Werder Bremen vor Abstieg aus der Bundesliga: Das wären die Folgen
Gewaltige Einbußen! Das droht Werder bei einem Abstieg
07.03.2020 | 18:22 Uhr
Am 15. März ist Zahl(en)tag bei der DFL. Mitte des Monats erwarten die zuständigen Verbandsgremien die Lizenzierungsunterlagen der Profi-Klubs. Werder Bremen wird schlüssige Finanzkonzepte für die Bundesliga und die 2. Bundesliga vorlegen müssen.
Derzeit scheint alles andere als ausgeschlossen, dass die Bremer am 16. März auch ihren sportlichen Plan für den Rest der laufenden Saison nachjustieren müssen. Das schwer angeschlagene Liga-Urgestein strampelt sich durch den Klassenkampf - dass Florian Kohfeldt tatsächlich bis zum Ende an Bord bleiben wird, scheint eher unwahrscheinlich. Der Coach des Tabellen-17. hatte in dieser von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Spielzeit sogar ein unglückliches Timing beim Ultimatum, das er sich kürzlich selbst gestellt hatte.
Tritt Kohfeldt zurück?
Gegen Frankfurt und in Berlin müssten Punkte her, hatte Kohfeldt nach der Niederlage gegen Dortmund klargestellt. Und falls nicht? "Was dann wäre, würden wir dann besprechen", stellte er in den Raum - wohlwissend, dass das als Rücktrittsankündigung für den Ernstfall interpretiert werden würde. Natürlich ahnte er da noch nicht, dass das Heimspiel gegen die Eintracht auf einen unbestimmten Termin verschoben werden musste. Kohfeldts definierter Zwei-Spiele-Zeitraum für die selbst auferlegte Punkte-Bewährungsfrist läuft also mit der Heimpartie gegen Leverkusen ab - am Montag, den 16. März. Rausschmiss unwahrscheinlich, Rücktritt denkbar.
Sollte Kohfeldt den eigenen Abgang zu diesem Zeitpunkt als alternativlos betrachten, würde das bedeuten, dass es Werder eben nicht geschafft hätte, die angestrebte Punkteausbeute einzufahren. Das wiederum würde bedeuten, dass das Horrorszenario 2. Liga bei dann noch neun ausstehenden Spielen eine deutlich bedrohlichere Statur angenommen hätte als ohnehin schon. Eine Perspektive mit einschneidenden Folgeerscheinungen - atmosphärisch und wirtschaftlich.
Bremen drohen gewaltige Verluste
Bremen liebt Werder. Und Bremen braucht Werder. Eine vom Verein in Auftrag gegebene Studie des Beratungsunternehmens Nielsen Sports beziffert die Wertschöpfung, die der Klub für den Standort generiert, wie folgt: Bei Heimspielen entsteht durch Verzehr und Anreise der Stadionbesucher ein regionaler Ertrag von etwa 15 Millionen Euro.
Insgesamt liegt die Wertschöpfung des Vereins inklusive Übernachtungen und touristischer Nutzungen laut Nielsen-Studie bei rund 300 Millionen Euro jährlich. Die Stadt müsste mehr als 50 Millionen Euro in Print-, Online- und TV-Werbung investieren, um die Sichtbarkeit zu erzielen, die die Weser-Metropole dank Werder gratis bekommt. Weniger Fans, weniger Gäste, weniger Umsatz - mehr Probleme für alle, die auf unterschiedliche Arten von Werders Dauerpräsenz in der Eliteabteilung profitieren.
Und auch für den Verein selbst hätte der Abstieg natürlich eine tiefgreifende wirtschaftliche Zäsur zur Folge. Die TV-Gelder würden von 65 auf 30 Millionen, die Zuschauereinnahmen von 28,2 auf etwa 22,5 Millionen Euro sinken. Der Gesamtumsatz ginge von 157 zurück auf 112 Mio. Euro und der Profi-Etat würde von derzeit 55 Mio. Euro auf 30 Mio. Euro schrumpfen.
Spitzenleute nicht zu halten
Hohes Zweitliga-Niveau, mit dem es gleichwohl nicht möglich wäre Spitzenkräfte wie Milot Rashica, Maxi Eggestein, Davy Klaassen oder Jiri Pavlenka zu halten, die trotz teilweise mauer Vorstellungen einen Markt haben. Zumindest würden die quälenden Kaufverpflichtungen für Davie Selke (15 Mio), Leo Bittencourt (7 Mio.) und Ömer Toprak (6 Mio.) entfallen. Ein schwacher Trost.
Abgerechnet wird am 16.5., dem letzten Bundesliga-Spieltag. Oder spätestens am 27.5., vermutlich der Tag des Relegations-Rückspiels. Die notwendigen inhaltlichen und wirtschaftlichen Schlüsse aus der vollkommen verkorksten Saison zu ziehen, wird so oder so eine höchst anspruchsvolle Aufgabe. In welcher personellen Konstellation die künftige grün-weiße Ausrichtung geplant wird, ist unklar. Frank Baumanns Kaderplanung steht in der Kritik, Florian Kohfeldts Krisenmanagement ebenfalls.
Bilanzen sprechen gegen die Verantwortlichen
Der Plan des Aufsichtsratsvorsitzenden Marco Bode, die Krise - selbst im Abstiegsfall - gemeinsam zu bewältigen, hat längst nicht bei allen Beteiligten und Beobachtern für Begeisterung gesorgt. Selbst im beschaulichen Bremen, wo die Profi-Fußball-Uhr ein wenig anders tickt, als an vielen anderen Bundesliga-Standorten, wird an Zahltagen abgerechnet. Und die Bilanzen sprechen derzeit deutlich gegen die Verantwortlichen.