Ex-Löw-Assistent als Interimstrainer bei Bayern
05.11.2019 | 13:48 Uhr
Interimstrainer Hansi Flick soll Bayern München nach der Entlassung von Niko Kovac zur Ruhe bringen. Neben fachlicher Expertise bringt der ehemalige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw "soft skills" mit.
Hansi Flick hat schon einmal ein deutsches Fußball-"Wunder" bewirkt. Nicht ein so historisches wie jenes 1954 von Bern, aber immerhin auch eines mit der DFB-Auswahl.
Als "Wunder von Basel" bezeichneten manche Medien jenes 3:2 der deutschen Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale 2008 gegen hochgelobte Portugiesen um Jungstar Cristiano Ronaldo, bei dem der "treue Hansi" seinen gesperrten Chef Joachim Löw vertrat. Der sonst eher unauffällige Assi sei "ein souveräner Bundestrainer" gewesen, schrieb die Berliner Morgenpost damals.
Jetzt ist Flick als Interimsnachfolger von Trainer Niko Kovac bei Bayern München erneut als Kurzzeit-Krisenmanager gefragt. Für Löw steht außer Frage, dass sein langjähriger Weggefährte dieser Aufgabe gewachsen ist. "Hansi hat enorme Qualitäten, sowohl fußball-fachlich wie gerade auch im menschlichen Bereich", sagte er vor einiger Zeit dem kicker.
DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach im Sommer von einem "klugen Schritt", als die Bayern Flick zum Kovac-Assistenten machten. Löw betonte, sein früherer Zuarbeiter sei für ihn von 2006 bis 2014 "wirklich ein ganz, ganz wichtiger Mann" gewesen: "Er hatte eine gute Art und war bei den Spielern und Betreuern höchst akzeptiert. Vor allem aufgrund seiner Kompetenz und seines Umgangs mit Menschen."
Eine Kostprobe davon gab Flick, als er kürzlich im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (1:2) den wegen seiner Reservistenrolle völlig konsternierten Javi Martinez tröstete.
Flick sieht sich als Teamplayer, er sei keiner, "der immer in der ersten Reihe stehen muss", sagte der 54-Jährige einmal. Die Erfolge des ehemaligen Bayern-Profis (139 Pflichtspiele von 1985-1990, sieben Tore) als Chefcoach sind überschaubar.
Flick machte 2003 seinen Fußballlehrer, mit einem gewissen Thomas Doll war er Jahrgangsbester. Da hatte er allerdings schon seinen ersten Abstieg hinter sich: 1999 stürzte Flick mit der Viktoria aus seinem Wohnort Bammental aus der Oberliga Baden-Württemberg ab. Ein Aufstieg gelang ihm 2001 mit Hoffenheim (in die Regionalliga), der Sprung in die 2. Liga aber misslang trotz vier Anläufen.
Nach einem Intermezzo bei Red Bull Salzburg unter Giovanni Trapattoni kam Flick 2006 zum DFB, wo er nach dem WM-Triumph 2014 zum Sportdirektor aufstieg. Flick erhielt einen Fünfjahresvertrag, der jedoch schon im Januar 2017 auf seinen Wunsch aufgelöst wurde.
Sein für fünf Jahre gedachtes Engagement als Geschäftsführer in Hoffenheim endete im Februar 2018 nach nur acht Monaten ebenfalls vorzeitig. Er habe "gemerkt, dass mir die Arbeit mit Spielern, mit jungen Menschen, am meisten Spaß macht", sagte er.
Nach München kam Flick auf Löws Empfehlung, "weil wir einen Mann brauchen, der mit der Jugend arbeitet und der integriert", wie Präsident Uli Hoeneß sagte. Die Verpflichtung sei der "ausdrückliche Wunsch" von Kovac gewesen. Doch Flick galt seit längerer Zeit als Schattenmann, der im Notfall einspringen könnte.
"Ich bin immer offen und neugierig", sagt er über sich, bei den Profis soll der gelernte Bankkaufmann gut ankommen. Länger als bis zur Winterpause wird der "treue Hansi" aber kaum bleiben dürfen.