Sahin über seine Liebe zum BVB und den Wechsel zu Real
Emotionaler Text veröffentlicht
16.08.2017 | 11:37 Uhr
Nuri Sahin hat mit einem bewegenden Text seltene Einblicke in die Gedanken eines Profis gegeben. Bei The Players Tribune blickt er zurück auf seine Kindheit, seinen gefloppten Wechsel zu Real Madrid - und huldigt den BVB-Fans.
In seinem Gast-Beitrag erzählt der 28-Jährige, wie schwer ihm damals der Wechsel zu den Königlichen gefallen sei. Eine SMS seines Beraters brachte 2011 alles ins Wanken: "Hey Nuri, Real Madrid wants you."
Mit 14 Jahren durfte er als Jugendspieler bei der Borussia als Balljunge beim Champions-League-Knaller gegen Real Madrid auflaufen. "Figo, Zidane, Ronaldo, Casillas, Roberto Carlos - sie alle waren da in unserem Stadion", schreibt Sahin: "Ich ging nach Abpfiff zu Ronaldo, obwohl es uns eigentlich verboten war, und bewunderte dieses weiße Trikot so sehr. Ich sagte mir: Eines Tages werde ich für Dortmund spielen. Aber was auch kommen mag, eines Tages auch für Real Madrid."
"Südtribüne wie die Mona Lisa"
Nach seinem besonders prägenden Debüt mit 16 Jahren vor der Südtribüne (der "Mona Lisa und größte Sehenswürdigkeit des Sports", wie Sahin sagt) gegen Erzrivale Schalke 04, sechs emotionalen Jahren bei Schwarz-Gelb und der frisch gewonnenen Meisterschaft 2011 habe er "unzählige schlaflose Nächte" erlebt.
Dortmund habe ihm "so viel gegeben", dass er sich gefragt habe: "Wie kann ich sie jetzt verlassen? Ich bin schließlich mein ganzes Leben BVB-Fan vom Herzen gewesen."
Gespräch mit Jürgen Klopp gab den Ausschlag
Ausschlaggebend für den Wechsel soll ein Gespräch mit dem damaligen Trainer Jürgen Klopp gewesen sein. "Ich werde dieses Gespräch niemals vergessen", sagt Sahin heute: "Ich musste einfach mit Jürgen sprechen, um mich zu entscheiden. Und der sagte: 'Nuri, es ist deine Enscheidung. Auch wenn du gehst, sollst du wissen, dass ich immer für dich da bin. Du bist für immer mein Freund.'"
Seine größe Befürchtung sei es gewesen, in Dortmund zu bleiben, mit dem Kopf aber in Madrid und damit "verloren" zu sein. "Jürgen verstand mich und sagte, ich soll meinem Herzen folgen. Und das tat ich dann."
Angst vor der Gelben Wand beim Comeback
Er schaffte es nach Madrid, doch eine krasse Verletzung in der allerersten Trainingseinheit stoppte das Abenteuer, bevor es richtig angefangen hatte. Auch ein Comeback-Versuch über eine Leihe in Liverpool scheiterte, wie Sahin sagt, aufgrund seines Heimwehs: "Irgendwas hat mir beim Spielen gefehlt. Ich wusste lange nicht was, doch dann begriff ich. Ich musste wieder Teil der Dortmund-Familie sein. Die Leute in Dortmund sind der Grund, warum ich Fußball spiele, wie ich spiele."
Sahin sehnte sich nach der Südtribüne. Er machte sich aber Sorgen darüber, wie ihn die Fans empfangen würde. "Ich wusste, ich hatte ihnen mit meinem Wechsel allen wehgetan", so der Deutsch-Türke. Was dann im Signal Iduna Park geschah, werde er ebenfalls nie vergessen.
"BVB-Fan zu sein, heißt bedingungslos lieben"
"Jürgen Klopp rief mich beim Aufwärmen zu sich ran und sagte: 'Nuri... schließ die Augen. Hörst du das?' Ich drehte mich zur Gelben Wand und schloss die Augen. Sie sangen meinen Namen", berichtet Sahin. "Ich dachte wirklich, sie würden dich hassen", scherzte Jürgen Klopp laut Sahin, gefolgt von einem "classic booming laugh" - dem typischen Klopp Lachen: "Er wuschelte mir durch die Haare, schubste mich aufs Feld und die Zuschauer explodierten.
Spätestens da habe der 28-Jährige gewusst: "Das Band zwischen den Menschen in Dortmund und mir wird niemals zerschnitten sein. Echte Liebe, das bedeutet zu bedingungslos zu lieben. Das ist der Geist von Borussia und unsere größte Stärke."