Die enttäuschende Vorrunde der DHB-Auswahl ist abgeschlossen, nun liegt die volle Konzentration auf der Hauptrunde. Die Chance auf das Halbfinale ist da, dafür muss die Mannschaft von Christian Prokop einige Dinge ändern. Torwart-Legende Henning Fritz erklärt, was der Schlüssel zum Erfolg ist.
Die Vorrunde war eher durchwachsen, das Ticket für die Hauptrunde hat bis zur Schlusssirene auf sich warten lassen. Dass die DHB-Auswahl in die nächste Runde eingezogen ist und der Traum vom EM-Titel weiterlebt, ist angesichts der bisherigen Turnierleistung nicht selbstverständlich.
Die deutsche Nationalmannschaft um Weltstar Uwe Gensheimer hat bisher noch nicht einmal ansatzweise Normalform gezeigt. Für das Halbfinale in Stockholm muss sich noch sehr viel ändern, die Jungs von Bundestrainer Christian Prokop sollten schnellstens zur Topform finden. Ansonsten war's das mit einer Medaille.
Gelingt die Wende?
Henning Fritz, Weltmeister von 2007, Torwart-Legende und Sky Experte weiß, wie sich die Spieler derzeit fühlen: "Ich kenne die Situation, 2007 haben wir in der Vorrunde auch sehr durchwachsen gespielt, dann ist uns aber die Hauptrunde gelungen."
Ob dem derzeitigen Kader auch diese Wende gelingt? "Sie müssen die Handbremse im Kopf lösen. Das Potenzial ist da, aber der Schlüssel zum Erfolg ist der Kopf." Zuspruch und Vertrauen könne bei allen für den platzenden Knoten sorgen. Und wenn die aktuelle Blockade gelöst ist, wird auch die gute Leistung wieder zurückkehren, ist sich der 45-Jährige sicher.
Gensheimer: "Der Glaube ist da"
Das sieht auch Kapitän Uwe Gensheimer so: "Wir wissen alle, dass wir mehr können, deswegen ist der Glaube da. Wir haben ja nicht verlernt Handball zu spielen, sondern müssen das jetzt zeigen in den nächsten Spielen." Dafür wird es höchste Zeit, denn am Donnerstag wartet kein einfacher Gegner auf die Deutschen.
Um 20:30 Uhr ist Anpfiff gegen Weißrussland. Jedes Spiel in der Hauptrunde zählt. Wenn Deutschland ins Halbfinale will, dann müssen alle vier anstehenden Spiele deutlich gewonnen werden. Zudem ist man auf Schützenhilfe der Spanier gegen Kroatien angewiesen.
Weißrussland kann den Deutschen gefährlich werden
Bundestrainer Christian Prokop warnt: "Weißrussland ist eine sehr gute Mannschaft, vielleicht vom Namen her wieder nicht das Auffälligste, aber eine Mannschaft, die von Spielern gespickt ist, die Champions League spielen, die über eine tolle Mannschaftsleistung kommen, die sehr schnell spielen." Besonderes Augenmerk gilt dem Kreisspieler Artsiom Karalek vom Topklub Vive Kielce. "Er ist häufig Anspielpunkt Nummer eins. Außerdem haben sie mit Iouri Chevtsov einen ausgewieften Taktikfachmann an der Seite." Eine große Herausfprderung für die DHB-Auswahl. "Die wollen wir lösen und damit richtig Schwung aufnehmen für die Hauptrunde", so der Coach.
Um diese Aufgabe zu bestehen, hat Prokop eine Änderung im Kader vorgenommen. Für Marian Michalczik wird gegen Weißrussland Johannes Golla in den Kader rotieren. Golla war bereits während der Vorrunde als 17. Spieler mit in Trondheim.
"Wir müssen den Jungs den Druck nehmen"
Doch es muss noch mehr passieren als nur eine Kaderveränderung. "In allen Bereichen - im Tor, in der Abwehr, im Angriff - ist noch Potenzial nach oben. Ich erhoffe mir auch mehr von den deutschen Leistungsträgern wie Gensheimer und Andy Wolff", so Fritz. Dafür müssen die Fans, der Trainerstab und alle aus dem Umfeld dem Team den Druck nehmen und mehr Vertrauen schenken. "Wenn die Unsicherheit weg ist, kehrt das Selbstbewusstsein zurück."
Sein Tipp: "Immer Vollgas geben, bis zum Ende. Über einen größeren Vorsprung können wir viel mehr Selbstvertrauen sammeln." Momentan könne sich keiner auf den Nebenmann verlassen, ein großer Nachteil für die Defensive. "Kleinigkeiten und Nuancen entscheiden am Ende. Wenn der Kopf nicht frei ist, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, dann kann ein Team nicht erfolgreich sein. Die Lockerheit muss trotz Konzentration und Anspannung da sein. Dieser Faktor wird am Ende über den Europameister entscheiden."
Die Hauptrundenspiele der DHB-Auswahl im Überblick:
Donnerstag, 16. Januar, 20.30 Uhr/ARD: Weißrussland - Deutschland
Samstag, 18. Januar, 20.30 Uhr/ZDF: Kroatien - Deutschland
Montag, 20. Januar, 20.30 Uhr/ARD: Österreich - Deutschland
Mittwoch, 22. Januar, 20.30 Uhr/ZDF: Tschechien - Deutschland