TSG Hoffenheim - FC Bayern München. Bundesliga.
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Skandal in Sinsheim: Hetze gegen Hopp - Spieler setzen Zeichen
01.03.2020 | 11:21 Uhr
Ein handfester Skandal überschattete den 6:0-Erfolg von Bayern München in Sinsheim gegen die TSG Hoffenheim, wieder gab es Hetze gegen 1899-Mäzen Dietmar Hopp. Die Spieler antworteten mit einem Nichtangriffspakt.
Im strömenden Regen von Sinsheim gingen Karl-Heinz Rummenigge und Dietmar Hopp nach dem Abpfiff des Skandalspiels Seite an Seite über den Platz. Mit einem denkwürdigen Nichtangriffspakt hatten die Spieler von Bayern München und der TSG Hoffenheim beim 6:0 (4:0) des Rekordmeisters nach Hass und Hetze gegen Hopp von unbelehrbaren Bayern-Fans, die ein verunglimpfendes Transparent gezeigt hatten, in den letzten 13 Spielminuten ein klares Zeichen gesetzt.
Die Spieler schoben sich die Bälle nach der Fortsetzung der Partie, die von Schiedsrichter Christian Dingert (Gries) für zehn Minuten unterbrochen wurde, nur noch gegenseitig zu. "Die Idee kam von den Spielern", berichtete Rummenigge bei Sky, "ich schäme mich zutiefst für diese Chaoten und habe mich bei Dietmar Hopp auch entschuldigt." Der Bayern-Boss kündigte das schärfste Vorgehen gegen die Verursacher des Skandals an: "Wir haben alles mitgefilmt und werden die Leute zur Rechenschaft ziehen."
Rummenigge glaubt, dass das Spiel in Sinsheim eine Zäsur bedeutet: "Die ganze Bundesliga, die DFL und der DFB müssen zusammenstehen und gegen diese Chaoten vorgehen. Das war das hässliche Gesicht von Bayern München. Dafür gibt es keine Entschuldigung."
Am Spielfeldrand hatten Rummenigge und Hopp gemeinsam die letzten ereignisarmen 13 Minuten, die vom Applaus der Hoffenheimer Fans begleitet wurden, verfolgt. Auch die Spieler und Offiziellen beider Klubs stimmten in den Schlussminuten in den Klatsch-Protest gegen die Hetzer ein.
Die Spieler beider Teams ließen sich am Ende von den Hoffenheimer Anhänger feiern, der Bayern-Block wurde links liegen gelassen. Rummenigge und Hopp bedankten sich nach dem Abpfiff demonstrativ beim Schiedsrichtergespann dafür, dass ein kompletter Abbruch der Partie vermieden werden konnte. Von den Rängen gab es "Dietmar-Hopp"-Sprechchöre.
Die Sportgerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird sich mit Sicherheit mit den Vorfällen von Sinsheim beschäftigen. In der 67. und 77. Minute wurde das Hass-Transparent gegen Hopp gezeigt. Schon nach der ersten Verunglimpfung suchte Rummenigge auf der Tribüne demonstrativ die Nähe von Hopp und sprach beruhigend auf diesen ein.
Laut Eskalationsstufe schickte der Unparteiische in der 77. Minute beide Mannschaften in die Kabine und unterbrach für zehn Minuten. Wäre das Banner gegen Hopp nochmals gezeigt worden, der Abbruch der Begegnung wäre nicht mehr zu vermeiden gewesen. Die Hoffenheimer Fans hatten einen solchen angesichts des Ergebnisses mit Sprechchören gefordert.
Erst vor Wochenfrist hatte es in Mönchengladbach ebenfalls Hetz-Plakate gegen Hopp gegeben. Auch hier hatte es vonseiten der Gastgeber klare Intervention und deutliche Worte ("50 Hornochsen", Manager Max Eberl) gegeben. Das Spiel konnte von Schiri Felix Brych (München) fortgesetzt werden, nachdem die Transparente abgehängt worden waren.
In Sinsheim gab es ebenfalls eine klare Haltung vonseiten der Bayern-Offiziellen gegen die eigenen Anhänger. Trainer Hansi Flick, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und auch die Spieler schimpften lautstark mit denen eigenen Fans.
Das Ergebnis war am Ende nur noch Makulatur. Vier Tage nach dem beeindruckenden Sieg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea (3:0) trafen der frühere Hoffenheimer Serge Gnabry (2.), Joshua Kimmich (7.), Joshua Zirkzee (15.), Philippe Coutinho (33./46.) und Leon Goretzka (62.) für die Bayern, die nunmehr neun Partien in Folge nicht verloren haben.
Für die TSG war es die höchste Heimniederlage ihrer Bundesliga-Geschichte. Der verletzte Bayern-Torjäger Robert Lewandowski wurde nicht vermisst.