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Julian Nagelsmann und sein Anteil am Höhenflug Deutschlands bei der Euro

"Tiefer ging's nicht": Wie Nagelsmann das DFB-Team in die Spur brachte

Bundestrainer Julian Nagelsmann zeigte sich nach dem EM-Auftaktsieg sehr zufrieden.
Image: Bundestrainer Julian Nagelsmann hat die Nationalmannschaft wieder in die Spur gebracht.  © Imago

Deutschland ist mit zwei Siegen perfekt in die Heim-EM gestartet. Die Euphorie im ganzen Land ist nach dem vorzeitigen Achtelfinaleinzug riesengroß. Sky erklärt, wie Bundestrainer Julian Nagelsmann die Fußball-Großmacht Deutschland wiederbelebte.

Zwei Spiele, zwei Siege, erstmals sieben Tore in einer Gruppenphase - und ganz viel Euphorie auf den Straßen: Besser hätte die deutsche Nationalmannschaft nicht in die Heim-EM starten können!

Großen Anteil an dem Aufwärtstrend hat Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer, dessen Vertrag durch den Einzug ins Achtelfinale definitiv bis zur WM 2026 gültig ist, nahm bereits im Vorfeld des Turniers einige wichtige Veränderungen rund um die Mannschaft vor, die sich positiv auswirkten.

Alles begann im November 2023 - unmittelbar nach den herben Pleiten gegen die Türkei in Berlin (2:3) und gegen Österreich in Wien (0:2). Sky nennt die drei entscheidenden Nagelsmann-Kniffe.

1. Der Anruf bei Toni Kroos

Die blutleeren November-Auftritte machten vor allem eines deutlich: das Fehlen eines Spielers im Mittelfeld, der das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Ein Denker und Lenker. Ein Chef. Das realisierte auch Nagelsmann, der verschiedene Akteure im Zentrum getestet hatte - mit überschaubarem Erfolg.

Deshalb nahm er schon kurz nach der Österreich-Pleite Kontakt zu Toni Kroos auf, um den 2021 aus der Nationalelf zurückgetretenen Profi von Real Madrid von einem Comeback zu überzeugen. Eine Idee, die sich als genialer Schachzug erwies. Schon die Länderspiele im März gegen Frankreich und die Niederlande zeigten: Mit Kroos stieg das Niveau des Teams, er machte auch seine Mitspieler mit seinem fehlerfreien Passspiel, seinem taktischen Verständnis und seiner natürlichen Gewinner-Aura auf Anhieb besser.

Dem Trainerteam half der Routinier ebenfalls. Nagelsmann: "Ich sehe ihn als sehr angenehmen und reflektierten Spieler, der Dinge bewerten kann und oft richtig bewertet." Kroos sei ein Spieler, "der anderen Spielern durch seine Ruhe am Ball extrem hilft", so Nagelsmann: "Ein Spieler, der bei allen das Bewusstsein schafft: 'Ihn kann ich anspielen.'"

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EM 2024: Die EM-Fakten zur deutschen Nationalmannschaft

  • Gruppe: A
  • Gruppengegner: Schottland, Ungarn, Schweiz
  • Trainer: Julian Nagelsmann
  • Kapitän: Ilkay Gündogan
  • EM-Teilnahmen: 13
  • Europameister-Titel: 3 (1972, 1980, 1996)
  • EM-Rekordsieger: Deutschland und Spanien

2. Die Rollenverteilungen - ohne Experimente, ohne Stinkstiefel-Risiko

Einige Spieler wussten in den vergangenen Jahren nicht wirklich, woran sie waren. Das beste Beispiel: Kai Havertz. Mal spielte er, mal spielte er nicht. Mal wurde er als Zehner, als Neuner oder sogar als linker Außenverteidiger eingesetzt. Damit war nach dem Jahreswechsel Schluss.

Nagelsmann definierte klare Positionen und Rollen - nicht nur für Havertz - und führte frühzeitig mit seinen Spielern Gespräche. Er beendete so öffentliche Debatten wie die um Manuel Neuer, Joshua Kimmich oder Thomas Müller. Er stärkte Ilkay Gündogan den Rücken, indem er entgegen vieler kritischer Stimmen keinen neuen Kapitän benannte. Und er war darum bemüht, neben einer klar bestimmten Startelf passende Herausforderer zu nominieren, die ohne zu murren Gas geben - der Kader-Hygiene zuliebe.

"Das Verstehen und Akzeptieren der eigenen Rolle ist das A und O", sagt Ex-DFB-Kapitän Philipp Lahm im Gespräch mit Sky. "Ich sehe, dass dies nun auch wieder der Fall ist."

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EM-Turnierdirektor Philipp Lahm äußert sich im exklusiven Interview mit Sky über die Rollen im DFB-Team, die Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der EURO 2024 verteilt hat.

3. Viele Freiheiten, viel Teambuilding

Nagelsmann hat gerade im Vorfeld des Turniers ein gutes Gespür dafür entwickelt, seinen Spieler genügend Freiheiten zu geben und sie nach einer langen Saison nicht zu sehr einzuschränken. Beim ersten Trainingslager in Blankenhain durften die DFB-Stars zum Beispiel ihre Familien mitnehmen.

Es gab viele freie Nachmittage, die zum Teambuilding genutzt wurden - ob beim SEK, Golfen, Paddeln oder einem gemeinsamen Barbecue mit den Frauen und Kindern. Am Tag nach dem Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) gab's ebenfalls eine kleine Auszeit - und am Tag danach die Möglichkeit für die Spieler, sich ein individuelles Trainingsprogramm auszusuchen. Wer im Gym pumpen wollte, durfte im Gym pumpen. Wer Torschüsse trainieren wollte, durfte Torschüsse trainieren.

Kapitän Gündogan: "Unter der Mannschaft herrscht Klarheit, aber auch eine gewisse Lockerheit, die der Trainer auf uns überträgt. Das gibt uns extrem viel Sicherheit."

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Auch nach dem Sieg gegen Ungarn kann Nationaltrainer Julian Nagelsmann nur von Kapitän Ilkay Gündogan schwärmen. Seine Leistungen bestätigen immer wieder, dass er zurecht diese wichtige Rolle im Team einnimmt.

Nagelsmann und sein junges Trainerteam sind nicht zu streng - und das kommt sehr gut bei den Spielern an. Auch Co-Trainer Sandro Wagner genießt innerhalb der Truppe hohes Ansehen. Der 36-Jährige, der 2020 seine aktive Karriere beendete, spreche "die Sprache der Spieler", heißt es. Keine Überraschung also, dass die Stimmung passt - und der Start in die Heim-EM mehr als geglückt ist.

Das Zwischenfazit von Rückkehrer Kroos bei Sky: "Ich glaube, der Bundestrainer hat gute Schlüsse gezogen aus dem letzten November, wo es tiefer nicht mehr ging - das sahen ja alle so, innerhalb wie auch außerhalb. Wenn man das mit heute vergleicht, hat er einen guten Job gemacht, hat vieles richtig gelesen. Und ich hoffe für ihn und für uns alle, dass da jetzt noch ein bisschen mehr geht."

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