Schumacher: "Ansonsten hat Mercedes ein echtes Problem"
08.05.2023 | 17:01 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem fünften Saisonrennen in Miami blickt Schumacher auf Dominator Max Verstappen, das schwache Abschneiden von Lewis Hamilton und die Fehler Ferraris. Zudem erwartet er eine Entschuldigung.
Max Verstappen hat zum zweiten Mal in Miami gewonnen - und das, obwohl er von Startplatz neun gestartet war. Ob es aktuell überhaupt einen Piloten gibt, der ihm fahrerisch das Wasser reichen kann, weiß ich nicht. Wenn alles normal läuft, ist Verstappen mit Red Bull unschlagbar. Das liegt einerseits an seinem Talent, aber natürlich auch an seinem Auto.
Fernando Alonso landete mit dem Aston Martin schon zum vierten Mal auf dem dritten Platz. Ich glaube aber, dass Aston Martin noch zu weit weg ist, sich mit Red Bull auf einem Level zu messen. Auch organisatorisch sind sie der Aufgabe noch nicht ganz gewachsen. Das wird Zeit in Anspruch nehmen.
Ob ein Team Red Bull in dieser Saison noch einmal gefährlich werden wird, zeigt sich in Europa, wenn die vielen Updates kommen. Wo man immer darauf hoffen kann ist, dass Red Bull nicht das Beste aus dem Auto herausholt. Dann ist vielleicht mal die Chance für jemand anderen da.
Speziell mit Mercedes könnte nach den Updates wieder zu rechnen sein, den anderen Teams traue ich nicht ganz so viel zu. Mercedes kommt mit einem ganz neuen Konzept nach Europa. Da erwarte ich eine deutliche Steigerung, ansonsten haben sie ein echtes Problem.
Dann geht es nicht nur um das Konzept, sondern auch um interne Probleme mit falschen Zielen und falschen Standards, die festgelegt wurden. Davon gehe ich aber nicht aus mit der Erfahrung, die Mercedes hat.
In Lewis Hamilton wird es aktuell extrem brodeln. Er ist es nicht gewohnt, nicht zu gewinnen. Er will die Aufmerksamkeit, das sieht man auch immer an seinen Outfits. In Miami ist er hinter seinem Teamkollegen George Russell gelandet. Das ist für Hamilton eine Höchststrafe.
Auch Ferrari blieb einmal mehr hinter den Erwartungen. Ferrari macht mir nach außen seit dem Amtsantritt von Fred Vasseur einen sehr ordentlichen Eindruck. Da ist viel passiert. Das größte Problem sehe ich bei den Fahrern. Für mich sind Charles Leclerc und Carlos Sainz nicht konstant genug. Leclerc hat selbst gesagt, dass er gegen den Rat seiner Ingenieure das Auto falsch abgestimmt hat.
Er zeigt mit seinen Fehlern, dass er entweder die Reife noch nicht hat oder vielleicht am Ende des Tages auch nicht konstant gut ist, eine WM für Ferrari zu fahren. Im Moment ist das nicht der Fall. Sainz war an einem Wochenende acht Zehntel weg von Leclerc, in Miami war er auf seinem Niveau, verbremst sich und fährt zu schnell in die Boxengasse herein. Da macht das Team von Ferrari aktuell ehrlich gesagt einen besseren Job als beide Fahrer.
Die Show ist in den USA ein wichtiger Bestandteil des Events. Das hat man in Miami gesehen. Wir sind es gewohnt, wenn wir verreisen, uns gewissen Gepflogenheiten anzupassen. Wenn die Zuschauer das mögen, sollten wir uns da anpassen. Mir persönlich ist es hier und da auch zu viel. Das ist aber nicht entscheidend.
Entscheidend ist, was der Markt will. Wir sind froh, dass wir in den USA sind. Ich könnte mir vorstellen, in Austin wird es wieder anders. Dafür wird die Show noch einmal mehr an Fahrt gewinnen, wenn wir in Las Vegas sind. In Asien gibt es auch gewisse Merkmale, da sagt auch niemand etwas. Solange es nicht überhand nimmt, finde ich es in Ordnung.
Unschön waren die Vorkommnisse nach dem Rennen. Die Securities haben mit Seilen einen Bereich abgesperrt, bis sich die Teamchefs der Top-3 versammeln konnten. Das war noch in Ordnung. Jenson Button wollte zum Beispiel von Innen durch den Bereich durchgehen, den haben die Securities zurückgehalten auf unangenehme Art und Weise, bis sich jemand von der Formel 1 entschuldigt hat. Da gab es überhaupt keinen Überblick.
Die Security hat mich derart brutal rübergedrängt, was mir sehr weh getan hat. Die Kratzer vergessen wir, aber so geht es einfach nicht. Ich erwarte da eine Entschuldigung. Viel wichtiger ist aber, dass so etwas nicht mehr vorkommt.
Ich habe während Live-Übertragung in die Kamera gesagt, dass das Idioten sind. Dazu stehe ich auch. Wir werden uns mit der Formel 1 darüber in Verbindung setzen. Das ist das erste Mal in über 20 Jahren Formel 1 gewesen.
Wie eine Dampfwalze wurden wir in diesem Kanal auf die Seite gedrängt - und das mit einer hohen Brutalität. Das ist einfach nicht akzeptabel. Wir standen zu keiner Zeit im Weg. Die Ordner gehen in den USA unverhältnismäßig um. Sie kennen sich nicht aus und wissen nicht, wie das Zusammenspiel in der Formel 1 funktioniert.
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