Neymar-Wahnsinn: "Ausnahme-Künstler sind ihr Geld wert"
Neue Kolumne von Lothar Matthäus: "So sehe ich das"
16.11.2017 | 12:05 Uhr
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner neuen Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de.
Ich war sehr überrascht, wie sich Christian Streich, Rudi Völler und selbst Uli Hoeneß zuletzt über das aktuelle Geschehen auf dem Transfermarkt geäußert haben.
"Der Gott des Geldes" werde "irgendwann alles verschlingen" sagte Freiburgs Trainer angesichts des 222-Millionen-Transfers von Neymar Junior von Barcelona nach Paris.
Völler fand es "makaber", Uli Hoeneß sagte schon kurz vor (!) Neymars Wechsel, dass es "Wahnsinn" sei, was sich auf dem Transfermarkt abspiele. Er halte es für "bedenklich" wie mit dem Geld um sich geschmissen werde, "als wenn eine Million nichts mehr wäre."
Mir gefallen diese Aussagen nicht.
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War Rummenigge-Wechsel der Anfang?
Denn immerhin hat Dortmund auch mal eben 20 Millionen für Maximilian Philipp bezahlt, was gemäß Streichs Maßstäben dann auch viel zu viel ist. Oder die 41,5 Millionen für Corentin Tolisso von Olympique Lyon.
41,5 Millionen für einen Spieler, den kaum einer zuvor kannte. Im Gegensatz eben zu Neymar Junior. Der gehört zu den drei besten Spielern der Welt. Der kann große Spiele gewinnen. Seinen Namen kennt nahezu jeder auf der Welt. Er war schon vor dem Wechsel nach Paris eine strahlende Marke.
Ein Spieler seiner Klasse, diese ganz wenigen Ausnahme-Künstler, sind auch dieses Geld wert.
Und was waren die 11 Millionen Mark dann eigentlich, die Bayern München 1984 für einen Karl-Heinz Rummenigge von Inter Mailand erhielt? Vor wohlgemerkt über 30 Jahren. Zu einer Zeit, in der Bayern einen Bruchteil des heutigen Umsatzes hatte. War das nicht mit der Anfang des ganzen Transferirrsinns?
Mal abgesehen davon, dass das Geld doch mit großer Wahrscheinlichkeit dem deutschen Markt wieder zugutekommt.
BVB kann Dembele-Millionen nicht ablehnen
Dass Barcelona offenbar an Dortmunds Ousmane Dembele, als Ersatz für jenen abgewanderten Neymar, interessiert ist, ist absolut nachvollziehbar. Er hat alle Voraussetzungen, neben Lionel Messi und Luis Suarez zu bestehen.
Dembele verfügt ebenso über enorm hohe Geschwindigkeit wie auch über ein exzellentes Auge. Von seinen Vorlagen profitierte hauptsächlich Pierre-Emerick Aubameyang, der dadurch Torschützenkönig wurde.
Bei dem ist übrigens auch noch nicht der Verbleib in Dortmund gesichert. Nach meinen Informationen hat der AC Mailand seine Fühler nach wie vor ausgestreckt und ist interessiert, ihn noch vor Saisonbeginn zu verpflichten.
Zwei Dortmunder Leistungsträger werden also umworben. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Dortmund als börsennotiertes Unternehmen ein dreistelliges Millionen-Angebot ablehnen könnte, sollte Barcelona bei Dembele wirklich ernst machen.
Reschke-Abgang für Bayern zu verkraften
Aber kommen wir noch einmal zum FC Bayern zurück, der ja auch ganz aktuell einen Abgang zu beklagen hat. Wenn auch nur vom Technischen Direktor Michael Reschke.
Ich bin verwundert, wenn ich bei ihm immer nur von "Super-Spürnase" lese. Denn wir wollen ja nicht vergessen, dass er auch für die Verpflichtung von Medhi Benatia, Serdar Tasci, Douglas Costa und Renato Sanches mit verantwortlich war.
Und seien wir mal ganz ehrlich: um einen Mats Hummels, Sebastian Rudy oder Arturo Vidal zu empfehlen braucht man auch keinen ausgeprägten Spürsinn. Dafür reicht auch normales Fußball-Knowhow. Auch bei Tolisso muss man die Entwicklung erst einmal abwarten.
Dass Reschke Bayern verlassen hat, werden die Bayern verkraften.
Gewaltige Lücke durch Lahm und Alonso
Viel mehr fehlen ihnen Philipp Lahm und Xabi Alonso. Die haben nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine eine gewaltige Lücke hinterlassen.
Ich glaube, dass den meisten Nicht-Profi-Fußballern gar nicht klar ist, wie wichtig eine funktionierende Hierarchie in der Umkleide ist.
Genau an der fehlt es. Die Münchner haben zwar noch einen Spaßvogel, einen Lautsprecher und ein paar meinungsstarke Spieler. Es fehlen aber diese zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten, an denen sich gerade die jungen Spieler orientieren können.
Von einem Alonso konnte man einfach nur vom Zuschauen schon lernen, wie man eine Mannschaft führt.
Es wird also noch Zeit brauchen.