Handball-WM 2019 in Deutschland
12.01.2019 | 10:48 Uhr
Urlaub in Orlando statt Handball in Berlin: Der kurz vor der Heim-WM aus dem deutschen Kader aussortierte Europameister Tobias Reichmann hat sich mit einem vielsagenden Kommentar in den Kurzurlaub nach Florida verabschiedet.
"Ich bin dann mal weg. Wieso, weiß ich gar nicht genau...Ahhh, doch...Spontanurlaub", schrieb der Rechtsaußen von Bundesligist MT Melsungen auf Instagram und postete ein Bild von sich am Flughafen, versehen mit dem Hashtag "#sorrynotsorry".
Beim Deutschen Handballbund (DHB) herrschte am Donnerstag helle Aufregung. Hinter den Kulissen wurde heiß diskutiert, wie mit dem offensichtlichen Affront umzugehen ist. Doch um die wochenlang entfachte Euphorie rund um den WM-Start nicht zu gefährden, verzichteten Prokop und die Verbandsspitze zunächst auf Konsequenzen. Zumal Reichmann die einzige personelle Alternative zu Rechtsaußen Patrick Groetzki darstellt.
"Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Spieler, die da sind. Sie haben unsere vollstes Vertrauen", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem SID. Konsequenzen für Reichmann, der die einzige personelle Alternative zu Rechtsaußen Patrick Groetzki darstellt, schloss er zunächst aus.
Reichmann beließ es jedoch nicht bei einem Post. In seiner Instagram-Story versah er ein Bild vom Flughafen mit der Botschaft "Tschausen ihr Banausen". Für zusätzlich Wirbel sorgte ein weiteres Bild nach Ankunft, mit der Aufschrift "Berlin äähhh Orlando by night".
Axel Geerken, Vorstandschef von MT Melsungen, erklärte, dass der fünftägige Urlaubstrip mit dem Verein abgesprochen sei. "Ich persönlich hätte in seiner Position aber ein anderes Urlaubsziel gewählt", sagte Geerken dem SID. Alle könnten "nachvollziehen, dass Tobias sehr enttäuscht ist, aber es war die Entscheidung des Bundestrainers, die es zu respektieren gilt." Ex-Welthandballer Daniel Stephan kommentierte süffisant: "Florida ist doch ein schönes Reiseziel. Und das Wetter ist auch besser."
Hanning gab sich derweil alle Mühe, den Schaden in Grenzen zu halten und betrieb Krisenkommunikation. "Tobi wollte einmal ganz raus und abschalten. Die Enttäuschung bei ihm ist riesengroß", sagte Hanning. Reichmann könne bei Bedarf schnell wieder beim Team sein. Mit dann aber rund zwölf Stunden Flug in den Knochen würde ein Einsatz nur wenig Sinn machen.
Bundestrainer Christian Prokop kann im Turnierverlauf bis zu drei Wechsel im WM-Kader vornehmen, dafür stehen zwölf Spieler aus dem erweiterten Kader zur Verfügung - zu ihnen zählt auch Reichmann. Der Europameister von 2016 war am vergangenen Sonntag überraschend aus dem Kader gestrichen worden. In Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen steht damit nur ein gelernter Rechtsaußen im deutschen WM-Kader.
"Überraschen tut einen zwar nichts mehr, aber damit habe ich nicht gerechnet. Das hatte sich nicht angedeutet", sagte Groetzki über die Entscheidung gegen Reichmann. (sid/Sky Sport)