Doppelter Matchwinner: Super-Joker Reyna glänzt endlich wieder auf dem Platz
22.02.2023 | 15:46 Uhr
Giovanni Reyna ist der Mann der Stunde bei Borussia Dortmund. Um den amerikanischen Offensivspieler gab es zuletzt viel Unruhe in seiner Heimat. Nun macht der Youngster endlich wieder auf dem Platz auf sich aufmerksam.
Als am Mittwochabend alle schon mit dem verdienten Remis gerechnet haben, schlug Borussia Dortmund eiskalt zu. Eine Ecke von Julian Brandt verlängerte Joker Sebastien Haller per Kopf auf den langen Pfosten und der ebenfalls eingewechselte Reyna schob den Ball in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 2:1 gegen den FSV Mainz 05 über die Linie.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Nach dem Rückstand hat die Mannschaft eine richtig gute Reaktion gezeigt und sich schnell mit dem Ausgleich belohnt. Mit nahezu der letzten Aktion sind wir der glücklichere Sieger, es hätte in alle Richtungen gehen können", betonte BVB-Coach Terzic nachher zufrieden am Sky Mikro ob des zweiten Siegs im zweiten Spiel 2023: "Wir sind froh, dass wir so aus den Startlöchern gekommen sind ins neue Jahr. Wir wissen, dass noch viel Arbeit auf uns wartet."
In der Tat. Luft nach oben haben die Dortmunder trotz der sechs Punkte aus den ersten beiden Partien nach dem Bundesliga-Restart definitiv. Defensiv zeigte sich das Terzic-Team, das auf den gesperrten Jude Bellingham verzichten musste, auch in Mainz phasenweise enorm wacklig, hatte bei einigen Situationen der Rheinhessen großes Glück. Aber: Der Wille war zu spüren - und letztlich entschied der BVB die Begegnung in der Nachspielzeit eiskalt im Stile einer Spitzenmannschaft.
"Die Last-Minute-Siege sind die emotionalsten. Wir haben nach letztem Sonntag an den Sieg geglaubt", sagte Brandt bei Sky. "Wir merken, dass wir uns die Siege bis zur 90. Minute und darüber hinaus verdienen müssen. Wir gehen gerade nicht 2:0 oder 3:0 in Führung und zeigen ein paar Tricks, sondern müssen hart arbeiten und uns dann dafür belohnen."
Wie schon beim 4:3-Heimsieg gegen den FC Augsburg war Reyna der umjubelte Held für die Schwarzgelben. Hatte er am vergangenen Sonntag erstmals in seiner Bundesliga-Karriere als Joker getroffen und damit den erfolgreichen Start für die Borussen gesichert, war er nur drei Tage später erneut als Einwechselspieler erfolgreich.
Der US-Amerikaner hat derzeit einen echten Lauf. Seine vier Saisontreffer erzielte Reyna allesamt in den vergangenen sieben BVB-Partien. Damit hat er seinen persönlichen Saisonrekord bereits eingestellt (2020/21 traf er in 32 Spielen viermal).
"Es muss nicht immer schön sein", sagte Reyna im Anschluss. "Es war großartig, diese Siege bringen das beste Gefühl. Wenn du von der Bank kommst, dann möchtest du in so einem Spiel den Unterschied machen."
Das hat er nun zweimal gemacht. Reyna mache es nicht viel aus, zunächst auf der Bank zu sitzen. Aber "natürlich will ich immer beginnen."
Der US-Boy dürfte nach den letzten beiden Auftritten gute Chancen auf ein Startelfmandat haben. Vielleicht schon am Sonntag wenn der BVB in Leverkusen ran muss. Zumal Donyell Malen und Karim Adeyemi in Mainz einmal mehr enttäuschten. Die beiden warten noch immer auf ihr erstes Saisontor.
Um Reyna hatte es unterdessen zuletzt viel Unruhe in seiner Heimat gegeben. Der US-Nationaltrainer Gregg Berhalter hatte dem 20-Jährigen fehlende Einsatzbereitschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar vorgeworfen und ihn insgesamt nur 52 Minuten eingesetzt. Der Offensivmann stand sogar vor dem Rauswurf aus dem US-Kader.
Es entwickelte sich ein Disput auf höherer Ebene. Berhalter, dessen Vertrag zum Jahresende auslief und gegen den verbandsintern wegen einer früheren Gewalttätigkeit gegen seine Frau ermittelt wird, hat schwere Vorwürfe erhoben. Reynas Eltern spielen eine zentrale Rolle. Sie werfen Berhalter unter anderem eine Verharmlosung des Vorfalls Anfang der 90er-Jahre vor.
"Jeder hat schwere Zeiten in seinem Leben", sagte Reyna nun nach dem Dreier in Mainz. "Fußball kann mir dabei helfen, um da raus zu kommen. Ich will arbeiten und der Mannschaft helfen."
Auch Terzic war die Freude über Reynas beiden Siegtreffer anzumerken: "Wir hatten uns heute noch mehr Spielbeschleunigung durch ihn erhofft. Dass er sich wieder als Siegtorschütze eingetragen hat, ist natürlich hervorragend für ihn."
Der Dortmunder Cheftrainer verteidigte Reyna zudem gegen die Kritik aus seinem Heimatland: "Das war nicht leicht für ihn in den vergangenen Wochen. Wir haben häufig mit ihm gesprochen. Die Dinge, die ihm vorgeworfen wurden, die können wir nicht bestätigen", machte Terzic deutlich.
Reyna habe sich beim BVB nichts zuschulden kommen lassen. "Er hat bei uns hart gearbeitet. In den vergangenen Wochen war es nicht nur schwierig für ihn auf der mentalen Ebene. Er war auch lange verletzungstechnisch raus".
Terzics Fazit: "Er hat seinen Job erfüllt. Es kann so weitergehen". Möglicherweise dann aber wieder von Beginn an.
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