Punkteforderung nicht erfüllt! Wie steht es nun um Micks F1-Zukunft?
01.11.2022 | 18:56 Uhr
Mick Schumacher erlebt in Mexiko City ein Rennen zum Vergessen. Beim GP von Mexiko landet der Haas-Pilot mit P16 deutlich außerhalb der Punkteränge und erfüllt somit die Vorgabe des Teams nicht. Hat dies einen Einfluss auf seine F1-Zukunft?
Vor rund zwei Wochen ließ Haas-Besitzer Gene Haas mit deutlichen Worten in Richtung Mick Schumacher aufhorchen. Der 69-Jährige äußerte sich im Rahmen eines NASCAR-Wochenendes in Las Vegas über seinen Formel-1-Piloten und baute mit seiner Punkteforderung Druck auf Schumacher auf.
"Mick muss ein paar Punkte einfahren, und wir geben ihm so viel Zeit wie nur möglich, um zu sehen, was er kann. Wenn er bei uns bleiben will, dann muss er zeigen, dass er mehr Punkte holen kann." Seit diesem Statement fanden nun zwei Grands Prix statt: in Austin und in Mexiko City. In der F1-Szene war zuletzt zu hören, dass nach diesen beiden Rennen wohl die Entscheidung um das zweite Haas-Cockpit und damit um die Zukunft von Mick Schumacher fallen werde. In beiden Fällen verpasste Schumacher die Punkteränge deutlich. War es das nun für den 23-Jährigen in der Formel 1?
Eine genauere Betrachtung der Rennen in Austin und Mexiko City liefert Argumente, die Schumacher nicht als Grund für den ausbleibenden zählbaren Erfolg identifizieren und somit alle deutschen Motorsport-Fans weiter von einer Mick-Zukunft in der Formel 1 träumen lassen.
Beim GP der USA nämlich war es eine Verkettung unglücklicher Umstände, die das Rennen von Schumacher zerstörten. Nach einem guten Start von P19 aus und einer Safety-Car-Phase inklusive genutztem Boxenstopp war der 23-Jährige auf einem guten Weg, die Punkteränge zu erreichen. Doch in der zweiten Hälfte des Rennens ereilte ihn gleich mehrfach das Pech. Erst beschädigte ein herumfliegendes Teil in Folge des Alonso/Stroll-Crashes seinen Boliden. Danach kostete die vom Team anders als bei seinem Kollegen Kevin Magnussen gewählte Zwei-Stopp-Strategie wertvolle Sekunden, da der Boxenstopp missglückte.
Zu allem Überfluss schob dann auch noch Williams-Pilot Nicholas Latifi bei einem Überholversuch Schumacher von der Strecke. Eine kurz vor Schluss kassierte Fünf-Sekunden-Strafe wegen zu häufigen Missachtens der Track Limits spülte Schumacher letztendlich auf P15 zurück. Doch auch ohne diese wäre er außerhalb der Punkte gelandet (P13).
Auch beim GP von Mexiko war es nicht Schumachers Verschulden, dass am Ende nur ein magerer Platz 16 heraussprang. Der 23-Jährige ging nach einem eigentlich starken, aber letztendlich bitteren Qualifying von P15 aus ins Rennen. Doch bereits beim Start büßte Schumacher die ersten Plätze ein.
"Ich hatte versucht, die Außenlinie zu nutzen, kam aber nicht ganz rum und konnte dann den Reifen nicht ganz auf Temperatur bekommen. Ich wollte die Bremsen so kühl wie möglich hier halten und dementsprechend habe ich dann keine Temperatur im Reifen gehabt. Schade, weil am Samstag sah es gut aus. Aber auch wenn wir einen guten Start gehabt hätten, wären wir nur nach hinten durchgereicht worden. Im Endeffekt war die Race-Pace heute nicht da", erklärt Mick am Sky Mikrofon.
Schumacher fand sich früh im Rennen somit auf P17 wieder. Ihm sei bereits nach einer Runde klar gewesen, dass es im Rennen in Mexiko City im Feld eher nach hinten als nach vorne gehe. Im Anschluss an den Grand Prix begab sich der 23-Jährige auf Ursachenforschung: "Der generelle Grip war einfach nicht da. Wir konnten den Reifen nicht im richtigen Fenster behalten und dementsprechend haben wir Grip verloren. Ich kann mir auch noch vorstellen, dass die Temperatur eine Rolle gespielt hat. Wir hatten heute zehn Grad weniger Streckentemperatur als beim Qualifying."
Wirkliche Fehler hat der Sohn von Formel-1-Legende Michael Schumacher wie schon seit einigen Wochen auch in Mexiko nicht gemacht. Vielmehr war die generelle Leistungsfähigkeit des Haas in Mexiko nicht vorhanden. Dies wird durch den Auftritt von Teamkollege Magnussen unterstrichen, der einen Platz hinter Schumacher ins Ziel kam und damit ebenfalls keine Rolle bei der Punktevergabe gespielt hatte. "Die Race-Pace war einfach nicht da", fasst Schumacher den verkorksten Rennsonntag aus Haas-Sicht zusammen.
Sowohl in Austin als auch in Mexiko City wurde ersichtlich, dass nicht ein Fehlverhalten von Schumacher das Erzielen von Punkten verhindert hat, sondern diese aufgrund anderer Faktoren ausgeblieben sind. Aus diesem Grund glaubt der 23-Jährige auch nicht, dass sich diese beiden Rennen, in denen er die Forderung des Teambesitzers nicht erfüllen konnte, negativ auf seine Zukunft auswirken werden.
"Die Situation in Austin war, dass wir eigentlich den Speed hatten, um in die Punkte zu fahren. Da war ein sechster Platz drin, der uns sehr gefreut hätte. In Mexiko war keine Pace drin. Das hat man bei beiden Autos gesehen. Daher glaube ich nicht, dass das einen großen Faktor spielen wird in der Kommunikation und den Vertragsgesprächen."
Bereits vor dem Rennen in Mexiko betonte Sky Experte Timo Glock, dass man bei der Beurteilung von Mick ein größeres Bild zeichnen müsse und nicht nur auf die jüngsten Ergebnisse blicken dürfe: "Man muss die ganze Saison sehen. Man muss auf die Entwicklung schauen und die geht nach oben. Momentan hat er den besseren Speed gegenüber seinem Teamkollegen. Er hat Punkte gesammelt, er machte zuletzt wenige Fehler. Man kann nicht nur die letzten zwei Rennen bewerten."
In die gleiche Kerbe schlägt auch Ralf Schumacher: "Man muss es realistisch sehen: Seit Silverstone ist Mick der bessere Fahrer. Er kann mehr aus dem Auto rausholen. Wenn man jetzt die Entscheidung treffen müsste, sollte man eher über eine andere Personalie nachdenken. Die Fahrer sollten gesetzt sein, da man nächstes Jahr die Erfahrung nutzen und die Resultate ernten kann."
Bleibt aus deutscher Motorsport-Sicht zu hoffen, dass auch Haas-Besitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner ähnlich denken ...
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