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SPIELENDE n.V. LIVE Verl. HZ

Deutschland - Schweden. Fußball WM Gruppe F.

Fisht Olympic StadiumZuschauer44.287.

Deutschland 2

  • M Reus (48. minute)
  • J Boateng (s/o 82. minute)
  • T Kroos (95. minute)

Schweden 1

  • O Toivonen (32. minute)

Last-Minute-Wahnsinn! Kroos rettet DFB vor WM-Aus

Tor in der Nachspielzeit

Die historische Schmach ist vorerst abgewendet, der angeschlagene Titelverteidiger Deutschland hat bei der WM in Russland den vorzeitigen Totalschaden dank Toni Kroos verhindert. Der Champions-League-Sieger von Real Madrid erzielte nach einer nervenaufreibenden Zitterpartie gegen Schweden in Unterzahl den erlösenden Siegtreffer zum schwer erkämpften 2:1 (0:1) in der Nachspielzeit (90.+5).

Nach der Schlappe zum Auftakt gegen Mexiko und Tagen der Selbstzweifel kann der Weltmeister das Achtelfinale mit einem Sieg am Mittwoch gegen Südkorea in Kasan (ab 15:45 Uhr live auf Sky Sport UHD) aus eigener Kraft erreichen. Allerdings darf sich Deutschland trotz der Kehrtwende nach dem blamablen 0:1 gegen Mexiko zum WM-Auftakt auch nicht zu sicher fühlen - zumal Jerome Boateng fehlen wird. Der Abwehrchef sah in der 82. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte.

Kroos ätzt gegen Kritiker -  die Stimmen zum Schweden-Spiel
Kroos ätzt gegen Kritiker - die Stimmen zum Schweden-Spiel

Dank eines Freistoß-Treffers von Toni Kroos in der letzten Minute der Nachspielzeit kann Deutschland das WM-Achtelfinale doch noch aus eigener Kraft erreichen. Sky fasst die Stimmen nach dem 2:1-Sieg gegen Schweden zusammen.

"Der Sieg kam glücklich in der Nachspielzeit und in Unterzahl zustande. Letztendlich war es schon auch verdient, weil wir an uns geglaubt haben, drangeblieben sind. Wir haben eine gute Moral bewiesen", sagte Bundestrainer Joachim Löw nach der Partie.

Und weiter: "Eigentlich hatte Schweden nur zwei Möglichkeiten. So ein Fehler passiert auch einem Spieler wie Toni Kroos. Ich freue mich sehr, dass er dann das Tor erzielt hat. Heute haben wir bei weitem weniger Fehlpässe gesehen als gegen Mexiko. Bei unserem offensiven Drang kann ein Fehler immer zu einem Gegentor führen."

DFB-Elf hat es in der eigenen Hand

Sollte Schweden nach seinem Erfolg gegen Südkorea (1:0) auch gegen die zweimal siegreichen Lateinamerikaner gewinnen, sind drei Mannschaften punktgleich - das bedeutet: Deutschland braucht Tore, um sich gegen einen der Konkurrenten durchzusetzen.

  1. An der Erleichterung nach dem Last-Minute-2:1-Sieg gegen Schweden hat Manuel Neuer großen Anteil. Im deutschen Team gab es neben Führungsspieler-Qualitäten im zweiten Gruppenspiel auch Totalausfälle zu beobachten.
    Image: An der Erleichterung nach dem Last-Minute-2:1-Sieg gegen Schweden hat Manuel Neuer großen Anteil. Im deutschen Team gab es neben Führungsspieler-Qualitäten im zweiten Gruppenspiel auch Totalausfälle zu beobachten. © Getty
  2. Manuel Neuer: Hat sich vom verletzten Problembär erneut zum Fels in der Brandung entwickelt. Rettete Deutschland in der 12. Minute vor einem noch früheren Rückstand und unmittelbar vor der Halbzeit vor dem vorzeitigen 0:2-Knockout. Beim Gegentor durch Toivonen war er machtlos. NOTE: 2
    Image: Manuel Neuer: Hat sich vom verletzten Problembär erneut zum Fels in der Brandung entwickelt. Rettete Deutschland in der 12. Minute vor einem noch früheren Rückstand und vor der Halbzeit vor dem vorzeitigen 0:2. Beim Gegentor machtlos. NOTE: 2 © DPA pa
  3. Joshua Kimmich: Wurden hinten rechts vermisst, weil er wie gegen Mexiko meist vorne rechts rumturnte. Konnte aber, abgesehen von zwei, drei passablen Flanken, auch dort nichts zum Gelingen beitragen. NOTE: 4
    Image: Joshua Kimmich: Wurde hinten rechts vermisst, weil er wie gegen Mexiko meist vorne rechts rumturnte. Konnte aber, abgesehen von zwei, drei passablen Flanken, auch dort nichts zum Gelingen beitragen. NOTE: 4 © DPA pa
  4. Antonio Rüdiger: Setzte sich im Duell um die Hummels-Vertretung gegen Niklas Süle durch. Sorgte mit seinem haarsträubenden Fehlpass in der 12. Minute dafür, dass man sich urplötzlich nach Süle sehnte. Sah auch im entscheidenden Duell gegen Toivonen vor dem 0:1 nicht glücklich aus. NOTE: 5
    Image: Antonio Rüdiger: Setzte sich im Duell um die Hummels-Vertretung gegen Niklas Süle durch. Sorgte mit seinem Fehlpass in der 12. Minute dafür, dass man sich urplötzlich nach Süle sehnte. Sah auch im Duell vor dem 0:1 mit Toivonen schlecht aus. NOTE: 5 © Getty
  5. Jerome Boateng: Ist im Berliner Wedding aufgewachsen und zeigte bei seinem Zweikampf mit Forsberg früh, dass er die Sprache der Straße spricht. Hatte Glück, dass Schiri Marciniak nicht auf Elfmeter für Schweden entschied. Ließ dem Unparteiischen in der 82. Minute keine Wahl, als er Marcus Berg abräumte. Gelb-Rot. Nicht clever und nicht gut. NOTE: 5
    Image: Jerome Boateng: Musste früh einen Rüdiger-Patzer ausbaden, als er gegen Berg gerade noch rette. Hatte Glück, dass Schiri Marciniak nicht auf Elfmeter entschied. Nach Fouls an Forsberg (71.) und Berg (82.) dann ohne Glück: Gelb-Rot! NOTE: 5 © Getty
  6. Jonas Hector: Mit seinem 1. FC Köln bald nur noch zweitklassig, aber in einer wackligen Defensive beinahe der einzige Lichtblick. Sehr solide. Wurde in der 87. Minute aus taktischen Gründen für Julian Brandt ausgewechselt. NOTE: 3
    Image: Jonas Hector: Mit seinem 1. FC Köln bald nur noch zweitklassig, aber in einer wackligen Defensive beinahe der einzige Ankerpunkt. Sehr solide. Wurde in der 87. Minute aus taktischen Gründen für Julian Brandt ausgewechselt. NOTE: 3  © Getty
  7. Sebastian Rudy: Ein Name, den viele Event-Fans auf der Schland-Meile wohl erstmal googeln mussten. Bekam schon in der 24. Minute unglücklich den Fuß von Toivonen ins Gesicht. Musste mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ausgewechselt werden, bevor er das deutsche Mittelfeld stabilisieren - oder sich der Event-Fan sein Gesicht merken konnten. NOTE: 4
    Image: Sebastian Rudy: Ein Name, den viele Event-Fans wohl erstmal googeln mussten. Bekam leider in der 24. Minute den Fuß von Toivonen ins Gesicht. Nasenbeinbruch! Musste runter, bevor sich die Event-Fans sein Gesicht merken konnten. NOTE: 4 © DPA pa
  8. Toni Kroos: Trabte weitgehend gewohnt lässig und souverän durchs Mittelfeld. Spielte leider diesmal auch sehr lässige und ungewohnte Fehlpässe, die Schweden für gefährliche Konter nutzte. Aber wahre Qualität erkennt man daran, dass man nach so einer Leistung in der 95. Minute per Freistoß das 2:1 reinhämmert. NOTE: 2
    Image: Toni Kroos: Trabte weitgehend gewohnt lässig und souverän durchs Mittelfeld. Spielte leider diesmal auch sehr lässige und ungewohnte Fehlpässe, die Schweden für gefährliche Konter nutzte. Hämmert in der 95. dann das Ding rein. Wahre Qualität. NOTE: 2 © DPA pa
  9. Thomas Müller: Rackerte, wühlte, schimpfte und müllerte. Dabei fehlte ihm, wie auch seinen Sturmkollegen, oft das so dringend benötigte Glück vor dem Tor. NOTE: 4
    Image: Thomas Müller: Rackerte, wühlte, schimpfte und müllerte. Dabei fehlte ihm, wie auch seinen Sturmkollegen, oft das so dringend benötigte Glück vor dem Tor. Insgesamt mit Luft nach oben. NOTE: 4 © Getty
  10. Julian Draxler: Hätte die deutsche Mannschaft schon nach zwei Minuten in Führung schießen können. War offensiv bemüht, doch der Bundestrainer schickte ihn nach der Halbzeit nicht mehr aufs Feld. NOTE: 4
    Image: Julian Draxler: Hätte die deutsche Mannschaft schon nach zwei Minuten in Führung schießen können. War offensiv bemüht, doch der Bundestrainer schickte ihn nach der Halbzeit nicht mehr aufs Feld. NOTE: 4 © Getty
  11. Marco Reus: Von gefühlt 82 Millionen Deutschen in der Startelf gefordert. Bewegte die Lippen zur Hymne und sich immer wieder geschickt in der Offensive. Erzielte nach der Halbzeit den 1:1-Ausgleich. War immer in der Nähe, wenn Deutschland gefährlich wurde.  NOTE: 2
    Image: Marco Reus: Von gefühlt 82 Millionen Deutschen in der Startelf gefordert. Bewegte die Lippen zur Hymne und sich immer wieder geschickt in der Offensive. Traf zum 1:1. War immer in der Nähe, wenn Deutschland gefährlich wurde. NOTE: 2 © Getty
  12. Timo Werner: Musste in der zweiten Halbzeit im Zentrum Platz für Mario Gomez machen. Kam dort viel besser zur Geltung und schlug prompt die Flanke von links, die zum 1:1 durch Reus führte. Insgesamt aber nicht der erhoffte Leistungs-Durchbruch. NOTE: 4
    Image: Timo Werner: Musste in der zweiten Halbzeit im Zentrum Platz für Mario Gomez machen. Kam auf dem Flügel viel besser zur Geltung und schlug prompt die Flanke von links, die zum 1:1 führte. Insgesamt eine ordentliche Partie. NOTE: 3 © DPA pa
  13. Mario Gomez: In der Halbzeit für Draxler eingewechselt. Lenkte Werners Flanke auf den Fuß von Torschütze Reus. Sorgte im Strafraum der Schweden auch darüber hinaus für Gefahr. Versetzte kurz vor Schluss die deutschen Fanmeilen in Entsetzen, als er mit einem Kopfball an Torwart Olsen scheiterte. NOTE: 3
    Image: Mario Gomez: Kam In der Halbzeit für Draxler. Lenkte Werners Flanke auf den Fuß von Torschütze Reus. Sorgte immer für Gefahr und kurz vor Schluss für Entsetzen auf den Fanmeilen, als er mit einem Kopfball an Torwart Olsen scheiterte. NOTE: 3 © DPA pa
  14. Ilkay Gündogan: In der 31. Minute für Rudy eingewechselt. Verhielt sich bis zum Abpfiff weitgehend unauffällig, gewann aber kurz vor dem Abpfiff einen wichtigen Defensivzweikampf. Note: 4
    Image: Ilkay Gündogan: In der 31. Minute für Rudy eingewechselt. Verhielt sich bis zum Abpfiff weitgehend unauffällig, gewann aber kurz vor dem Abpfiff einen wichtigen Defensivzweikampf. Note: 4 © Getty
  15. Julian Brandt: Kam in der 87. Minute für Jonas Hector. NOTE: -
    Image: Julian Brandt: Kam in der 87. Minute für Jonas Hector und traf mit einem beherzten Schuss immerhin den Pfosten. NOTE: - © DPA pa

Gegen Schweden dauerte es bis zur 48. Minute ehe Marco Reus mit seinem linken Knie den Bann brach und den ersten deutschen Treffer in Russland erzielte. Der Dortmunder war für Mesut Özil in die Mannschaft gerückt. Der Treffer setzte Kräfte frei, die Mannschaft stemmte sich gegen den GAU - Kroos ließ Löw mit seinem spektakulären direkten Freistoßtreffer aus spitzem Winkel aufatmen und Millionen Fans in der Heimat in Jubel ausbrechen. Die DFB-Elf hatte den Schock endgültig verdaut, der sie nach dem Gegentor durch Ola Toivonen (32.) befallen hatte.

Özil und Khedira auf der Bank

Ohne Özil, Sami Khedira sowie den angeschlagenen Mats Hummels, dafür mit Reus, Sebastian Rudy sowie Antonio Rüdiger war die DFB-Auswahl erwartungsgemäß feldüberlegen in die Partie gestartet, drückte sofort gewaltig aufs Tempo, verlor aber immer wieder die Kontrolle. Nach einer guten Anfangsviertelstunde mit Chancen durch Julian Draxler und Thomas Müller war die Stabilität jedoch plötzlich dahin - und die Schweden wurden immer mutiger.

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Der Ausgleich von Marco Reus schenkt dem DFB-Team und den Fans im Spiel gegen Schweden wieder Hoffnung.
Image: Reus trifft zum Ausgleich gegen Schweden.  © Getty

Schon zuvor hatten sie erste Chancen: Müller konnte den Leipziger Emil Forsberg nur unter massivem Trikotziehen im Strafraum ablaufen (6.), nach einem Ballverlust von Rüdiger tauchte der ehemalige Hamburger Marcus Berg plötzlich vor Manuel Neuer auf - der Kapitän rettete großartig (12.), allerdings war Berg durch den ihn verfolgenden Jerome Boateng ins Stoplern gebracht worden, ein Elfmeter wäre nicht unberechtigt gewesen.

Schweden verunsichert DFB-Elf

Ab diesem Zeitpunkt war bei der deutschen Mannschaft plötzlich die Luft raus. Die Auswahl mit fünf Weltmeistern von 2014 und fünf Confed-Cup-Siegern wirkte verunsichert, in den Spielaufbau schlichen sich Fehler ein, die Passsicherheit der ersten Minuten war weg. Den Gegentreffer leitete ein Patzer von Toni Kroos ein, Schwedens Angreifer spitzelte den Ball bedrängt von Rüdiger über Neuer hinweg ins Tor. Sekunden vor der Pause verhinderte Neuer großartig einen Treffer von Berg (45.+2).

Last-Minute-Wahnsinn! So lief der Schweden-Krimi
Last-Minute-Wahnsinn! So lief der Schweden-Krimi

Zum Nachlesen: Die Highlights im Blog.

Vor dem Treffer von Toivonen hatte die ohnehin schon verunsicherte deutsche Mannschaft sechs Minuten lang nur zu zehnt gespielt: Der nach einem Zusammenprall heftig aus der Nase blutende Rudy war gerade durch Ilkay Gündogan ersetzt worden (31.). Gleich nach der Pause kam dann noch Mario Gomez, er ersetzte den schwachen Draxler und sorgte sofort für Unruhe im schwedischen Strafraum: Reus nutzte dies zum Ausgleich. Kroos (49.) und Müller (51.) hätten beinahe nachgelegt, der eingewechselte Julian Brandt traf kurz vor dem Siegtreffer mit einem Schuss aus 16 Metern nur den Pfosten.

Kroos schießt Deutschland ins Glück

Die DFB-Auswahl hatte keines ihrer letzten acht WM-Spiele gewonnen, bei denen sie zur Halbzeit zurücklag - letztmals war ihr ein Sieg bei der Heim-WM 1974 gelungen: gegen Schweden. Und nach dem Ausgleich tat der Weltmeister alles, dass es lief wie vor 44 Jahren beim 4:2 (0:1): Allein, vieles blieb Stückwerk, war geprägt von Ungeduld und Fehlern.

Alle News zur WM in unserem WM-Blog auf Sky
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Nach tagelangem Reden und Überlegen hatte Löw in der Tat ein paar Überraschungen bereitgehalten. Seine Nibelungentreue, die er vor der WM bereits bei Mario Götze aufgegeben hatte, entzog er nun auch den schier unantastbaren Özil und Khedira. Özil hatte seit seinem WM-Debüt im Auftaktspiel 2010 alle 26 Spiele bei WM- und EM-Endrunden bestritten, zusammen mit Khedira stand er beim Aufwärmen minutenlang gelangweilt am Mittelkreis.

Die Tabelle der Gruppe F

Team Spiele Tore Punkte
Mexiko 2 3:1 6
Deutschland 2 2:2 3
Schweden 2 2:2 3
Südkorea 2 1:3 0

Die Begründung für die beiden Wechsel, die DFB-Direktor Oliver Bierhoff vor dem Spiel in der ARD abgab, war eine schallende Ohrfeige für die Nichtnominierten. "Man hatte nicht das Gefühl, dass jeder den Ernst der Lage kennt", sagte er. Gegen Schweden gehe es um den Sieg, "da muss man die Mannschaft aufstellen, von der man das Gefühl hat, dass sie zu hundert Prozent gewinnt". Das Bauchgefühl - es ließ Löw nicht im Stich. (sid)