Markus Merk: Uruguay-Schiri wurde vom Videobeweis gerettet
WM-Kolumne
16.07.2018 | 10:24 Uhr
Mit Beginn des Turnieres warten 35 Schiedsrichter auf ihren Einsatz und jeder möchte den ersten Pfiff tätigen, Eröffnungsspiel heißt das erste Wunschspiel. Tag für Tag wartest du im Trainingscamp auf deine Ansetzung, das Scharren der Fußballschuhe ist bei der täglichen Ansetzungs-Zeremonie zu hören... wieder nicht am Start, weiter trainieren, den Fokus hochhalten. Ich kenne beide Situationen, von Eröffnungsspiel bei der EM 2000 bis Spiel 31 bei der WM 2002 in Japan/Südkorea.
So ist es Felix Brych und seinem Team ergangen. Natürlich erwartet man, dass der amtierende Weltschiedsrichter aus der großen Schiedsrichter-Nation Deutschland direkt am Start ist. Aber Ungeduld ist fehl am Platz und die Strategien der FIFA sind oft nicht nachvollziehbar. Schon wurden auch Spekulationen über das Leistungsvermögen und den Stellenwert der deutschen Schiedsrichter angestellt. Überzogen. Genau wie die These, dass man das Team noch schont.
Jetzt darf das Team Brych ran, Serbien gegen Schweiz. Die WM ist gerade erst einmal acht Tage alt. Der erste Eindruck deutet nicht auf das Knallerspiel dieser WM hin. Insgesamt gibt es für einen Schiedsrichter keine leichten Spiele, jedes Spiel, jeder Entscheidungsmoment kann dein persönliches Ende bei dem Turnier bedeuten, zumal die Leistungsdichte extrem hoch ist. Respekt nach der ersten Woche, Fehlentscheidungen und schlechte Schiedsrichterleistungen muss man bei dieser WM suchen.
Neue Technik rettet Schiri Andres Cunha
Interessant sicher, dass Schiedsrichter Andres Cunha aus Uruguay nach der Partie Frankreich - Australien mit Iran gegen Spanien schon zwei Partien der ersten zehn pfeifen durfte. Interessant vor allem deshalb, weil ihn in der ersten Partie Videobeweis und Torlinientechnologie bei den beiden Toren der Franzosen "gerettet" haben.
In der Vergangenheit hätten diese beiden Fehler, wenn sie auch menschlich nachvollziehbar waren, das WM-Aus bedeutet, heute wird die definitiv auch die perfekte Umsetzung und die Korrektur durch Videobeweis belohnt. So ändert sich die Situation für die Schiedsrichter im technologischen Zeitalter.
Der Einsatz des Videoassistenten bewahrt die Schiedsrichter vor spielentscheidenden Fehlern, mindert den Druck und nimmt sie aus der Schusslinie. Und die Videoassistenten bringen sich, im Gegensatz wie wir es oft in der Bundesliga erlebt haben, wohltuend zurückhaltend ein. Die wichtigste und erste Entscheidungsinstanz ist und bleibt der Schiedsrichter. Viele Situationen werden gecheckt, nur wenige angemahnt, die Entscheidungen aus der Grauzone, die es in jedem Spiel gibt, bleiben wie vom Hauptschiedsrichter entschieden. "The ruling in the Field stands" (Die Entscheidung im Feld steht), wie es im American Football seit jeher vorgelebt wird.
Zurück zu der Ansetzung des deutschen Schiedsrichter-Teams. Sicher liegt ihm das Spiel, ein europäisches Duell, meist mit weniger emotionalen Überraschungseffekten als es in Partien mit südamerikanischen und afrikanischen Teams zu erwarten ist. Und es behält ihm die Option vor, die ganz hochgehandelten Spiele mit den Titelfavoriten in der K.o.-Phase unbelastet pfeifen zu können. Keine schlechte Option.
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