Formel 1: Charles Leclerc patzt folgenschwer in Imola - Wende in WM?
Leclerc-Patzer & Stopp-Fehler! Ist Ferrari dem WM-Druck gewachsen?
24.04.2022 | 20:23 Uhr
Die Vorzeichen standen vor diesem Wochenende ganz klar in Richtung italienische Party in Imola. Ferrari kam mit Rückenwind und einem großen Vorsprung in der WM zum Heim-GP. Vor 100.000 Tifosi folgte jedoch ein zum Teil selbst verschuldetes Desaster, wodurch die WM wieder komplett offen ist.
Zwei Siege und ein zweiter Platz: die Saison von Charles Leclerc und Ferrari verlief bislang nahezu optimal. Mit einem komfortablen Vorsprung in Fahrer- und Konstrukteurs-WM hätte nun beim Heim-Grand-Prix in Imola vor tosenden Fans der bisherige Höhepunkt der Saison folgen sollen. Doch ausgerechnet beim Heimspiel zeigte Ferrari - besonders in Person des WM-Führenden Leclerc - die bislang schlechteste Leistung. Und das gleich in vielerlei Hinsicht.
Das Schreckensprotokoll des Sonntags begann bereits beim Start. Von Position zwei (Leclerc) und vier (Carlos Sainz) aus sollte der Angriff auf Red Bull und Max Verstappen gestartet werden. Doch sowohl der Monegasse als auch der Spanier kamen überhaupt nicht gut weg. Sergio Perez schnappte sich noch vor der ersten Kurve Leclerc, Sainz fiel sogar um mehrere Plätze zurück, bevor er dann im Getümmel unglücklich von Ricciardo gedreht wurde und das Rennen für ihn nach Australien abermals früh beendet war.
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Binotto hadert mit Sainz' Ergebnissen
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto haderte am Sky Mikrofon mit dem erneuten Sainz-Pech: "Das ist besonders für ihn sehr schade, weil er muss Rennen fahren und Kilometer einfahren, um Erfahrungen mit diesem neuen Auto zu sammeln. Jetzt waren das zwei Rennen, die ihm da fehlen." Durch die erneute Nullnummer ist Sainz mittlerweile auf Platz fünf der Fahrerwertung zurückgefallen - und das in einem eigentlich siegfähigen Auto.
Mit Blick auf die Fahrer-WM war jedoch die schwache, fehlerbehaftete Performance von Teamkollege Leclerc viel gravierender. Bis zum Rennen in Imola leistete sich der Monegasse bislang kaum Fehler. Ganz im Gegenteil: Er schien in der Form seines Lebens, erklärte nach seinem Sieg in Australien noch, dass er in dieser Saison für den ganz großen Coup die kleinen Dinge perfektionieren will.
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Leclerc leistet sich gravierenden Fehler
Davon war beim GP der Emilia Romagna allerdings wenig zu sehen. Denn nicht nur der schwache Start geht auf seine Kappe, sondern auch sein absolut unnötiges und übermotiviertes Manöver wenige Runden vor Schluss, als er mit aller Macht den auf P2 liegenden Perez angreifen wollte. Dabei kam er jedoch zu stark auf den Curb, drehte sich und touchierte dabei auch noch die Mauer. Es wurde ein Boxenstopp nötig, um den Frontflügel wieder in Stand zu setzen. Dadurch viel er sogar bis auf Platz neun zurück.
Schumacher & Rosberg kritisieren Leclerc
Dementsprechend hart ging auch Sky Experte Ralf Schumacher mit Leclerc ins Gericht: "Das Auto war da, die Möglichkeit war da, nur beide Fahrer haben zu viele Fehler gemacht an diesem Wochenende. Leclerc fährt da voll über den Curb und will einfach zu viel - in einer Situation, die überhaupt nicht nötig ist. Er hätte heute akzeptieren müssen, den dritten Platz nach Hause zu nehmen. Das ist auch der Schlüssel zu einer WM."
In die gleiche Kerbe schlägt auch Ex-Formel-1-Champion Nico Rosberg, der gegenüber Sky anmerkt, dass man bei Leclerc bereits den Druck im WM-Kampf spüre. "So etwas darf ihm nicht passieren, gerade wenn du um eine WM gegen Max Verstappen kämpfst. Da darf er sich nicht von alleine so wegdrehen, auch weil kein Druck von hinten kam. Er hatte eigentlich nur Druck nach vorne, weil er Perez überholen wollte. Das darf nicht passieren, das war nicht gut."
Leclerc: "Habe den Preis dafür bezahlt"
Leclerc selbst zeigte sich nach dem verkorksten Grand Prix, den er immerhin noch durch eine Mini-Aufholjagd auf Platz sechs beendete, selbstkritisch und nahm die Schuld voll auf sich: "Es gibt keine Entschuldigung dafür. Ich habe einen Fehler gemacht, den ich nicht machen darf. Es ist eine Schande. Heute hatten wir nicht die Pace, um besser als der dritte Platz zu sein. Aber als ich gesehen habe, dass ich nah an Checo dran bin, habe ich alles gegeben und bin über das Limit hinausgeschossen. Ich habe den Preis dafür bezahlt. Das ist sehr, sehr enttäuschend."
Für Schumacher müsse das gesamte Team nun in die Analyse gehen. Doch die Hauptarbeit sieht der Sky Experte schon bei den Fahrern und im Speziellen bei Leclerc: "Es wird diskutiert werden müssen. Jetzt ist die Möglichkeit da und dann muss auch jeder mitziehen. Da gehört eben nicht nur dazu, eine schnelle Runde zu fahren, sondern die auch konstant zu fahren, ohne Risiken einzugehen. Das muss jetzt einfach besprochen werden."
Ferrari patzt beim Boxenstopp-Timing
Doch auch Ferrari als Team hat beim Rennen in Imola, das aufgrund der Mischbedingungen mit teils nasser, teils trockener Strecke eine strategische Herausforderung darstellte, Fehler gemacht. So zum Beispiel beim Timing des ersten Boxenstopps, als von den Intermediates auf die Slicks gewechselt wurde. Dicht hinter Perez liegend blieb Leclerc eine Runde länger draußen als der Red-Bull-Pilot, was sich letztendlich als Fehler herausstellte. Die eine Runde Verzögerung sorgte dafür, dass die Reifen von Perez schneller auf Temperatur waren und Leclerc so hinter dem Red Bull blieb. "Da haben wir den Boxenstopp verpasst", analysierte Binotto im Nachgang des Rennens.
Und auch Leclerc betonte, "dass wir alles hätten besser managen können". Am Ende bleibt jedoch der folgenschwere Fehler des Monegassen am stärksten im Gedächtnis. Dieser offenbart, dass der Weg für den 24-Jährigen bis zum großen Coup noch weit ist. Der Druck, um den WM-Titel mitzufahren, ist für ihn - anders wie für seinen größten Rivalen Verstappen - noch neu. Und mit diesem muss er lernen umzugehen.
Binotto will sich "Lächeln bewahren"
Denn eines ist auch klar: allzu viele Fehler dieser Sorte darf sich Leclerc nicht erlauben. Red Bull und Verstappen scharren schon mit den Hufen und sind bereit, jeden Patzer auszunutzen.
Doch noch beträgt der Vorsprung Leclercs in der WM-Wertung 27 Punkte und die Entwicklung des Monegassen sowie beim Ferrari F1-75 sind noch lange nicht abgeschlossen. "Die Saison ist noch lange und wir haben weitere Gelegenheiten, es besser zu machen", weiß Binotto. "Wir haben ein paar Fehler gemacht, das ist Teil des Motorsports. Ganz klar hätten wir uns hier ein besseres Ergebnis erhofft, aber nichtsdestotrotz bewahren wir uns das Lächeln."
Wie passend, dass der nächste Grand Prix in Miami im Sunshine State der USA stattfindet (Sonntag, 8. Mai LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1). Spätestens dort will Leclerc seinen Patzer und das Ferrari-Desaster vergessen machen und zeigen, dass er dem WM-Druck gewachsen ist.
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