Matthäus kritisiert Hainer - Adler vermisst "Haltung" bei FCB und Kahn
29.11.2021 | 10:35 Uhr
Die Jahreshauptversammlung der Bayern hat Bosse, Fans und Außenstehende geschockt. Trotz Einlenkung des Präsidiums findet Lothar Matthäus bei Sky90 deutliche Worte.
"Kommunikation ist wichtig, nicht nur zwischen Trainer und Mannschaft, sondern auch zwischen den Verantwortlichen und den Fans. Herbert Hainer hat gestern ein Zeichen gesetzt, indem er getwittert hat, dass er sich ausgetauscht hat und man sich treffen will. Ich wundere mich nur: Warum macht man das am Samstagmorgen und nicht vielleicht schon am Mittwochabend vor der Jahreshauptversammlung?", so Matthäus bei Sky90.
Aber nicht nur der Zeitpunkt, auch die Art und Weise hält der Sky Experten für nicht angemessen. "Dass am Samstag nur Julian Nagelsmann vors Mikro gegangen ist, zeigt, dass die Bayern selbst unsicher und nicht mit sich im reinen waren. Deswegen hätte ich Herbert Hainer dort gerne gesehen", kritisiert der 60-Jährige.
Und weiter: "Er hätte runterkommen können und sich vor Millionenpublikum bei Sky erklären können, wieso weshalb warum. Das macht er dann auf einem Social Media Kanal. Da würde er jetzt viel besser da stehen. Und hätte sich vielleicht auch entschuldigen können für die Stimmung am Donnerstag."
Nach vehementer Kritik der Fans an dem Sponsoring-Deal mit Katar hitzen sich die Gemüter auf der Versammlung am Donnerstag so auf, dass diese in Tumulten endete und unter Buh-Rufen abgebrochen wurde.
Diese Eskalation wäre vermeidbar gewesen, so Matthäus. Man hätte einfach sagen können: "Hey, bei der Hauptversammlung ist dieses Thema nicht angebracht, da geht es um andere Themen. Aber wir machen das danach und setzen uns mit auserwählten Fans und den Leuten vom Klub zusammen und besprechen dieses Thema."
Ob sich das strittige Katar-Thema zur Zufriedenheit aller Parteien regeln lässt, wagt der ehemalige Bayern-Profi und Rekordnationalspieler grundsätzlich zu bezweifeln. Man habe das Thema Katar und den Widerstand der Fans völlig unterschätzt.
Das sieht auch Ex-Nationaltorhüter René Adler so. "Ich habe das von außen natürlich auch mitgekriegt. Ich war total überrascht und ein bisschen geschockt, wie Bosse das unterschätzt haben. Das kam ja nicht wie Kai aus der Kiste das Thema. Dass man das einfach so wegbügeln will... Du kannst die Fans ja nicht mundtot machen", so der 36-jährige Sky Experte.
In diesem Zusammenhang habe er gerade das Thema Haltung bei den Bayern-Bossen "total vermisst". Früher habe ein Uli Hoeneß auf den Putz gehauen, etwa als es um das Thema Logen ging.
"Man hätte sagen können, wir kriegen x Millionen von Katar, das ist vielleicht das Doppelte von der Lufthansa früher. Wir brauchen das Geld, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Wir diskutieren nochmal drüber, es ist aber auch eines klar. Wir können nicht jeden Sponsor mit den Fans diskutieren. Das ist eine Haltung."
Eine klare Kante vermisst auch Reporter Philipp Nagel, der den FC Bayern seit Jahren für den Bayrischen Rundfunk begleitet. "Ich finde das ist zu viel CEO-Gelaber am Ende des Tages. Da ist zu viel Cashflow, Return of Invest und was es da alles gibt. So ein Verein wie der FC Bayern will emotional geführt werden. Da fehlt auch am Ende diese Hoeneß-Figur nach wie vor", so der Journalist. Oliver Kahn habe in dieser Hinsicht eine "Chance verpasst".
Eben jener meldete sich am Sonntag bei Twitter zu Wort. "Die Jahreshauptversammlung am Donnerstag beschäftigt mich natürlich immer noch sehr. Offenbar ist in den Emotionen einiges nicht angekommen, was mir in Zukunft wichtig ist. Es hat sich erneut gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen dem FC Bayern und unseren Mitgliedern ist", schrieb Kahn und versicherte: "Zum Qatar-Airways-Sponsoring werden wir uns ein möglichst breites Meinungsbild unserer Mitglieder einholen."
Dass die Bayern nun einlenken, erste Konsequenzen ankündigen und den Dialog mit den Fans, etwa mit dem kritischen FCB-Mitglied Michael Ott, sucht, ist für die Sky90 Runde alternativlos. Auch weil das Thema längst Thema in der Kabine ist.
"Natürlich hat das die Mannschaft beschäftigt oder beschäftigt die Mannschaft immer noch", berichtet Matthäus. So habe beispielsweise Kapitän Manuel Neuer die Bosse wegen dem Thema Katar persönlich aufgesucht. "Deswegen sollte Bayern München im eigenen Interesse, nicht nur wegen der Fans auch für die sportliche Leistung, dieses Thema so schnell wie möglich beenden. Auf einem Weg, wo alle möglichen Parteien zufrieden sind."
Zumal nach dem Corona-Chaos bei den Bayern und den Diskussionen um den ungeimpften Joshua Kimmich der nächste Brandherd zur Unzeit kommt. In einer Woche steht das immens wichtige Spitzenspiel gegen Verfolger Borussia Dortmund an. Sky überträgt den Showdown am Samstag ab 17:30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1.
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