Fußball WM
Marokko - Spanien. Fußball WM Achtelfinale.
16:00, Uhr, Dienstag, 06.12.2022.
Education City StadiumZuschauer: Zuschauer44.667.
Marokko gewinnt 3-0 im Elfmeterschießen
So viel von dieser Stelle. Vielen Dank für Ihr Interesse und bis später, wenn wir ab 20:00 Uhr wieder live am Ball sind. Bis dann!
Spanien geht damit Brasilien weiter aus dem Weg - und tritt die frühe Heimreise an. Marokko freut sich derweil aufs Viertelfinale am Samstag. Dann geht es ab 16:00 Uhr gegen den Sieger des Duells Portugal vs. Schweiz. Diese Partie gibts nachher ab 20:00 Uhr natürlich ebenfalls live bei uns.
Das belegen auch die Zahlen: Spanien gab 13 Schüsse ab, brachte aber nur einen (!) aufs Tor. Expected Goals? 0,93. Marokko hier zwar knapp unterlegen (0,73), doch die Qualität der Chancen war besser. Von sechs Abschlüssen kamen zwei aufs Tor.
Ein denkwürdiges Finale! Spanien verschießt alle drei Elfmeter (!) und scheidet aus. Und bei Marokko kennt der Jubel keine Grenzen mehr! Das erste Viertelfinale der Geschichte. Und das kommt nicht unverdient. Während Spanien aus der optischen Dominanz viel zu wenig machte, strahlte Marokko bei Kontern immer wieder Gefahr aus und hatte unterm Strich sogar die besseren Chancen. Nur fehlten zum Ende hin die Kräfte, der Lucky Punch blieb den Afrikanern verwehrt. Im Elfmeterschießen wurden die starke Defensivleistung und die Energie dann aber belohnt, bei Spanien das Gegenteil: Die spielerische Klasse kam zu selten auf, so ist das Aus nach Elfmeterschießen zwar in der Entstehung unglücklich, doch am Ende nicht unverdient.
Hakimi schießt Marokko ins Viertelfinale! Mit Nerven aus Stahl chippt der Ex-Dortmunder den Ball zum 3:0 in die Tormitte. Unai Simon entscheidet sich für die linke Ecke.
Irre! Auch Busquets trifft nicht! Erneut kein platzierter Strafstoß, Bono hält im linken Eck mit dem angewinkelten (!) Arm. Das sagt alles. Haben die Spanier wirklich alle 1000 Elfmeter trainiert? Es bleibt beim 0:2, Marokko kann mit dem nächsten Schützen bereits alles klar machen!
Jetzt hält auch Unai Simon! Benoun ähnlich schwach: Flach und halbwegs auf die linke Seite, der spanische Keeper ist zur Stelle.
Wahnsinn! Spanien verschießt den zweiten Elfmeter! Soler flach und irgendwo auf die rechte Seite - ganz schwach geschossen. Bono hält.
Ziyech erhöht für die Marokkaner! Strammer Schuss in die Mitte, Unai Simon war nach rechts unterwegs. 0:2!
Sarabia verschießt! Der Joker setzt den Ball an den rechten Pfosten. Bono war in der Ecke.
Sabiri eröffnet für Marokko - und trifft! Flach auf die rechte Seite, Unai Simon ist in die andere Richtung unterwegs und kann das 0:1 nicht verhindern.
Spanien hätte wohl drei Stunden spielen können und kein Tor erzielt. Zu wenig Tempo, kaum Ideen. So überstand Marokko auch die Verlängerung, in der Spanien zu keiner zwingenden Chance kam. Marokko dagegen mit zwei Hochkarätern. Aber das ist jetzt alles egal. Gleich beginnt der Showdown im Elfmeterschießen ...
Dann pfeift Rapallini ab! Die Entscheidung fällt vom Punkt.
Die Megachance für Spanien! Busquets legt nach links zu Soler, der sofort an den zweiten Pfosten in Richtung Sarabia flankt. Und dort nagelt der Joker den Ball aus spitzem Winkel an den langen Pfosten!
Wer das Spiel der Spanier gesehen hat, meldet große Zweifel an, dass hier noch etwas passiert. Also FÜR Spanien. Denn gefährlich wurde in der Verlängerung nur Marokko.
Auch Marokko wechselt nochmal: Ounahi hat Feierabend, Benoun soll das Ergebnis absichern.
Drei Minuten werden nachgespielt.
Williams, der erst in Minute 75 kam, muss wieder runter. Kann Sarabia noch was bewirken?
Egal, ob Spanien weiterkommt oder nicht. Unterm Strich machen die Iberer viel zu wenig aus ihrem Ballbesitz. Im ersten Durchgang gabs 69 Prozent Ballbesitz und 0,23 Expected Goals. Nach der Pause 81 Prozent Ballbesitz, aber keine merkbare Steigerung der Torgefahr (0,32). Das Team von Enrique wirkt ideenlos.
Marokko fehlt nicht viel zum Lucky Punch! Konter so einfach wie möglich: Steilpass auf Cheddira, der halblinks im richtigen Moment startet. Bis an den Strafraum ist es dann weit, so weit, dass Cheddiras mangelndes Tempo zum Problem wird. Rodri eilt hinterher und verhindert den Abschluss. Wenn da ein Hakimi oder Ziyech steht ...
Saiss ist zurück.
Bitter für Marokko, das wohl seinen Abwehrchef verliert. Saiss klagt nach einem langen Schlag über Probleme im Oberschenkel. Im Moment wird er behandelt.
Vielleicht stellt sich später heraus, wer artig geübt hat. Denn ein Elfmeterschießen scheint immer wahrscheinlicher. Spanien erweckt zumindest nicht den Eindruck, noch eine zündende Idee parat zu haben. So hat Marokko leichtes Spiel.
Luis Enrique wettert an der Seitenlinie, dass Bono beim Abstoß zu lange braucht. Haben seine Spieler die "Hausaufgaben" etwa nicht gemacht? Der spanische Coach hat seine Spieler bereits vor einem Jahr beauftragt, in ihren Vereinen Strafstöße zu trainieren. 1000 sollten es sein bis zur WM.
Bei aller Liebe für die marokkanische Defensive - die spanische Mannschaft wird hinterher in der Kritik stehen. Insgesamt zu uninspiriert, im letzten Drittel zu fehlerbehaftet. Wenn von zehn Schüssen nur einer aufs Tor kommt, sagt das einiges.
Läuft wieder.
Dominante Spanier tun sich weiterhin sehr schwer. Morata hatte eine Halbchance - das wars. Marokko dagegen mit einem gefährlichen (Abseits-)Konter und der Top-Chance für Cheddira. Fragt sich nur, ob SO eine Chance wiederkommt.
Dann ist Halbzeit in der Verlängerung.
Eine Minute Nachschlag.
DICKE Chance für Marokko! Die Spanier bekommen nahe des eigenen Strafraums keinen Zugriff, Ounahi kann ein paar Meter gehen und Cheddira rechts in die Box schicken. Der Joker nimmt den Ball mit und schließt aus zehn Metern ab - Unai Simon pariert mit dem rechten Fuß! Zu zentral der Ball. Wäre aber beinahe durch die Beine des Keepers geflutscht.
Rodri hat genug Pässe gespielt - 193 übrigens - er verliert die Geduld. Und rutscht beim Verzweiflungsschuss aus 40 Metern auch noch weg.
Spanien spielt jetzt immer häufiger den Chippball in die Box. Wobei man sagen muss, wir starten bei überschaubarem bis nicht vorhandenen Niveau. Nur ist die Zeit halt langsam ein Faktor, in einem Elfmeterschießen hilft die spielerische Klasse bekanntlich wenig.
Der Druck nimmt zu. Also ein bisschen. Morata bricht halblinks durch, tankt sich an die Grundlinie und flankt. Nur doof, dass er nicht auf sich selber flanken kann. Williams ist in der Luft weniger begabt, Ounahi klärt.
Ins spanische Ballgeschiebe mischt sich mal ein langer Ball, Rodri über alle hinweg und in die Box, doch Balde ist gut bewacht. Im Verbund bereinigen die Marokkaner.
Und Jordi Alba wird durch Balde ersetzt.
Zwei frische Kräfte bei Spanien: Olmo macht Platz für Ansu Fati.
Puh, so frei ist Morata selten. Da bricht Williams auf rechts mal durch, kratzt den Ball von der Grundlinie und bringt ihn vors Tor. Da steht Morata frei, steigt hoch - und verpasst das Leder nur knapp. Aber so könnte es gehen. Joker für Joker.
Wahnsinn! Für ein paar Sekunden träumt Marokko vom Lucky Punch! Einer der wenigen Momente des marokkanischen Ballbesitzes, Amrabat dribbelt lässig durchs Mittelfeld. Dann nimmt er den Kopf hoch, schickt Cheddira in die Tiefe. Der kommt bis an den Strafraum, braucht aber einen Tick zu lang - und Laporte spitzelt den Ball noch weg. Ein Treffer hätte aber nicht gezählt, direkt danach geht die Fahne korrekterweise hoch.
Auf dem Feld keine News, da spielen die Spanier weiter ihren Stiefel weiter. Aber Neues gibts von den Rängen. Die Pfiffe werden einen Tick leiser. 90 Minuten hatte sich so mancher Fan dann doch kürzer vorgestellt.
Die erste Halbzeit der Verlängerung läuft.
Die Extra-Schicht war absehbar. Spanien wurde im zweiten Durchgang NOCH dominanter, biss sich an aggressiven und disziplinierten Marokkanern aber die Zähne aus. So waren spanische Abschlüsse Mangelware, für die marokkanischen Gegenstöße reicht ohnehin eine Hand. Hier ist weiterhin Geduld gefragt.
Dann pfeift Referee Rapallini ab. Es gibt Verlängerung!
Das wird gefährlich! Der Leipziger bringt den Ball als Aufsetzer halbhoch Richtung langes Eck, zwei Spanier rutschen am Ball vorbei, Bono muss spät reagieren - und pariert zur Seite!
Schafft Spanien den Lucky Punch? Es gibt nochmal Freistoß im linken Halbfeld. Olmo wird übernehmen ...
Freistoß für Marokko auf der rechten Bahn: Ziyech drischt den Ball rein, zwei Kopfballablagen später kommt der Abschluss von Amrabat - aber Unai Simon hat den Aufsetzer sicher. Hinterher ohnehin zweitrangig, Referee Rapallini ahndet ein Offensivfoul.
Fünf Minuten werden übrigens nachgespielt.
Soler bringt den Ball ans entfernte Fünfereck, wo Morata sich geschickt wegstiehlt, aber den Ball per Kopf nicht optimal trifft. Deutlich drüber.
Und natürlich Freistoß. Links neben dem Strafraum stehen Soler und Pedri bereit ...
Saiss ringt Olmo nieder und stoppt damit einen Angriff. Das gibt Gelb.
Räume für Spanien. Also nur kurz: Soler mit einem tollen Tiefenpass auf Morata, der halbrechts in den Strafraum eindringt. Doch er ist gut bewacht, muss ablegen - und der mitgerückte Williams bleibt dann mit seinem Schuss an Amrabat hängen. Der Wille der Marokkaner ist ungebrochen.
Seltener Ausflug der Afrikaner ins letzte Drittel. Ziyech hat halbrechts etwas Platz, er schickt Hakimi in die Tiefe. Der Ex-Dortmunder flankt an den zweiten Pfosten, Ezzalzouli legt per Kopf ab - doch dann wird Cheddira am Schuss gehindert.
Wenig später geht Aguerd raus, El Yamiq kommt.
Bitter für Marokko: Aguerd sitzt am Boden, er scheint Probleme im Adduktorenbereich zu haben. Da bahnt sich ein Wechsel an ...
Frisch eingetroffen, diese Statistik: Nur vier Prozent des Geschehens in den letzten 15 Minuten spielte sich im spanischen Defensivdrittel ab. Und ja, Unai Simon steht noch auf dem Feld.
Und Mazraoui macht Platz für Attiat-Allah.
En-Nesyri wird durch Sabiri ersetzt.
Dreifachwechsel bei Marokko: Amallah weicht für Cheddira.
Ein Abschluss! Erstmals wird Morata in Szene gesetzt. Williams dribbelt von rechts nach innen, steckt im richtigen Moment in den Strafraum auf Morata. Der erläuft den scharfen Pass gerade noch, der Abschluss aus spitzem Winkel geht fast zwangsläufig am langen Pfosten vorbei.
Williams sorgt tatsächlich für etwas Belebung, lässt rechts seinen Gegenspieler stehen und flankt dann halbhoch an den ersten Pfosten. Olmo startet, doch Aguerd ist einen Tick schneller und klärt. Sogar ins Seitenaus, also keine Ecke für Spanien.
Alles, was nach einem Schuss aussieht, nehmen wir mit. Muss ja. So ist Olmos Versuch von der Strafraumkante, nachdem eine Flanke geklärt worden war, eine Erwähnung wert. Auch wenn der Ball meilenweit daneben geht. Wie weit, ist Olmos Gesicht unschwer zu entnehmen.
Laporte kommt gegen Hakimi zu spät und trifft ihn am Fuß. Dafür gibts die erste Gelbe - in einer sonst sehr fairen Partie.
Also wirft Enrique einen neuen Offensivspieler rein: Williams kommt für Ferran Torres ins Spiel.
Was den Spaniern fehlt, ist ein Überraschungsmoment. Weder schaffen die Iberer einen Tempowechsel oder einen genialen Pass, noch wäre einer der Spieler in der Lage, mal zwei, drei Verteidiger aussteigen zu lassen. Das kleinteilige Spiel dekodieren die Marokkaner damit immer besser.
Nach einem Ballgewinn legt Ziyech zurück in die eigene Viererkette, von da wird der Ball nach vorne gedroschen - und ist weg? Nein, handgestoppte vier Stationen erlebt die Kugel noch. Aber dann, dann ist Spanien wieder am Ball. 0:0, anders kann das marokkanische Ziel für die 90 Minuten kaum lauten.
Positiv aus Sicht der Iberer: Mehr Ballbesitz kann im Zweifel nie schaden. Denn Momente der Entlastung generiert Marokko quasi keine mehr. Erst 17 Pässe haben die Afrikaner seit Wiederbeginn in der spanischen Hälfte gespielt.
Die Räume rund um die Box macht das aber noch enger. So plätschert das Spiel dahin: Während die marokkanischen Fans weiter fleißig pfeifen, üben sich die Spanier in Geduld ...
Allmählich könnte es für Marokko auch eine Kraft-Frage werden. Das intensive Arbeiten gegen den Ball hat wohl einige Körner gekostet, zumindest lassen sich die Afrikaner nun deutlich tiefer fallen, können Spanien im Aufbau kaum mehr stören.
Boufal hat in Halbzeit eins viele Kräfte gelassen, war nach der Pause kein Faktor mehr. Für ihn kommt Ezzalzouli ins Spiel.
Alba steht inzwischen wieder auf dem Feld.
Außerdem wird der bemühte, aber wirkungslose Gavi durch Soler ersetzt.
Zunächst die geplanten Wechsel: Asensio geht raus, die "echte Neun" namens Morata kommt.
Kommt noch ein unfreiwilliger Wechsel dazu? Alba stoppt Ziyech, lässt ihn "auflaufen". So bekommt der Spanier einen Schlag auf den Oberschenkel, das Spiel ruht, Alba wird behandelt.
Und es tut sich was auf der Bank, gleich kommen bei Spanien zwei neue Spieler.
Ziemlich sicher, dass Morata heute noch kommt. Hat immerhin in allen drei WM-Spielen bisher getroffen. Und mit ihm bekäme das spanische Spiel eine neue Komponente. Dann KÖNNTE auch mal eine frühe Flanke zum Erfolg führen.
Wir können im Datensalat wühlen, weil Spanien uns die Zeit gibt. Da läuft der Ball zwar nahezu fehlerfrei, aber eben nur durch Verteidigung und Mittelfeld. Die vordere Dreierreihe hängt weiterhin in der Luft.
"Nur" 69 Prozent waren es allein in Halbzeit eins. Macht also in Summe einen Gesamt-Ballbesitz von 72 Prozent.
Die Pfiffe halten weiter an. Da beweisen die marokkanischen Fans großes Durchhaltevermögen. Ein solches ist auch gefragt, schließlich wird Spaniens Dominanz im Moment von Minute zu Minute größer. 87 Prozent Ballbesitz bisher in Durchgang zwei.
... Asensio legt kurz ab für Olmo, der aus spitzem Winkel mit rechts draufhält. Super Schusstechnik, strammer Schuss, aber Bono hat gute Sicht und muss den wegfausten. Tut er auch.
Olmo startet links ins Dribbling, nähert sich dem Strafraum. Dann die Ablage auf Gavi, der an Hakimi vorbeigeht - und vom Ex-Dortmunder gefällt wird. Freistoß für Spanien, links neben dem Strafraum ...
Die marokkanischen Fans haben in der Halbzeit übrigens Kraft getankt. Waren die Pfiffe in Durchgang eins immer weniger geworden, bewegen wir uns jetzt wieder auf dem Niveau der Anfangsminuten. Gibt auch genug spanische Pässe, die man doof finden kann.
Jetzt aber rein in Durchgang zwei, der mit einem Freistoß für Spanien im rechten Halbfeld beginnt. Einige Mitspieler starten gen Tor, doch die Hereingabe von Asensio kommt zu ungenau. Marokko klärt.
Wie ausgeglichen die erste Hälfte war, zeigt auch dieser Vergleich: Spanien mit acht Ballaktionen im gegnerischen Strafraum, Marokko mit sechs.
Ohne personelle Wechsel gehts weiter.
Die spanische Passmaschine läuft - aber nur da, wo es Marokko nicht weh tut. So verbuchen die Iberer erwartungsgemäß deutliche Feldvorteile, doch die extreme Kompaktheit und Disziplin der Afrikaner sorgt dafür, dass Asensio und Co. erst zwei nenneswerte Chancen hatten. Marokko dagegen macht aus wenig viel, erzeugte bei Nadelstichen immer wieder Gefahr. Das sollte Warnung genug sein für Enrique.
Dann ist Halbzeit!
Eine Minute wird nachgespielt.
Nochmal eine Szene der Spanier: Nach einer kurz ausgeführten Ecke von rechts wird Gavi im Rückraum angespielt. Den ersten Verteidiger lässt er ins Leere grätschen, danach bringt der die Flanke tief an den zweiten Pfosten - kein Mitspieler in Sicht.
Chance für Marokko! Einen Halbfeldfreistoß bekommen die Spanier nicht geklärt, von rechts flankt Hakimi in die Box, Busquets verlängert per Kopf, Boufal bringt den Ball nochmal rein - und Aguerd köpft aus zehn Metern nur knapp drüber!
Entsprechend schleppt sich der spanische Fußball eher durch diese Partie. Wobei nicht davon auszugehen ist, dass sich nach dem Seitenwechsel großartig etwas ändert. Marokko hat bei dem Spielstand keinen Bedarf, die Taktik zu ändern. Da muss Spanien schon etwas kreativer werden.
Keine Statistik führt schöner vor Augen, wie schwer sich Spanien hier tut: Von 319 Pässen kamen nur 25 ins Angriffsdrittel. Das sind gerade mal sieben Prozent!
Unheimlich diszipliniert, wie Marokko verteidigt. Ferran Torres will rechts im Strafraum zum Verteidiger eindrehen, schafft das eigentlich auch und hätte dann freie Schussbahn - doch dann kommt noch ein dritter Afrikaner herbei und bereinigt. Sehr aufmerksam.
Ferran Torres setzt im Aufbau zum Dribbling an, doch Mazraoui setzt ihn erfolgreich unter Druck und gewinnt den Ball. Danach sucht der Bayern-Profi den schnellen Abschluss - Unai Simon hat allerdings gute Sicht und hält.
Marokko schlägt den Ball hinten raus, En-Nesyri an der Mittellinie im Luftduell mit Rodri - der dann einen Freistoß herschenkt. Ohne Not mit den Händen gearbeitet, En-Nesyri stand eigentlich auf verlorenem Posten. So gewinnt Marokko wertvolle Entlastung.
Halbe Stunde gespielt, Spanien erwartungsgemäß mit absoluter Kontrolle. 68 Prozent Ballbesitz, gefühlt 85. Doch die Räume im letzten Drittel sind eng, erst zwei nennenswerte Chancen der Iberer. Eine davon klar Abseits.
Dann sehen die Marokkaner mal, warum zu hohes Stehen gegen Spanien schlecht enden kann. Super Chippball von Laporte hinter die letzte Kette der Afrikaner, Asensio startet im richtigen Moment. Links im Strafraum schießt er dann aus spitzem Winkel ans Außennetz. Durchatmen bei Marokko.
Irre Szene, aber am Ende nur halb so wild: Hoher Ballgewinn der Spanier, Pedri flankt sofort in die Box, wo Asensio den Ball sofort für Gavi ablegt. Der zimmert den Ball an die Latte, den zweiten Ball schickt Asensio gleich hinterher - doch Amrabat wirft sich dazwischen. Allerdings: Direkt danach geht die Fahne hoch, Asensio stand klar im Abseits.
Der Ball ruht, Boufal liegt am Boden. Die TV-Bilder zeigen, wie er im Zweikampf mit Busquets einen Schlag aufs Knie abbekommt. Boufal braucht kurz einen Moment, macht dann aber weiter.
Große Klasse von Boufal. Auf der linken Seite springt er geschickt von einen Fuß auf den anderen, bringt Llorente völlig aus dem Gleichgewicht. Als der Spanier letztlich ins Nichts tackelt, geht Boufal vorbei, bringt die Flanke, En-Nesyri verlängert - doch dann wird Ziyech am Schuss gehindert. Starke Szene - besonders von Boufal.
Wenig später der zweite Freistoß für Marokko. Diesmal weiter draußen, gut 40 Meter und halbrechts. Ziyechs Hereingabe ist nicht hoch genug und scheitert am ersten Verteidiger.
Für Marokko kommt es heute aufs Umschalten an. Nach Ballgewinn soll es schnell gehen, also drischt Ziyech den Ball von links einmal quer über den Rasen. Dort macht Hakimi zwar den Ball fest, aber Spanien ist mit genug Männern hinter der Kugel. So entsteht keine Chance, aber zumindest Entlastung.
Kommt also nicht überraschend, der spanische Wert bei den Expected Goals: 0,0. Wenn Sie wissen wollen, wie hoch der Wert für einen Freistoß aus 25 Metern halblinker Position ist: 0,04. Vor einigen Minuten vergeben von Hakimi.
Wer "kompakt" steht, macht gern die Räume "eng". Was Marokko da macht, verdient aber eine Steigerung. "Extrem" eng trifft es ganz gut. Nur wenige Meter zwischen den Ketten, sobald Spanien ins vordere Drittel eindringt, ist sofort jemand da.
Dennoch: Die Marokkaner werden jetzt einen Tick mutiger, stehen etwas höher. Der erste konstruktive Angriff springt auch heraus, Mazraoui wird links in die Tiefe geschickt. Seine Flanke von der Grundlinie soll am zweiten Pfosten En-Nesyri erreichen, doch Unai Simon schnappt sich den Ball.
Boufal schenkt im Aufbau den Ball her, da ergeben sich mal Räume für Spanien. Ferran Torres dribbelt an, legt quer für Gavi - unsauber. Konterchance dahin, Marokko wieder am Ball.
Rechtsfuß Hakimi hebt den Ball über die Mauer, aber auch über die Latte hinweg. Unai Simon sieht früh, dass er nicht eingreifen muss.
Schlecht gealtert, der untere Eintrag. Womöglich hat Marokko die erste Chance. Boufal holt gut 25 Meter halblinks vor der Box einen Freistoß raus ...
An spielerischer Intelligenz mangelt es also nicht, doch zunächst heißt es: Steine klopfen. Sehr zähe Anfangsphase, noch keine nennenswerte Aktion innerhalb der Strafräume. Wobei sich der Plural noch nicht ganz erschließt. Marokko sieht den anderen Strafraum nur aus weiter Ferne.
Rodri und Laporte schrauben ihre Ballkontakte in die Höhe, da kommt die Statistik kaum nach. Mit Rodri übrigens ein gelernter Sechser in der Innenverteidigung, das sagt schon alles über den spanischen Ansatz.
So sehen die ersten Sequenzen auch aus. Spanien hinten mit ruhigem Aufbau, mal ein paar Annäherungen, aber noch kein Risiko. Marokko steht erstmal tief und setzt auf Kompaktheit.
Fragt sich, wer seine Kunst besser beherrscht: Die Spanier das Passen oder die marokkanischen Fans das Pfeifen? Die Iberer haben in der Gruppenphase nämlich einen neuen Rekord aufgestellt: 2489 Pässe kamen in den ersten drei Spielen an - Rekord seit Beginn der Datenerfassung in einer WM-Vorrunde.
Die spanische Passmaschine läuft. Begleitet von einem gellenden Pfeifkonzert.
Der Ball rollt!
Was den Support angeht, hat Marokko hier ein "Heimspiel". Große Unterstützung auf den Rängen, deutlich hörbar bei der Hymne. Die spanische hat keinen Text. Doof.
Schiedsrichter der Partie ist Fernando Rapallini aus Argentinien. Der 44-Jährige leitete bereits das erste Gruppenspiel der Marokkaner gegen Kroatien, das torlos blieb. Heute werden Treffer fallen - spätestens nach 120 Minuten.
Gespielt wird im Education City Stadium in Al-Rayyan. Bis zu 45 000 Zuschauer finden hier Platz.
Side Fact: Spaniens Trainer Luis Enrique präsentiert heute auf der Rechtsverteidigerposition bereits die dritte Lösung im Turnierverlauf. Wenn das kein Flicksches Omen ist.
Bayerns Verteidiger Mazraoui war nach dem Kanada-Spiel jedenfalls nicht verlegen um große Töne: "Ich sage nicht: Wir werden dieses Turnier gewinnen. Aber wir können es gewinnen."
Und jetzt im Achtelfinale gegen den "Wunschgegner"? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Denn Marokko ist eine DER Überraschungen des Turniers. Zum ersten Mal nach 36 Jahren die K.o.-Phase erreicht, als einziger afrikanischer Vertreter noch dabei - und immerhin eine Gruppe mit Kroatien, Kanada und Belgien überstanden. Als Gruppenerster mit sieben Punkten. An Selbstvertrauen mangelt es Hakimi und Co. mitnichten.
Nun sollte Enrique allerdings liefern, um den Kritikern in der Heimat den Wind aus den Segeln zu nehmen. Viele beurteilten die bisherigen Auftritte der "Furia Roja" als dürftig. Spielerisch war nur der Auftakt gegen Costa Rica glanzvoll (7:0), danach das 1:1 gegen Deutschland und die Japan-Pleite. Vier Punkte reichten am Ende nur dank der besseren Tordifferenz zum Weiterkommen.
Luis Enrique hat seine eigene Wahrheit, was das Japan-Spiel angeht. Während Fußball-Deutschland mit der eigenen Leistung gegen die Asiaten und der hauchdünnen Entscheidung vor dem 2:1 hadert, gab der spanische Coach in der Achtelfinal-PK vor, zu keiner Zeit vom Spielstand des deutschen Spiels gewusst zu haben. Alle, die Spanien einen Hauch von Wettbewerbsverzerrung vorwerfen, wird er damit nicht überzeugen. So oder so: Seine Mannschaft steht im Achtelfinale.
Die Spanier haben trotz der 1:2-Niederlage gegen Japan das Achtelfinale als Gruppenzweiter erreicht. Im Vergleich zu dieser Partie stellt Trainer Luis Enrique fünf Mal um. In der Abwehr beginnen Llorente, Laporte und Alba für Azpilicueta, Pau Torres und Balde, im Angriff spielen Ferran Torres und Asensio anstelle von Williams und Morata.
So beginnt Spanien (4-3-3): Unai Simon - Llorente, Rodri, Laporte, Alba - Gavi, Busquets, Pedri - Ferran Torres, Asensio, Olmo.
Bei Marokko gibt es nach dem 2:1 im letzten Gruppenspiel gegen Kanada einen Wechsel: Amallah spielt im Mittelfeld anstelle von Sabiri (Bank).
Die Startformation von Marokko (4-3-3): Bono - Hakimi, Aguerd, Saiss, Mazraoui - Ounahi, Amrabat, Amallah - Ziyech, En-Nesyri, Boufal.
Herzlich willkommen bei der WM 2022 in Katar zum Achtelfinale zwischen Marokko und Spanien.