30 Gullydeckel modifiziert & keine Fans! Alles zum Vegas-Fiasko
17.11.2023 | 14:50 Uhr
Das Grand-Prix-Wochenende in Las Vegas startete mit einem Schock im 1. Freien Training. Ein Gullydeckel hatte sich gelöst und Autos beschädigt. Wie kann es dazu kommen? Was unternimmt die Formel 1 nun? Wann findet das 2. Freie Training statt?
Die Vorfreude auf den ersten Formel-1-Grand-Prix in Las Vegas seit über 40 Jahren wurde Donnerstagabend Ortszeit schnell getrübt. Nach nur acht Minuten musste das 1. Freie Training aufgrund eines aus dem Boden gerissenen Kanaldeckels direkt vor dem Bellagio-Hotel abgebrochen werden. Es wurde im Anschluss nicht wieder aufgenommen.
Stadtkurse sind anders als herkömmliche Rennstrecken gesäumt von Kanaldeckeln, die in der Regel im Vorfeld eines Grands Prix verschweißt werden, damit sie sich währen des Rennens nicht aus ihrer Position im Asphalt lösen. Dass dies in der Vergangenheit trotzdem schon öfter vorgekommen ist, zeigt unter anderem das Rennen in Baku 2019, als George Russells Auto (damals noch ein Williams) durch einen Gullydeckel beschädigt wurde.
"Die Gullydeckel sind fest verschraubt", erklärt Sky Experte Ralf Schumacher während der Übertragung. "Das Problem ist, dass sich der Beton rundherum gelöst hat und als Ganzes hochgekommen ist."
Verantwortlich dafür ist der Groundeffekt. Die Autos und deren Unterböden sind so konzipiert, dass sich die Boliden bei hoher Geschwindigkeit quasi an die Straße ansaugen. Diese Kräfte sind es dann auch, die zum Beispiel Kanalabdeckungen aus ihren Verankerungen reißen und gegen das Auto prallen lassen.
"Man darf das nicht unterschätzen", so Schumacher. "So ein Auto fährt hier mit Vollgas drüber und entwickelt unheimliche Kräfte. In diesem Fall muss es auch noch so gewesen sein, dass die Autos auf den Deckel aufgesetzt sind und durch diese Erschütterung den Rand aufgebrochen haben.
Der Veranstalter und seine Mitarbeiter mussten nun weit über einhundert Gullydeckel überprüfen. Weitere Arbeiten seien an insgesamt über 30 Abdeckungen nötig gewesen, heißt es. Der für den Schaden an Sainz' Auto verantwortliche Schacht wurde mit Schnellbeton zugegossen. Dieser soll in etwa 15 Minuten ausgehärtet sein.
Zunächst gab die Formel 1 bekannt, dass man mit einem Trainingsstart um 2 Uhr nachts Ortszeit plane. Im Anschluss wurde diese Zeit mehrere Mal um jeweils eine Viertelstunde verschoben, bis das 2. Freie Training schließlich um 2:30 Uhr Ortszeit (11:30 Uhr deutscher Zeit) stattfinden. Statt 60 Minuten wurden dann 90 Minuten gefahren, bei denen Ferrari-Pilot Charles Leclerc das Geschehen dominierte. Hinter dem Monegassen reihte sich auf Rang zwei Teamkollege Carlos Sainz, gefolgt von Fernando Alonso auf Platz drei, ein. Max Verstappen landete vor Haas-Pilot Nico Hülkenberg auf Rang sechs.
Die schauten in die Röhre. "Aus organisatorischen Gründen" wurden die Zuschauer um 1:30 Uhr Ortszeit gebeten, das Gelände zu verlassen. Der Veranstalter freue sich, die Fans zum 3. Freien Training und zum Qualifying wieder begrüßen zu können, hieß es in dem Statement. Das 2. Freie Training fand somit ohne Fans stattfinden. Einer der "organisatorischen Gründe" dürfte die Tatsache sein, dass die Strecke ab 4 Uhr Ortszeit für den Berufsverkehr geöffnet werden musste und dann natürlich die Zuschauer nicht mehr bei der Strecke sein durften.
Dies war zunächst unklar. Die Arbeiten am Ferrari liefen unter Hochdruck. Jede Minute, die den Mechanikern mehr blieb, half dem Rennstall. Mit Beginn des 2. Freien Training war jedoch klar, der Spanier kann fahren. Monocoque, Batterie und der Motor sind unter anderem in Mitleidenschaft gezogen worden. Ebenfalls bitter: Die Batterie darf beispielsweise nicht straffrei getauscht werden. Und das obwohl Sainz nichts für die Schäden kann. Das bedeutet, dass der Spanier eine Startplatzstrafe erhalten wird. Den Stewards seien die Hände gebunden, heißt es in einem offiziellen Statement:
"Die Sportkommissare stellen fest, dass ungeachtet der Tatsache, dass der Schaden durch höchst ungewöhnliche äußere Umstände verursacht wurde, Artikel 2.1 des Formel-1-Sportreglements alle Offiziellen, einschließlich der Sportkommissare, verpflichtet, das Reglement so anzuwenden, wie es geschrieben steht. Dementsprechend muss die in Artikel 28.3 des Sportlichen Reglements festgelegte obligatorische Strafe verhängt werden. Die Sportkommissare stellen fest, dass sie, wenn sie die Befugnis hätten, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, wenn es sich in diesem Fall um mildernde, ungewöhnliche und unglückliche Umstände handelt, dies getan hätten, aber das Reglement lässt eine solche Maßnahme nicht zu."
Dieser Artikel wurde im Laufe des Morgens immer wieder aktualisiert.