Nach dem 5:1 in der Champions League gegen Benfica
28.11.2018 | 21:01 Uhr
Das Schicksalsspiel für Niko Kovac wurde zur Demonstration für den Trainer. Doch es ist noch längst nicht wieder alles gut beim FC Bayern.
Franck Ribery ballte die rechte Faust und feierte sein Tor zum 5:1. An der Seitenlinie stand Niko Kovac und ballte ebenfalls seine Faust. Kurz darauf lief Ribery zur Bank, beide umarmten sich innig.
Man hat den Franzosen bei Auswechslungen schon anders erlebt. Dieses Mal schien es so, als wolle er zeigen: Der Trainer und ich gehören zusammen und wir können es gemeinsam schaffen.
Mit dem 5:1 gegen Benfica Lissabon hat der FC Bayern den Einzug ins Achtelfinale der Champions League perfekt gemacht und dem zuletzt von Präsident Uli Hoeneß angezählten Kovac etwas Luft verschafft.
"Wieder alles im Griff auf diesem sinkenden Schiff", sangen die Fans in der Südkurve den Schlager von Jürgen Drews mit einer großen Portion Ironie.
"Dass der Trainer Kritik bekommt und über ihn diskutiert wird, ist in der Situation normal. Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen", sagte Arjen Robben bei Sky. Der Niederländer hatte den klaren Sieg mit zwei typischen Robben-Toren eingeleitet.
Kovac empfand den Sieg als "Statement nicht nur für mich, sondern auch für die Mannschaft. Jetzt haben alle im Team gespürt, was sie können und ich hoffe, dass sie das auch so in Zukunft abrufen können", sagte der 47-Jährige.
"Keine Panik auf der Titanic, Land in Sicht, wir sterben nicht", geht es in dem von den Bayern-Fans zitierten Drews-Hit weiter. "Die Wunde ist noch nicht komplett zu, aber der erste Faden ist schon mal eingenäht worden", sagt Sky Reporter Torben Hoffmann.
Die Mannschaft hat ein Lebenszeichen abgegeben und die Halbwertzeit ihres Cheftrainers zumindest bis zum Samstag verlängert. "Wir fahren mit Kovac als Trainer nach Bremen", kündigte Hasan Salihamidzic bei Sky an, "und werden gewinnen", ergänzte der Sportdirektor.
Das 5:1 gegen ein allerdings keinesfalls erstklassiges Benfica stimmt zwar zuversichtlich, doch der Sieg war nur einer für die Champions-League-Statistik, wenn die Mannschaft in Bremen nicht nachlegt.
"Das zu wiederholen ist es ja, woran der FC Bayern in den letzten Wochen gescheitert ist", sagt Sky Reporter Uli Köhler. "Gestern hat es ganz gut geklappt, aber die Diskussion wird wiederkommen, wenn es in Bremen nicht klappt."
Auch gegen Benfica lief nicht alles rund. Das Gegentor kurz nach der Pause nach einer misslungenen Grätsche von Jerome Boateng zeigte wieder einmal, wie wackelig der Bayern-Dampfer momentan unterwegs ist.
Kapitän Kovac steht immer noch unter Beobachtung. "Geht es sinkenden Schiffes weiter oder werden die Rettungswesten ausgeteilt? Darum geht es in Bremen", erklärt Köhler. Dessen ist sich auch Robben bewusst.
"Das war nur ein Spiel. Wenn du Samstag nicht gewinnst, ist wieder Unruhe. Wir müssen dafür sorgen, dass es so lange wie möglich ruhig bleibt."