Sky Experte Patrik Kühnen freut sich jetzt schon riesig auf die Saison 2023. Der ehemalige Davis-Cup-Kapitän ist vor allem sehr gespannt auf das Comeback der deutschen Nummer eins Alexander Zverev.
Wie stark wird der Olympiasieger zurückkommen und wo wird er sich einreihen im Kampf um die Spitze der Weltrangliste? Für Patrik Kühnen gibt es zwei klare Favoriten für den Platz an der Sonne, dahinter ist sehr viel möglich. Vor allem ein Youngster aus Dänemark wird weiter für mächtig Furore sorgen.
1. Novak Djokovic
Der Djoker hat mit dem beeindruckenden Sieg bei den ATP Finals wieder einmal seine Ausnahmestellung untermauert. Er darf auch wieder nach Australien einreisen, seine fehlende Covid-Impfung dürfte in der kommenden Saison kein Hindernis mehr sein.
Djokovic wirkte bei den ATP Finals in Turin auf mich motivierter und erfolgsbesessener denn je. In der Saison 2021 hat Djokovic nur ein Sieg in New York gefehlt, um alle vier Grand-Slam-Titel in einem Jahr zu gewinnen. Genau dieses Kunststück traue ich ihm aber tatsächlich zu.
Der Grand Slam ist nach wie vor sein großer Traum. Der Serbe hat die Gier, die Klasse und die mentale Kraft um sich auch gegen die herausragende junge Generation um Carlos Alcaraz und Holger Rune zu behaupten. Djokovic jagt weiter die Rekorde und ist damit für mich der Spieler, den es zu schlagen gilt.
2. Carlos Alcaraz
Der Spanier geht als Weltranglistenerster in die neue Saison. Auf die jüngste Nummer eins der ATP-Historie wartet nun das Jahr, in dem er seinen Platz an der Sonne verteidigen darf. Die Nummer eins ist auch eine Bürde und kann zu einer mentalen Belastung werden.
Alcaraz hat aber alles, um auch den Ansturm von Djokovic und anderer Weltklassespieler zu parieren. Sein Umfeld mit Coach Juan Carlos Ferrero (2003 selbst die Nr. 1) wird Alcaraz auf diese Saison und die vielen schwierigen Situationen, die auf ihn warten sehr gut vorbereiten.
Ferrero hat nach dem US-Open-Triumph gesagt, dass sein Schützling bislang nur 60 Prozent seines Potentials ausgeschöpft habe. Sollte Ferrero mit dieser Aussage auch nur ansatzweise Recht behalten und sich Alcaraz sukzessive weiter verbessern, dann dürften die nächsten Jahre für die Konkurrenz sehr, sehr ungemütlich werden. Dann gäbe es womöglich eine Phase der großen Dominanz von Alcaraz.
3. Alexander Zverev
Nach über einem halben Jahr Verletzungspause kommt Deutschlands Tennisass zurück auf die Tour. Bei den French Open hatte Zverev seinen ersten Grand Slam Titel in Reichweite und war kurz davor, die Nummer eins der Welt zu werden.
Nun muss er sich allerdings zunächst mit Beginn seines Comebacks auf die kleinen Schritte konzentrieren. Bleibt sein Körper stabil, wird er bald wieder vorne angreifen können. Zverev hat diese unglaubliche Wucht in seinen Schlägen, einen guten Aufschlag, dazu eine enorme Physis.
Er hat Djokovic auf der großen Bühne, wie bei den ATP Finals und den Olympischen Spielen bereits bezwungen und er hat auch Alcaraz letztes Jahr bei den French Open geschlagen. Erreicht der 25-Jährige wieder seine Topform und entwickelt dazu sein Spiel konsequent weiter, dann dürfen wir uns nächstes Jahr nicht nur auf grandiose Duelle zwischen Djokovic und Alcaraz freuen.
Dann gibt es hoffentlich auch schon bald wieder packende Fights zwischen Zverev und Djokovic, zwischen Zverev und Alcaraz um die großen Titel in unserem Sport.
4. Holger Rune
Der 19-jährige Däne hat im Interview mit unserem Reporter Moritz Lang bei den ATP Finals verraten, dass er schon bald die Nummer eins der Welt werden möchte. Und zwar schon 2023.
Rune hat letztes Jahr bei unseren BMW Open by American Express eindrucksvoll seinen ersten Titel auf der Tour gewonnen. Beim Masters in Paris am Ende der Saison schaffte er dann sogar Historisches und schlug fünf Top-Ten-Spieler in einer Woche auf dem Weg zum Turniersieg.
Rune hat das Spiel, um die Tour weiter so richtig aufzumischen. Seine Schläge sind knallhart, er nimmt den Ball so früh, wie kaum ein anderer Spieler und hat keinerlei Angst vor großen Namen. Rune sorgt für einen sehr interessanten, frischen Wind auf der Tour. Dazu hat er mit Patrick Mouratoglou ein sehr spannendes Team um sich herum.
5. Rafael Nadal
"Unterschätze nie einen wahren Champion." Diesen Satz hat Roger Federer nach dem Australian-Open-Finale im letzten Jahr getwittert. Damals gewann Nadal, nach einem halben Jahr Matchpause, den Titel in Melbourne und drehte im Endspiel gegen Daniil Medvedev sogar sensationell einen 0:2-Satzrückstand.
Nadal gewann zu Beginn der Saison 2022 21 Matches in Folge und später zum 13. Mal die French Open. Für den Mallorquiner wird es diese Saison eine gute Portion schwieriger. Die Konkurrenz ist größer geworden, Landsmann Alcaraz ist die Nummer eins und Djokovic hatte zuletzt die stärkste Form.
Felix Auger-Aliassime spielte jüngst seine ersten ATP Finals und Holger Rune stürmte in die Top 10. Mit Alexander Zverev, Stefanos Tsitsipas und Daniil Medvedev, stehen drei weitere Anwärter auf die großen Titel bereit. Der Stier aus Manacor ist mittlerweile 36 Jahre alt und ganz entscheidend wird in der neuen Saison sein, wie gut er seine körperlichen Probleme in den Griff bekommt. "Ich werde dafür sterben, um wieder mein Toplevel zu erreichen", hat Nadal bei den ATP Finals gesagt.
Mit dieser Leidenschaft, seiner spielerischen Klasse und seiner mentalen Stärke traue ich ihm auch 2023 wieder ganz viel zu. Denn für mich steht schon lange fest: Rafael Nadal darf man niemals abschreiben.