Ethikrat-Vorsitzende Prof. Dr. Alena Buyx über die Debatte um Joshua Kimmich
Ethikrat-Vorsitzende über Kimmich: "Schlecht beraten worden"
26.10.2021 | 11:05 Uhr
Joshua Kimmich hat mit seinem öffentlichen Statement zu seiner Entscheidung, sich nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen, für eine große Debatte gesorgt. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Prof. Dr. Alena Buyx sieht im Interview mit Sky darin Risiko und Chance. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.
Prof. Dr. Alena Buyx über …
… Kimmichs Entscheidung, sich vorerst nicht impfen zu lassen: "Es ist seine private Entscheidung, das ist ganz wichtig zu beachten. Ich finde es aber schade. Joshua Kimmich ist ein Vorbild zu dem Leute aufschauen und dem man zuhört. Er ist einer Falschinformation aufgesessen und schlecht beraten worden. Er hat eine besondere Verantwortung."
… die Chance, mit dieser Diskussion nun besser aufklären zu können: "Dieser Diskussion hören natürlich nun eine Menge Menschen zu. Viele kompetente Leute haben nun über den Irrglauben möglicher Langzeitfolgen gesprochen, unter anderem der Chef der Ständigen Impfkommission und der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Kimmich wird nun natürlich von den Menschen benutzt werden, die weiter versuchen, Zweifel über die Impfung zu streuen, was wirklich schade wäre."
… das weitere Vorgehen in dieser Diskussion: "Erst einmal wäre eine weitere Aufklärung, dass Sorgen vor Langzeitfolgen, die es nicht gibt, unbegründet sind. Und es wäre natürlich auch schön, wenn Joshua Kimmich sich noch einmal gut beraten lässt und sich dann auch zur Impfung entscheidet. Das wäre nicht nur für ihn selbst gut, sondern auch für den Verein und am Ende für uns alle, denn jede Impfung zählt. Eine Infektion und deren mögliche Folgen kann er sich als Top-Leistungssportler eigentlich nicht leisten. Die Impfung ist der Grund, warum die Stadien in der Bundesliga wieder voll sind. Das ist nur dank einer höheren Impfquote möglich. Die Pandemie ist noch nicht vorbei und Kimmich als jemand, der im Rampenlicht steht, ist dabei wichtig. Das kann noch einmal einen Ruck geben."
… die Spaltung der Gesellschaft: "Man muss sich zuhören. Nicht gleich abschalten und sagen: 'Du spinnst!'. Zuhören und versuchen zu verstehen, warum jemand skeptisch ist. Die "hardcore" Impfgegner kann man nicht mehr überzeugen. Das ist eine ideologische Sache, fast schon wie eine Religion. Aber es gibt noch viele, die Fragen haben oder die etwas falsch mitbekommen haben, wie es vielleicht bei Joshua Kimmich der Fall war. Diesen Menschen muss man Quellen zeigen, denen sie vertrauen können. Man muss im Gespräch bleiben und sich nicht einmauern."
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… Kimmichs Initiative "We Kick Corona": "Das ist schon ein bisschen ein Widerspruch. Aber Joshua Kimmich ist ein super Profi, ein netter und vernünftiger Mensch, das lässt sich geraderücken. Im Moment kommt einem das nur ein wenig seltsam vor."
… einen abschließenden Appell: "Wir müssen uns um diejenigen kümmern, die noch zweifeln, und ihnen helfen. Ich habe das selbst erlebt, dass es oftmals nicht das Internet ist, das Leute überzeugt, sondern der persönliche Kontakt. Wir müssen dafür sorgen, dass vor allem die Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen, aber natürlich am Ende möglichst alle geimpft sind. Wir sehen in Ländern wie Portugal oder Dänemark, die noch viel höhere Impfraten haben, dass dort die Pandemie wirklich so gut wie vorbei ist. Und das wollen wir ja am Ende alle."