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Formel 1: Ferrari führt WM an - aber es gibt auch ein Sorgenkind

Zwiespalt bei der Scuderia: Ferrari zwischen Erfolg & Albtraum

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Ferrari jubelt in Australien nach dem 2. Saisonsieg von Charles Leclerc. (Videolänge: 3:48 Min.)

Zweiter Saisonsieg, Führung in der WM- sowie in der Konstrukteurs-Wertung: Bei Ferrari sollte eigentlich rund um gute Laune herrschen. Doch in der rauschenden Wiederauferstehung der Scuderia nach Jahren des Misserfolgs erlebt ein Protagonist derzeit seinen sportlichen Albtraum.

Das Comeback der Scuderia Ferrari ist nur schwer in Worte zu fassen. Nach zahlreichen Jahren der sportlichen Bedeutungslosigkeit in der Formel 1 ist der italienische Traditionsrennstall durch die Regelreform in der Königsklasse des Motorsports wieder in der Weltspitze angekommen.

Leclerc mit deutlicher WM-Führung

Dies trifft besonders auf Charles Leclerc zu, der am Sonntag beim GP von Australien seinen zweiten Saisonsieg und damit sein drittes Podium der Saison eingefahren hat. Mit 71 Punkten führt der Monegasse die Weltmeisterschaft mit einem Vorsprung von 34 Zählern auf Mercedes-Pilot George Russell an. Hauptkonkurrent und Weltmeister Max Verstappen im Red Bull liegt nach seinem zweiten Ausfall im dritten Rennen sogar noch weiter zurück (46 Punkte).

"Es fühlt sich unglaublich an. 34 Punkte Vorsprung sind unglaublich. Aber ich versuche, da nicht drüber nachzudenken. Es ist ein guter Abstand aber wir müssen uns weiter pushen und konzentrieren", versucht der Monegasse eine richtige Balance aus Freude und Fokus zu behalten. Für den Erfolg, der womöglich sogar im absoluten Ziel - dem Gewinn der WM münden könnte - hat Leclerc vor allem auch bei sich Veränderungen vorgenommen.

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Charles Leclerc spricht nach seinem zweiten Saisonsieg über die Gründe seines Erfolgs. (Videolänge: 1:48 Min.)

Leclerc erklärt persönliches Erfolgsgeheimnis

"Ich achte auf jedes kleine Detail. Nicht nur an der Strecke, sondern auch zu Hause. Gerade was das Zeitmanagement angeht. Es ist eine sehr lange Saison und im vergangenen Jahr war ich zum Ende der Saison sehr müde. All diese kleinen Details machen einen Unterschied, wenn man dann im Auto sitzt. Es sind diese kleinen Dinge, die ich im Verlauf der Saison perfektionieren möchte, wenn man um einen Titel kämpfen will."

Da war es. Das Wort, das bei Ferrari derzeit in verschiedenen Formen immer wieder zu hören ist: Perfektion. Auch Teamchef Mattia Binotto nahm es nach der Leclerc-Gala in Down Under in den Mund: "Um im Moment zu gewinnen, muss man einfach perfekt sein. Das war in Bahrain der Fall, in Jeddah nicht, und diesmal wieder", so der 52-Jährige gegenüber Sky.

Diese Perfektion besitzt Ferrari aktuell. Sie setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Zum einen aus Leclerc, der in dieser Saison bislang in jedem Rennen eine unfassbare Performance an den Tag gelegt hat, was auch die Fahrer-Noten der Sky User aus den ersten beiden Rennen unterstreichen.

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Ferrari läuft schnell UND zuverlässig

Zum anderen hat es Ferrari verstanden, ein Auto der neuen Generation zu entwickeln, das nicht nur schnell sondern auch zuverlässig ist. Für fast alle der Konkurrenten trifft entweder das eine oder das andere zu. So ist Red Bull schnell, aber hat schon insgesamt drei Ausfälle zu beklagen. Der Mercedes hingegen läuft zuverlässig, ist aber alles andere als schnell. "Das Auto war insgesamt sehr gut abgestimmt. Die Balance war gut und es war toll, die Pace des Autos zu sehen", lobt Binotto das Ferrari-Material.

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Ferrari-Teamchef Mattia Binotto spricht am Sky Mikro über den Sieg von Charles Leclerc und das Desaster um Carlos Sainz (Videolänge: 2:43 Min.).

Auch sein Schützling Leclerc gerät beim Gespräch über seinen fahrenden Arbeitsplatz ins Schwärmen: "Das Auto hat sich super angefühlt, wir haben die Reifen von der ersten bis zur letzten Runde gut gemanagt und ich bin sehr glücklich. Wir haben ein sehr starkes Auto, ein zuverlässiges Auto und da wollten wir immer sein. Hoffentlich geht es so weiter, dann haben wir eine Chance auf die Weltmeisterschaft. Das zaubert mir natürlich ein Lächeln auf das Gesicht. Vor allem nach den schweren letzten beiden Jahren."

Sainz im Tief nach starker Debütsaison

Von diesen war Carlos Sainz ausgenommen. Der Spanier war vor zwei Jahren noch für McLaren unterwegs und in der vergangenen Saison legte der 27-Jährige eine sehr starke Debüt-Saison für Ferrari hin, überflügelte in der Gesamtwertung sogar seinen Teamkollegen Leclerc. Er war auf dem besten Weg, dem jüngeren Monegassen den Rang als Nummer eins abzulaufen.

Doch während Leclerc in dieser Saison mit Ferrari zusammen seine Wiederauferstehung feiert, rutscht Sainz immer mehr in die Nebenrolle bei der Scuderia. "Leclerc ist auf einem absoluten Höhenflug im Moment. Teamintern sind die Fronten schon recht früh relativ klar geregelt. Ich bin mir sicher, dass Ferrari Charles da schnellstmöglich priorisieren wird in gewissen Situationen. Natürlich noch nicht so extrem. Aber Leclerc ist WM-Führender und Carlos Sainz hat schon ein gewissen Rückstand auf ihn", kennt Sky Experte Timo Glock die Mechanismen des Geschäfts.

Seinen bisherigen Saisontiefpunkt hatte Sainz nun beim GP von Australien, wo der Spanier bereits am Samstag im Qualifying eine durchwachsene Leistung zeigte und nur auf P9 fuhr. Die geplante Aufholjagd im Rennen blieb aus. Ganz im Gegenteil: Es wurde noch schlimmer. Sainz erlebte in Down Under seinen persönlichen Albtraumtrip.

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In-Race Video: Rennen früh vorbei - Sainz landet im Kiesbett!

Sainz: "Ist auch menschliches Versagen"

Erst kam er beim Start überhaupt nicht weg und verlor prompt nach nur wenigen Metern im Rennen bereits einige Plätze. Im Anschluss wollte er zu viel, buchte einen Trip über die Wiese und blieb letztendlich im Kiesbett stecken. Das Aus für den Spanier, der im Nachgang am Sky Mikrofon erste Erklärungen lieferte: "Ich bin nicht sicher, ob die Reifenwahl für den Start ein Fehler war. Ich habe dann aber einen Fehler gemacht, da ich den Grip falsch eingeschätzt habe. Dann hatten wir zuvor noch ein Problem mit dem Lenkrad. Wir mussten es eine Minute vor der Formationsrunde wechseln und dann war das Lenkrad nicht richtig eingestellt. Manche Schalter haben nicht gestimmt. Dann war ich beim Start schon im Hintertreffen."

Und weiter: "Ich wollte danach schnell überholen und nach vorne kommen und hatte natürlich eine Fehleinschätzung auf dem harten Reifen, der noch nicht so gepusht werden konnte. Die Autos sind insgesamt etwas schwieriger zu verstehen und die Reifen sind schwerer zu managen bei den Starts. Jetzt habe ich den Preis dafür bezahlt. Aber klar ist es auch menschliches Versagen, und Menschen machen Fehler bei dem Versuch, die Autos zu verstehen. Aber das ist keine Entschuldigung."

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Carlos Sainz über das misslungene Rennen und seinen Ausfall in Australien. (Videolänge: 1:48 Min.)

Binotto hofft auf Lerneffekt und Besserung in Imola

Sainz wirkt nun erstmals in seiner Ferrari-Zeit angeschlagen. Doch Boss Binotto will mit dem Spanier nicht allzu hart ins Gericht gehen: "Es war schwer für ihn. Aber ich will das Positive sehen. Carlos ist ein starker Fahrer und ich bin mir sicher, dass er seine Lektionen aus dem Wochenende lernt und stark zurückkommt."

Dies könnte Sainz bereits in zwei Wochen beim GP der Emilia-Romagna in Imola (LIVE auf Sky Sport F1). Dort hat er dann vor den tosenden Tifosi die Möglichkeit, die Wende in seiner bislang nicht perfekten Saison herbeizuführen und sich so dem Perfektionisten Leclerc anzuschließen - damit er auch endlich Teil der rauschenden Wiederauferstehung von Ferrari werden kann ...

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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