und ließ einen einsatzbereiten Amin Younes auf der Bank - der 27-Jährige wurde erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt. Hätte es gegen einen kompakten Kontrahenten wie die Mainzer nicht einen dribbelstarken Mittelfeldspieler gebraucht und weniger einen zweiten wuchtigen Stürmer? Eine Frage, die viele Eintracht-Fans momentan umtreibt.

Viel mehr noch hat ein Interview des Trainers die Fan-Seele gekränkt. "Ich will nicht von einer Enttäuschung sprechen. Es liegt nicht am Trainer, es liegt nicht am Team. Vielleicht haben wir über unsere Verhältnisse gespielt. Was die Leute reden, ist mir egal. In den Katakomben ist es wichtiger", erklärte Hütter bei der ARD nach dem Mainz-Spiel.

Redet sich Hütter um Kopf und Kragen?

Es hört sich so an, als würde der Coach seinen Spielern die Champions League nicht zutrauen und sagen: 'Hey, so gut, wie ihr glaubt zu sein, seid ihr nicht.' Nach der Saison hätte ihm diese Aussage wohl kaum jemand übel genommen. Doch in der jetzigen kritischen Phase, wo es darum geht, das Team mit Selbstvertrauen und Zuversicht zu stärken, ist das gelinde gesagt unglücklich. Hütter sendet damit die falsche Botschaft an die Mannschaft. Viele Fans im Netz reagierten empört auf das Interview.

Allerdings wäre es zu einfach, die Schuld alleine nur beim Coach zu suchen. Sky Reporter Alexander Bonengel sieht auch die Mannschaft in der Pflicht. "Das Team muss jetzt Charakter beweisen, sie müssen da anknüpfen, wo sie in dieser Saison schon waren."

Ohne CL würde Beigeschmack bleiben

Dabei ist die Situation in Frankfurt skurril. Wer hätte vor der Saison gedacht, dass die SGE nach dem 32. Spieltag noch um die Champions League kämpft? Wohl nur wenige Fans. Trotzdem ist die Enttäuschung natürlich groß, weil das Team dabei ist, eine historische Chance durch einen Einbruch im Saisonfinale zu verspielen. Da bleibt natürlich ein Beigeschmack, wenn mit Sport-Vorstand Fredi Bobic und Hütter zwei der wichtigsten Personen im Verein auf der Zielgeraden ihren Abschied verkünden.

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Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter über das Fußballgeschäft. (Videolänge: 50 Sekunden)

Gut möglich, dass der Unmut über ein mögliches Verpassen der Königsklasse bei den Fans mit einem gewissen Abstand nach der Saison der Dankbarkeit gegenüber Bobic und Hütter für das Erreichen der Europa League weicht. Zumal kaum ein anderer Verein diesen Wettbewerb in der Vergangenheit so angenommen hat wie die Eintracht. Aktuell ist die Gemütslage aber eine andere. Gefühlt steht der Verein mit leeren Händen da, denn die SGE war schon mit einem Bein auf der ganz großen europäischen Bühne.

"Konstellation ist verrückt, krass"

"Es mutet fast schon pervers an, dass du solch eine riesige Saison spielst, mit einer solch einmaligen historischen Chance, wo ein Rädchen ins andere passt. Und kurz vor diesem großen Moment wird bekannt, dass der Sport-Vorstand geht und dann auch noch der Trainer. Solch eine Konstellation ist verrückt, das ist krass", fasst Bonengel die groteske Situation zusammen.

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Anselmo Garcia McNulty spielt beim VfL Wolfsburg in der Jugend und ist dort Kapitän. Laut Transfer Experte Max Bielefeld kann sich die Bundesliga auf den 18-Jährigen freuen (Videolänge: 2:04 Min.).

Dabei hängt von der Champions League viel ab bei der Eintracht. Beim Verpassen der Königsklasse würde dem Verein viel Geld durch die Lappen gehen. Alleine als Startprämie für die Gruppenphase der Champions League kassiert jeder teilnehmende Klub 15,25 Millionen Euro. Außerdem gibt es für jedes gewonnene Spiel 2,7 Millionen Euro Siegprämie. Sollte die SGE nur in der Europa League spielen, gäbe es nur 2,92 Millionen Euro für den Start in der Gruppenphase und 570.000 Euro für einen Sieg.

Negative Auswirkungen auf Kader?

Zudem würden sich Top-Spieler wie Andre Silva oder Filip Kostic sicher genau überlegen werden, ob sie weiterhin am Main bleiben wollen. Und nicht zuletzt würde sich die Trainersuche mit der Champions League auf dem Briefkopf leichter gestalten.

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Wie geht es nun weiter? Es werden Stimmen laut, die sich eine Trennung von Hütter wünschen. Das wird aber mit großer Sicherheit nicht passieren, denn wer sollte für zwei Spiele den Posten an der Seitenlinie übernehmen?

Mainz als Zünglein an der CL-Waage

Zumal die beiden letzten Aufgaben der Saison mit Schalke und Freiburg machbar erscheinen. Vielleicht bekommt das Team mit einem Sieg gegen das abgeschlagene Schlusslicht nochmal Rückenwind und kann auch das letzte Spiel gegen Freiburg siegreich gestalten.

Das Remis der Eintracht gegen Mainz sieht auf dem Papier schlechter aus als es ist. Aus 15 Spielen holten die Mainzer in der Rückrunde 29 Punkte - nur einen Zähler weniger als die Eintracht, die Rang drei in diesem Tableau belegt. Außerdem haben die Rheinhessen RB Leipzig geschlagen und den FC Bayern besiegt. Warum sollten nicht auch Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg gegen Mainz straucheln?

Beide müssen noch gegen die 05er ran. Dann könnte der Punktverlust der Eintracht doch noch zu einem wertvollen Punktgewinn für die SGE werden und es würde wohl alle Kritik an Hütter verstummen.

Mehr zum Autor Thomas Goldmann