Die komplizierte Tennissaison 2020 hat zum Abschluss noch einen echten Knaller auf Lager: Bei den ATP Finals küren die besten acht Spieler der Saison ihren Weltmeister. Die Sky Kommentatoren Stefan Hempel, Marcel Meinert und Paul Häuser melden sich vor dem Turnierstart mit ihrem Favoriten-Check.
Dieses Jahr findet das Turnier zum vorerst letzten Mal in der Londoner O2-Arena statt. Alexander Zverev, Dominic Thiem und das deutsche Top-Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies sind wieder mit von der Partie und gehen mit großen Ambitionen in die ATP Finals 2020.
Sky zeigt die ATP Finals mit Zverev, Djokovic, Nadal & Thiem live und exklusiv
Die Sky Kommentatoren ordnen die wichtigen Personalien und die Qualität der Gruppen ein.
Alexander Zverev - Status quo
Marcel Meinert: "Deutschlands Nummer eins zeigte sich zuletzt beim Masters in Paris unbeeindruckt von den Schlagzeilen, mit denen er außerhalb des Platzes konfrontiert wurde [Anm. d. Red.: Ex-Freundin Olya Sharypova beschuldigt ihn der häuslichen Gewalt, mit Brenda Patea erklärte eine weitere ehemalige Zverev-Freundin, dass sie ein Kind von ihm erwarte]. Zverev brillierte vor allem gegen Rafael Nadal mit großer Stabilität beim Aufschlag, einem guten Positionsspiel und der richtigen Mischung aus druckvollem Offensiv- und geschicktem Defensivverhalten. Sollte die jüngste Oberschenkelverletzung tatsächlich komplett ausgeheilt sein, ist in der O2-Arena, in der der Belag Zverevs Spiel enorm entgegenkommt, viel möglich. Allerdings dürfte schon das erste Match gegen Daniil Medvedev ein Wegweiser sein. Setzt es dort eine Niederlage, müsste Zverev auch den Weltranglistenersten Novak Djokovic bezwingen, um eine Chance aufs Halbfinale zu haben. Ein Sieg gegen Schwartzman ist dafür ohnehin fast schon Pflicht."
Die Gruppe Tokio 1970
Paul Häuser: "Diese Gruppe hat mit Novak Djokovic einen klaren Favoriten und mit Diego Schwartzman einen krassen Außenseiter. Bleibt noch das Duell um Rang zwei zwischen Daniil Medvedev und Alexander Zverev könnte man meinen. Doch ich traue sowohl Medvedev, dem Turniersieger von Paris, und Zverev, dem Finalisten von Paris, einen Sieg gegen Djokovic zu. Medvedev und Zverev haben die Power und das Selbstvertrauen, um durch die Verteidigung des Djokers durchzuschlagen. Dazu rechne ich bei Djokovic auch nicht mit dem ganz großen Hunger auf Titel Nummer sechs bei den ATP Finals. Genau diese Galligkeit braucht es aber, um sich die jungen Wilden vom Leib zu halten. Im Halbfinale sehe ich daher Zverev und Medvedev."
Dominic Thiem - Status quo
Marcel Meinert: "Auch als Grand-Slam-Champion kriegt man bei den Finals nichts geschenkt. Dominic Thiem kommt nach seiner überstandenen Fußverletzung als frischgebackener österreichischer Sportler des Jahres nach London und will sich gleich zu Beginn bei Stefanos Tsitsipas für das verlorene Vorjahresfinale revanchieren. In den letzten 12 Monaten ist der Niederösterreicher ein noch kompletterer Spieler geworden, der Titelgewinn bei den US Open war fast die logische Konsequenz der langjährigen Aufbauarbeit. Wenn die Fußsohle mitmacht, ist auch eine zweite Finalteilnahme in Folge in der Londoner O2-Arena keine Utopie. Thiem gehört ganz sicher zum engsten Favoritenkreis und kommt für mich auch vor Rafael Nadal."
Die Gruppe London 2020
Stefan Hempel: "Eine super ausgeglichene Gruppe, in der ich jedem Spieler das Halbfinale zutraue. Mein heißestes Eisen ist Andrey Rublev. Der Russe spielt eine überragende Saison, er hat die meisten Matches und die meisten Turniere gewonnen. Ein kleiner Makel ist die jüngste Niederlage gegen Stan Wawrinka in Paris. Wenn Rublev aus solchen Matches die richtigen Schlüsse zieht, dann traue ich ihm in London alles zu. Rafael Nadal hat in seiner Karriere 86 Turniere gewonnen, aber nur zwei davon in der Halle. Deswegen gehört er eigentlich nicht zu den Favoriten, auch wenn das komisch klingt. Thiem, Tsitsipas und Rublev sehe ich tatsächlich alle stärker als Nadal, vorausgesetzt Thiem und Tsitsipas haben ihre Fußverletzungen gut auskuriert. Im Halbfinale sehe ich letztlich Thiem und Rublev."
Kevin Krawietz und Andreas Mies - Status Quo
Paul Häuser: "Deutschlands Top-Doppel hat sich sukzessive spielerisch weiterentwickelt und den French-Open-Titel sensationell verteidigt. Kevin Krawietz und Andreas Mies kommen in einer starken Form nach London und haben das Zeug, um jeden Gegner zu schlagen. Die Doppelkonkurrenz ist in diesem Jahr so offen wie nie. Tatsächlich kommen alle acht Doppel-Paarungen für den Titel in Frage. Ein Traumlauf in der O2-Arena wäre die Kirsche auf der ohnehin schon gigantischen Torte."