Süle als Alaba 2.0: FCB-Kommunikation sorgt für verhärtete Fronten
25.01.2022 | 15:29 Uhr
Mit Niklas Süle verliert der FC Bayern in diesem Sommer einen weiteren Hochkaräter zum Nulltarif. Die Parallelen zu David Alaba sind deutlich erkennbar - insbesondere in puncto Kommunikation, die zwangsläufig Fragen aufwirft.
Eigentlich schien am Sonntag Klarheit im seit Monaten andauernden Vertragspoker um Niklas Süle zu existieren. Bayern-Präsident Herbert Hainer bezog im exklusiven Sky Interview Stellung zum Stand der zähen Verhandlungen. "Wir haben Niklas Süle ein Angebot gemacht. Jetzt liegt es an ihm, das zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren. Natürlich muss es in einem bestimmten Zeitraum sein, weil wir uns dann auch dementsprechend aufstellen müssen."
Der FC Bayern spielte den Ball öffentlich der Süle-Seite zu und sorgte in der Thematik mit einer klaren Kommunikation für klare Verhältnisse. Oder etwa nicht? Bereits im Dezember 2020 hatte Sky die Info, dass Süle den deutschen Rekordmeister so gut wie sicher verlassen wird. Auch den von Hainer angesprochenen Zeitraum für die Annahme oder das Ausschlagen des Bayern-Angebots hatte der Verteidiger offensichtlich schon bestimmt. Das Verwunderliche: Dieser liegt in der Vergangenheit.
Wie die Bild berichtete, habe der Nationalspieler seine Entscheidung, das Angebot mit einem verbesserten Jahresgehalt nicht anzunehmen, den Verantwortlichen bereits vor ein paar Wochen mitgeteilt. Ein brisantes Detail, das für Irritationen sorgt und Fragen aufwirft. Warum reden Hainer, Julian Nagelsmann und Uli Hoeneß öffentlich von einem Angebot an Süle, wenn dieser den Verein über seinen Abschied im Sommer bereits informiert hat? Die Parallelen zum Fall David Alaba sind deutlich erkennbar.
Beiden Akteuren wurde von Vereinsseite ein Angebot zur Verlängerung vorgelegt, das von Spielerseite als nicht ausreichend bewertet wurde. Im Anschluss gab es im Poker von beiden Parteien unterschiedliche Aussagen, der Klub erhöhte den Druck und setzte Alaba eine Deadline. Diese gab es in der Form bei Süle zwar nicht, aber die Äußerungen der Bosse suggerierten, dass die Entscheidung nun einzig und allein beim Spieler liege.
Die Konsequenz: Verhärtete Fronten und Risse im Verhältnis zu zwei verdienten und erfolgreichen Spielern, die nicht mehr zu kitten sind. Bei Alaba gab es damals kein Zurück mehr und auch im Fall Süle ist eine Wende nahezu utopisch. Hat der FC Bayern aus dem Worst-Case-Szenario um den Österreicher nichts gelernt? Abgesehen davon, welche Seite nun Recht hat: Der Rekordmeister befindet sich hinsichtlich der Kommunikation erneut in einer schwierigen Phase. Aufgrund der beiden komplizierten Fälle nun aber ein generelles Problem innerhalb des Klubs auszumachen, wäre falsch.
Schließlich fanden die Vertragsverlängerungen mit den Stützen Joshua Kimmich (Vertrag bis 2025) und Leon Goretzka (2026) beinahe im Stillen statt, auch mit Kingsley Coman (2027) wurde nach anfänglichen Problemen am Ende überraschend schnell ein Konsens gefunden. Dennoch muss sich die Führungsetage genau hinterfragen, wie es nach Alaba nun auch bei Süle so weit kommen konnte, gerade im Hinblick auf bald anstehende Gespräche mit Robert Lewandowski und Thomas Müller (beide Vertrag bis 2023).
Die Causa Süle ist für die Bayern aber nicht nur bezüglich der Außendarstellung ein Fiasko, sondern trifft den Triple-Gewinner von 2020 sowohl finanziell als auch sportlich. Der Branchenprimus kassiert für Süle, der vor fünf Jahren für 20 Millionen Euro verpflichtet wurde und das Potenzial zum Weltklasse-Innenverteidiger besitzt, keinen einzigen Cent. Zudem überzeugte der 26-Jährige in dieser Saison unter Nagelsmann und war in der Defensive wieder gesetzt.
"Er ist ein Spieler, in einem Alter und einer Position, die nicht so häufig auf dem Markt sind", weiß der Bayern-Coach. Nach Sky Informationen ist bei Süle noch alles offen. Die Premier League ist zwar sein anvisiertes Ziel, doch auch der FC Barcelona befindet sich im Rennen um den begehrten DFB-Kicker. Es braucht daher noch Geduld, bis tatsächlich Klarheit in dieser Personalie herrscht.
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