Im Streit mit dem Schiedsrichter ist Tennisprofi Daniil Medvedev ausgerastet und hat bei den US Open für heftiges Aufsehen gesorgt.
Der russische US-Open-Champion von 2021 lag gegen den Franzosen Benjamin Bonzi 3:6, 5:7, 4:5 zurück und hatte Matchball gegen sich, als das Erstrundenmatch durch einen Aufreger eine irre Wende nahm.
Nach dem ersten verschlagenen Aufschlag Bonzis störte ein Fotograf die Partie, als er auf den Platz lief. Schiedsrichter Greg Allensworth entschied auf eine Wiederholung des ersten Aufschlags. Und Medvedev, für emotionale Ausbrüche und kontroverse Szenen bekannt, rastete aus.
Medvedev geht auf Schiedsrichter los
"Leute, er will gehen, er wird pro Spiel bezahlt, nicht pro Stunde", schimpfte Medvedev über den Schiedsrichter, fragte diesen, ob er "ein Mann" sei und heizte das Publikum an. Die Zuschauer im zweitgrößten Louis-Armstrong-Stadium buhten und machten so viel Lärm, dass das Match minutenlang unterbrochen war. Bonzi beschwerte sich, dass die Unterbrechung Medvedevs Schuld sei - und verlor die Kontrolle über das Match.
Als es endlich weiterging, jubelte das Publikum, als Bonzi einen Fehler beim Aufschlag machte. Der Franzose konnte den Matchball nicht nutzen, Medvedev schaffte das Break und sicherte sich im Tiebreak den dritten Satz. Das Publikum hatte der frühere langjährige Top-Ten-Spieler auf seine Seite gezogen, immer wieder formte er in Richtung der Zuschauer ein Herz.
Bonzi verhindert Medvedev-Comeback
Bonzi war anschließend im vierten Satz chancenlos. Der entscheidende fünfte Durchgang war wieder hart umkämpft. Medvedev schüttelte am Ende immer wieder seinen rechten Schlagarm aus, als ob er einen Krampf hätte. Seine Aufholjagd war dann umsonst.
Medvedev musste sich mit 3:6, 5:7, 7:6 (7:5), 6:0, 4:6 geschlagen geben. Nach 3:45 Stunden Spielzeit zerhackte er am Ende um kurz vor 1 Uhr nachts (Ortszeit) nicht nur seinen Schläger, sondern warf auch noch eine ganze Reihe seiner Schläger ins Publikum. "Es war ein verrücktes Szenario. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Bonzi. "Ich habe einige neue Fans gewonnen, aber auch einige Anti-Fans. Danke für die Buhrufe."
Becker kommentiert Ausraster
"Wir nennen es 'öffentlicher Ausraster' ... Ich denke, er benötigt professionelle Hilfe ?!?", kommentierte die deutsche Tennis-Ikone Boris Becker beim Portal X die Szene, in der Medwedew seinen Schläger erst auf den Boden haut und dann mehrmals gegen die Bank, bis der Schläger völlig zerstört ist.
Medvedev äußerte sich am Mikrofon. "Meine Geldstrafe wird hoch genug sein. Wenn ich rede, bekomme ich große Schwierigkeiten. Also rede ich nicht", sagte der Russe - nur um nach dem Erstrunden-Chaos trotzdem in aller Seelenruhe seine Sicht auf seinen neuesten - und vielleicht bizarrsten - Wutausbruch darzulegen. Er erklärte, sein Ärger habe ihm geholfen, wieder ins Match zu finden. Die Zuschauer hätten ihn "zurück ins Match gepusht", sagte er. Es sei ein lustiger Moment gewesen: "Das hat Spaß gemacht."
"Ich war nicht sauer auf den Fotografen. Ich war sauer auf die Entscheidung", so der 29-Jährige. "Ich habe nichts Schlimmes gemacht", befand die Nummer 15 der Weltrangliste.
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