"Mia san Franz": Größen aus Sport und Politik gedenken Beckenbauer
19.01.2024 | 16:20 Uhr
Größen aus Sport und Politik haben die gestorbene Fußball-Legende Franz Beckenbauer bei der großen Gedenkfeier in der Münchner Allianz Arena mit emotionalen Worten gewürdigt.
"Mia san Franz. Er wird uns fehlen als Persönlichkeit, als Mensch. Man musste ihn einfach bewundern", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer in seiner Trauerrede vor rund 35 000 Besuchern: "Der FC Bayern wird immer ein Kaiserreich bleiben - und das auf ewig." (Franz Beckenbauer: Eine Weltkarriere in Bildern)
Beckenbauer sei "ein Vorbild für alle Generationen", gewesen, ergänzte Hainer. Zu seinem Tod sagte er: "Die Welt des FC Bayern München, die gesamte Fußballwelt wurde dunkler. Für den FC Bayern München bedeutete Franz Beckenbauer alles." Doch der Präsident des deutschen Rekordmeisters sagte auch: "Franz glaubte fest daran, dass der Tod nur eine Etappe ist. Dass er ein Teil von uns bleibt. Lieber Franz - dieser Gedanke ist tröstlich, dass Du weiter bei uns bist." (Die berühmtesten Zitate von und zu Franz Beckenbauer)
In einer ergreifenden und anekdotenreichen Rede hat Ehrenpräsident Uli Hoeneß (72) von seinem Freund Franz Beckenbauer Abschied genommen und die Ausrichtung der WM 2006 als "Meisterstück" der Fußball-Legende bezeichnet. "Er hat sich jahrelang den Hintern aufgerissen und ist in den hintersten Fleck der Erde gereist, um die Stimmen für Deutschland zu bekommen", sagte Hoeneß.
Das sogenannte Sommermärchen habe gezeigt, wie "offen und freundlich unser Land" sein könne, als Tausende Menschen mit Fahnen durch die Straßen gefahren seien. Zu diesem Nationalstolz müsse man wieder zurückkommen. "Ich möchte ganz deutlich betonen, dass ich die AfD bei diesem Prozess nicht dabei haben möchte", bekräftigte Hoeneß.
Beckenbauer war Organisationschef der WM 2006. Dubiose Zahlungen legten später einen Schatten auf das sogenannte Sommermärchen und auf sein Lebenswerk. "Als die WM zu Ende war, hatte man das Gefühl, dass das Glückshaferl ziemlich leer war. Dann begannen schwierige Jahre für ihn", erinnerte Hoeneß auch an den Tod von Beckenbauers Sohn Stephan im Alter von nur 46 Jahren.
Im Zusammenhang mit den Nachklängen der WM 2006 sprach der Bayern-Patron zudem von einer unsäglichen Medienkampagne und viel Kleingeistigem. "Ich habe Franz gewünscht, dass er noch mehr Anerkennung und noch mehr Respekt bekommt und nach dem Tod keine Scheinheiligkeit. Das ist leider nicht 100 Prozent aufgegangen", sagte Hoeneß, dem auf der Tribüne später die Tränen ins Gesicht stiegen. "Lieber Franz, jetzt bist Du zwölf Tage tot. Um ehrlich zu sein: Du fehlst mir sehr. Ruhe in Frieden. Einen Frieden, den du leider in den letzten Jahren nicht so genießen konntest, wie du es verdient hast."
Mit emotionalen Worten gedachte auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Franz Beckenbauer. "Ich weiß nicht, ob die Engel im Himmel Sport treiben. Aber wenn, dann werden sie in den vergangenen Tagen schon sicher diese neue, etwas bayerisch klingende Stimme gehört haben: 'Geht's raus und spielt's Fußball!'', sagte der 68-Jährige in seiner Trauerrede. "Eine Stimme, die wir alle kennen und die uns jetzt für immer fehlen wird. Die Stimme des Kaisers. Die Stimme Franz Beckenbauers."
Auf der ganzen Welt hätten die Menschen Beckenbauer "bewundert, verehrt, geliebt", ergänzte Steinmeier: "Als diplomatisches Naturtalent wurde er zum beliebtesten Botschafter unseres Landes." Beckenbauer habe sich "um Deutschland verdient gemacht", äußerte der Bundespräsident. Er habe dem Land nicht nur ein Fußball-Sommermärchen geschenkt, "sondern er hat einen neuen, freundlichen Blick auf uns selbst geschenkt, und das vergessen wir nicht".
Deshalb sei dies nicht nur ein Abschied von einem einstigen Weltklasse-Fußballer, sagte Steinmeier. "Wir nehmen auch Abschied von einem großartigen Menschen. Sein Können hat uns begeistert, sein freundliches Auftreten die Menschen gewonnen, seine Fairness und seine Haltung standen seiner Begabung nie nach." Als Bundespräsident wolle er daher im Namen aller sagen: "Danke, Franz Beckenbauer, danke für alles."
Für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war Franz Beckenbauer "schon eine Art Fußball-Gott und einer der allerallergrößten Bayern". Söder würdigte die gestorbene Fußball-Legende als "zeitlose Ikone. Drei Generationen haben ihn bewundert und geschätzt."
Beckenbauer habe den FC Bayern "in die große goldene Ära geführt. Wissen Sie, was mich immer beeindruckt? Das sind alles Spieler mit einem starken Selbstbewusstsein. Aber einen haben sie immer als den Chef anerkannt, einem sind sie gefolgt. Und wenn er gesagt hat, wir raufen uns zusammen und werden Weltmeister: Dann sind sie ihm gefolgt. Das war Franz Beckenbauer, der Chef des deutschen Fußballs", erklärte Söder.
Beckenbauer, Weltmeister als Spieler und Trainer, beeindruckte Söder insbesondere durch seinen Charakter. "Erfolge auf dem Platz sind das eine, aber Erfolge als Mensch sind besonders beeindruckend." Söder schloss seine Rede mit den Worten: "Gott schütze Franz Beckenbauer."
Neben Hainer, Steinmeier und Söder gedachten im Stadion des FC Bayern München am Freitag auch andere Größen aus Sport und Politik sowie zahlreiche Fans des am 7. Januar gestorbenen Fußball-"Kaisers". Beckenbauer war als Spieler und Trainer Weltmeister geworden und hatte als OK-Chef maßgeblichen Anteil am Erfolg der Heim-WM 2006.
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