Wie viel Jude steckt in Jobe? Passt Bellingham zum BVB?
"Ich verstehe den Hype um Jobe nicht", sagt BVB-Reporter Jesco von Eichmann im Sky Sport Podcast "Auffe Süd". Er und sein Kollege Patrick Berger diskutieren über den bevorstehenden Transfer.
06.06.2025 | 11:30 Uhr
Drei Jahre lang war Jude Bellingham bei Borussia Dortmund. In 132 Spielen für den BVB erzielte er 24 Tore und gab 25 Vorlagen, dann wechselte er zu Real Madrid und gewann mit den Königlichen vor einem Jahr die Champions League.
Auch wenn Jobe Bellingham den Vergleich nicht mag und seinen eigenen Weg gehen möchte, so wird der 19-Jährige doch immer wieder an seinem älteren Bruder gemessen.
"Jobe ist kein zweiter Jude"
Wenn man jedoch genau hinschaut, dann stellt sich heraus, dass Jobe seinem Bruder gar nicht so ähnlich ist, wie von vielen angenommen.
"Jobe ist kein zweiter Jude", sagt Patrick Berger in der aktuellen Ausgabe des Sky Podcasts "Auffe Süd". Berger beruft sich auf die Analyse von "Create Football", die Jobe zwar als "großgewachsenen, dynamischen Spieler im zentralen Mittelfeld" beschreibt.
Im Gegensatz zu seinem zwei Jahre älteren, aber fünf Zentimeter kleineren Bruder sei Jobe aber "kein klassischer Box-to-Box-Spieler, sondern eher ein Bindeglied im Mittelfeld, der Angriffe initiiert und auf sämtlichen Positionen spielen kann", führt Berger fort.
Das sind Jobe Bellinghams Stärken und Schwächen
Jobes Stärken seien "großes Durchsetzungsvermögen, sehr gute Balleroberung, Passqualität und Passschärfe sowie die Dynamik in raumüberwindenden Dribblings", heißt es in der Analyse.
"Er schlägt unglaublich präzise Pässe über weite Distanzen. 65 Prozent seiner langen Flugpässe kommen an. Das ist ein Topwert", erklärt Berger. Dazu komme eine hohe Zweikampf- und Pressingintensität.
Jobes Stärken würden die Schwächen des BVB (fehlende Dynamik und Laufangebote sowie Chancenkreation aus dem Zentrum) demnach beheben, woraus sich ein Match von 90 Prozent (Need 5/5, Spielstil 4/5, Stammplatz 5/5) ergibt.
Der im Vergleich zu dessen Vorgänger Nuri Sahin veränderte Spielstil unter Niko Kovac (etwas tiefere Abwehrlinie, mehr Umschaltspiel, Konterangriffe), "passt gut zu Bellingham", berichtet Berger.
Jobes größte Schwäche sei neben der fehlenden Erfahrung auf Top-Liga-Niveau seine geringe Strafraumpräsenz. Bellingham spielt äußerst selten Pässe in die Box und kommt kaum selbst zum Abschluss.
Was sieht der BVB in Jobe Bellingham?
Das stehe allerdings im Gegensatz zu dem, was der BVB den Journalisten in Hintergrundgesprächen mitgeteilt habe, "dass sie in ihm jemanden sehen, der auch mal vorgezogen auf der Sechs, auf der Acht spielen kann oder sogar teils auf einer Zehn, weil er eben eine große Torgefährlichkeit hätte. Die nackten Zahlen sehen ein bisschen anders aus", stellt Berger fest.
"Ich verstehe den Hype um ihn (Jobe) nicht so richtig", meint von Eichmann. "Ich sehe in den Zahlen nicht hundertprozentig, dass er ein Spieler ist, der dich auf das nächste Level hebt."
Wo findet Jobe seinen Platz im BVB-Team?
Aus der Bellingham-Analyse lese er "viel von dem, was zum Beispiel auch ein Felix Nmecha mitbringt." Auch Marcel Sabitzer sei ein Spieler "mit ähnlichen Veranlagungen, gerade nach vorne" - was ihn zu der Frage bringt: Wo findet Jobe Bellingham seinen Platz im BVB-Team?
"Für Brandt? Für Adeyemi? Für Sabitzer? Was passiert dann mit Groß?"
Man müsse das Ganze perspektivisch betrachten, erklärt Berger. Brandts Vertrag laufe 2026 aus und auch Sabitzer werde früher oder später weg sein. Groß sei bereits 33 und werde auch nicht mehr ewig beim BVB spielen.
"Sebastian Kehl und Niko Kovac haben ja einen ganz klaren Plan mit Jobe Bellingham. Sonst würden sie den nicht so umgarnen und dann am Ende auch zum BVB holen."
Natürlich könne man den Transfer aber auch kritisch begutachten, räumt Berger ein.
Eine (zu) große Hypothek für Jobe?
Die Erwartungen, die durch den Namen Bellingham geweckt werden, könnten eine "große Hypothek sein", mit der Jobe in seine Zeit bei Borussia Dortmund gehe, warnt von Eichmann.
"Bei dem, was ich gesehen habe, was ich lese, muss ich mich erst noch überzeugen lassen", sagt der Sky Sport Reporter, "aber ich bin ja überzeugungsfähig. Ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren."
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