Deutschland steht bei der Heim-WM in der Hauptrunde. Nun geht es gegen Island, Kroatien und Spanien. Sky Sport beleuchtet die Gegner.
Deutschland ist trotz der Kälte im Handball-Fieber und wäre es nicht schön, ein erneutes Wintermärchen zu feiern - so wie schon 2007?
Alles oder nichts
Nach der Vorrunde richtet das DHB-Team um Bundestrainer Christian Prokop die Augen nach vorne. Deutschland nimmt die Punkte aus den bereits absolvierten Partien gegen Frankreich und Brasilien mit in die Hauptrunde. Gegen den Weltmeister gab es ein Remis, gegen die Südamerikaner einen klaren Sieg.
Das DHB-Team startet also mit 3:1 Punkten in die Hauptrunde: In Köln geht es gegen Island, Kroatien und Spanien ans Eingemachte. Das ausgegebene Ziel: Halbfinale.
Die Rechnung hierfür ist einfach: Die Deutschen müssen die Hauptrundenspiele gewinnen, gegen Kroatien, gegen Spanien, gegen Island. Oder in den Worten von Sky Handball-Experte Stefan Kretzschmar: "Wenn wir ins Halbfinale wollen, müssen wir alle drei sowieso schlagen. Wir brauchen da nicht anfangen, zu rechnen." Erst dann ist der Einzug in die nächste Runde also sicher.
Island - 19.01. um 20:30 Uhr
Die Isländer befinden sich momentan im Umbruch. Viele junge Spieler stehen im Kader, der perfekte Mix scheint es noch nicht zu sein. Die Inselnation startet mit 0:4 Punkten und einem Torverhältnis von -11 in die Hauptrunde. Gegen Kroatien (27:31) und Spanien (25:32) waren die Schützlinge von Coach Gudmundur Gudmundsson chancenlos.
"Island als erster Gegner ist natürlich perfekt für uns, weil es der vermeintlich schwächste Gegner ist von den drei Mannschaften. Also guter Auftakt, den wir gewinnen müssen," so Kretzsche.
Auch Prokop hat die nächsten Konkurrenten unter die Lupe genommen. Unter Trainer Gudmundsson spielen sie "einmal in der Abwehr ein aggressives, mannbezogenes System, wo sie den Gegner schnell unter Druck setzen, versuchen dort leichte Tempotore zu machen." Außerdem spielen sie "mannschaftsdienlich" und "haben eine gute Mischung zwischen erfahrenen und vielen jungen Spielern".
Zu unterschätzen ist die Mannschaft also nicht. Bundesliga-Profi Arnor Gunnarsson vom Bergischen HC ist mit 31 Treffern (bei 37 Versuchen) aktuell der drittbester Werfer dieser Weltmeisterschaft. Auch Keeper Björgvin Gustavsson spielt hervorragend. Bislang glänzte er mit 51 Paraden. Das sind nur drei weniger als der dänische Spitzenreiter Niklas Landin.
Ob eine "gute Mischung" gegen die Deutschen reicht?
Kroatien - 21.01. um 20:30 Uhr
Die Kroaten starten als einzige Nation ohne Verlustpunkt in die Hauptrundengruppe 1. Und werden daher kein leichter Gegner. Auch Kretzschmar ist von den "Kauboijs" beeindruckt.
Vor dem Spiel Spanien vs. Kroatien (19:23) hätte der ehemalige Nationalspieler noch gesagt an "eins Spanien, zwei Kroatien, drei Island. Allerdings haben das die Kroaten gestern überragend gemacht. Und das zeigt mal wieder die These, dass wenn die Kroaten für ihr Land spielen, sie nochmal um ein Vielfaches über sich hinauswachsen."
Kroatien: "Emotionale Mannschaft mit viel Stars"
Das sieht Bundestrainer Prokop ähnlich: "Wir haben mit den Kroaten sicher eine ganz emotionale Mannschaft in Köln, die über richtige Stars verfügt. Angeführt von Domagoj Duvnjak oder Igor Karacic sind das einfach Leute, die Spiele im Alleingang an sich reißen können."
Spielmacher Domagoj Duvnjak vom THW Kiel (15 Turniertore) stellt zusammen mit dem Linkshänder Luka Stepancic von Paris Saint-Germain (19) den wichtigsten Angreifer der "Kauboij" (engl. Cowboys) dar.
Spanien - 23.01. um 20:30 Uhr
Und dann die heißblütigen Spanier, die den Coolness-Faktor der Deutschen gleich einmal dahinschmelzen lassen. Der amtierende Europameister von 2018 wurde jedoch in München von Kroatien geschlagen. Das müssen auch die Deutschen schaffen, wenn sie nicht wie im letzten Jahr von den Spaniern am dritten Hauptrundenspieltag ausrangiert werden wollen. Sonst herrscht womöglich bald Eiszeit. Brrrrr ...
Prokop analysiert auch die Taktik der Spanier penibel genau. "Sie spielen unheimlich lange Angriffe, sehr diszipliniert. Manchmal bis zu anderthalb, zwei Minuten." Da dürfe man nicht zu defensiv spielen.
"Selber sind sie in der Abwehr bekannt durch ihre antizipativen Fähigkeiten. Also sehr viel Ballklau, sehr viel Überzahl am Ballort, ist da gang und gäbe. Dementsprechend müssen wir uns was für das Angriffsspiel einfallen lassen. Wir müssen aber vor allen Dingen selber unsere Abwehr und das Tempospiel ankurbeln."
Fazit: Machbar!
Drei schwere Gegner also, aber es ist wahrlich kein reines Wunschdenken, auf einen Einzug in die nächste Runde zu hoffen. "Dazu sind wir aber in der Lage", so Kretzschmar. Kurzum: Der vermeintlich schwächste Gegner zuerst, dann der wohl zweitschwächste und dann der amtierende Europameister. Also können unsere Jungs jedes Mal eine Schippe mehr von dem vielen Schnee hierzulande draufgeben.