Schalke-Coach wackelt
14.03.2019 | 22:19 Uhr
Nach dem 0:7-Debakel von Schalke 04 bei Manchester City schloss Trainer Domenico Tedesco einen Rücktritt aus. Doch der 33-Jährigen steht beim abgestürzten Vizemeister vor dem Aus.
Ein kurzer Händedruck mit Pep Guardiola, dann war Domenico Tedesco im Kabinengang verschwunden. Mit seinen Spielern, so schien es, wollte der angezählte Trainer von Schalke 04 nach dem historischen Debakel von Manchester nichts mehr zu tun haben. Wird er wohl auch nicht. Zwar schloss der 33-Jährige eine halbe Stunde später einen Rücktritt aus, doch nach der 0:7 (0:3)-Demütigung im Champions-League-Achtelfinale bei Manchester City steht er vor dem Aus.
"Es war ein unglaublich bitterer Abend für den ganzen Verein. Für die Fans, die so viel auf sich genommen haben, tut es mir am meisten leid", sagte Sportvorstand Jochen Schneider am Mittwochmittag vor dem Rückflug.
"Wir können nach dem Spiel nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir werden Gespräche führen, diesen will ich im Moment aber nicht vorgreifen ", führte Schneider fort.
Dass Tedesco am Samstag (ab 14 Uhr LIVE und EXKLUSIV in der Original Sky Konferenz auf Sky Sport Bundesliga 1 HD) im Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig noch auf der Bank sitzt, wollte er nicht bestätigten. Im Gegenteil: "Wo gibt's Garantien? Das war gestern zu heftig und zu deutlich."
Freiwillig aufgeben will der junge Trainer aber nicht. "Ich habe keine Sekunde daran gedacht, irgendwas zu verändern meinerseits", hatte Tedesco nach Spielschluss gesagt: "Ich bin selbst jetzt stolz, Trainer des FC Schalke 04 zu sein. Ich bin auch in dieser schwierigen Situation gerne hier und gebe alles."
Auch wenn es nach der höchsten Europapokalniederlage der Vereinsgeschichte und der deutlichsten Pleite eines Bundesliga-Klubs in der Königsklasse auf den ersten Blick anders ausgesehen hatte, fühle er sich "nicht im Stich gelassen". Die Ergebnisse sprechen jedoch eine andere Sprache: Nach sieben Ligaspielen in Folge ohne Sieg und fünf Pflichtspielpleiten in drei Wochen mit 21 Gegentoren ist Schalke am Tiefpunkt angekommen.
Der als Interimstrainer gehandelte Mike Büskens, UEFA-Cup-Sieger von 1997, saß in der schwärzesten Schalker Europacup-Stunde fassungslos auf der Tribüne. Sky Experte Dietmar Hamann mutmaßte: "Für Tedesco würde eine Entlassung wie eine Erlösung wirken."
In Manchester erntete Schalke nur Mitleid. Selbst der überragende Leroy Sane, der mit einem Tor und drei Vorlagen die "Demolition men" (The Telegraph) anführte, litt mit seinem Ex-Klub. "Es tut mir heute noch mehr weh", sagte der Nationalspieler mit Blick auf den 3:2-Sieg im Hinspiel auf Schalke, als er mit einem Traumtor die Königsblauen aus allen Träumen gerissen hatte. Allerdings konnte er sich dabei ein Lachen nicht verkneifen.
Und wie er auf dem Feld gleich drei Schalker nacheinander schwindelig gespielt hatte, erst Weston McKennie, dann Jeffrey Bruma, schließlich Hamza Mendyl, hatte ihm ganz offensichtlich viel Spaß gemacht. "Ich versuche, jede Minute auf dem Platz zu genießen", sagte er. Einen Schalker Abstieg kann er sich allerdings nicht vorstellen: "Es ist ein sehr großer Verein, der in die Bundesliga gehört. Deswegen hoffe ich, dass sie noch die Kurve kriegen."
Ob dass mit Tedesco als Trainer gelingt, ist äußerst fraglich geworden. Auch wenn Stürmer Guido Burgstaller versprach: "Wir werden uns mit dem Trainer aufbäumen, die Ärmel hochkrempeln und weiterkämpfen." Seit Wochen schon fehlen nach solchen Sprüchen aber die Taten.