Max Verstappens Taktik ohne Spielchen sorgt in Abu Dhabi für Verwunderung
Max Verstappen brauchte neben einem Sieg auch ein schlechtes Ergebnis von Lando Norris, um doch noch in Abu Dhabi Weltmeister zu werden. Doch der Red-Bull-Pilot startete keine "Spielchen". Warum?
07.12.2025 | 22:33 Uhr
Als nach dem Qualifying von Abu Dhabi die ersten Rennszenarien ersponnen wurden, kam so manchem das Finale von 2016 in den Kopf.
Ähnlich wie in diesem Jahr hatte damals Lewis Hamilton mit Rückstand in der Weltmeisterschaft die Pole geholt, das Rennen kontrolliert - und drohte trotzdem, die WM zu verlieren. Teamkollege Rosberg lag komfortabel hinter ihm, das Ergebnis reichte für seinen ersten (und einzigen) Titel.
Also entschied sich Hamilton für ein Bummel-Spielchen: Der Mercedes-Pilot ließ Rosberg in den langsamen Sektoren auflaufen und fuhr auf den Geraden wieder davon, um die Konkurrenz auf seinen Konkurrenten zu hetzen. Doch eine Attacke durch den drittplatzierten Ferrari von Sebastian Vettel blieb aus, Rosberg gewann die WM.
Rosberg & Leclerc überrascht
Ein Vorbild für Max Verstappen also? Schlussendlich nicht. Der ehemalige "Bad Boy" der Formel 1 fuhr ein blitzsauberes Rennen ohne Tricks, siegte und verlor die WM. Fair, meinen die einen, komisch, finden die anderen. Zum Beispiel der damals involvierte Rosberg: "Ich bin ein bisschen überrascht, dass der Max und Red Bull nicht noch ein bisschen mehr probiert haben", so der Mercedes-Weltmeister von 2016 am Mikrofon von Sky Sport Formel 1.
Da schließt sich auch Charles Leclerc an: "Ich hatte von Max erwartet, dass er am Anfang oder am Ende des Rennens ein paar Spielchen spielt, aber er hat nichts davon getan", erklärte der Ferrari-Pilot nach dem Rennen. Er war über die Dauer des Rennes die größte Bedrohung für Norris' Weltmeisterschaft, lag auf Platz vier hinter dem McLaren und ging die Pace lange mit.
Eigentlich die optimale Situation für Verstappen, in Führung liegend und mit dem Mut der schwindenden Optionen, ein bisschen zu zocken. Doch nachdem bereits der Start sauber verlief, reagierte Red Bull auch im späteren Verlauf nicht mehr auf das Geschehen hinter sich. Verstappen enteilte dem Feld und siegte. Warum?
McLaren sicherte sich ab
McLaren hatte im Vorfeld entscheidend mitgedacht und die Strategie der beiden Papaya-Renner aufgeteilt. So startete Oscar Piastri konträr zur Konkurrenz auf den harten Reifen - für Red Bull ein Risikofaktor. "Ich wusste, als ich die Reifen auf Oscars Auto sah, dass es ziemlich schwierig werden würde", rekapitulierte Verstappen später.
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ging etwas mehr ins Detail: "Es war sehr clever von ihrer Seite. Sie hatten so viele Optionen. Damit hatten wir nicht gerechnet", so der 82-Jährige. "Wir konnten so das Feld nicht zusammenschieben, der Vorteil wäre auf Piastris Seite gewesen."
Verstappen hätte also einen großen Vorsprung aufgeben und tief ins Risiko gehen müssen. Doch nicht nur der Strategie-Split der McLaren spielte Norris in die Karten: Um den WM-Führenden unter Druck zu setzten, wechselte Leclerc in Runde 58 ein zweites Mal zum Stopp. Norris reagierte eine Runde später - beide waren nun auf frischen Reifen unterwegs. "Das hat das Ganze noch komplizierter gemacht. Wenn du auf einer One-Stop bleibst und den Zug aufhältst, wird es hart", so das Fazit Verstappens.
Brown ärgert sich über Tsunoda
Das Risiko wollte man, auch weil die Konkurrenz in Form von Ferrari und Mercedes einfach nicht schnell genug war, nicht mehr eingehen, erklärt auch Teamchef Laurent Mekies: "Wir glaubten nicht, das Taktik-Spielchen uns in der Situation einen Vorteil verschaffen würden. Also entschieden wir uns, den Vorteil den wir hatten, zu maximieren und uns auf den Rennsieg zu konzentrieren. Wir können nicht kontrollieren, was hinter uns geschieht. Wir haben die Option diskutiert, aber uns an den Plan gehalten."
Dabei spielte auch das aktuelle Layout der Stecke in Abu Dhabi, das statt der früheren zweiten Schikane nun eine schnelle Haarnadelkurve hat, eine Rolle. "Das neue Layout macht es noch schwieriger (den Pulk aufzuhalten, Anm. d. Red.) im Vergleich zu 2016.", so Verstappen.
McLaren CEO Zak Brown hält indes generell wenig von Spielchen, wie er nach dem Rennen klar machte. Zuerst war da "das Überholmanöver gegen Yuki, das war ein klein wenig hart an der Grenze, vielleicht etwas darüber. Ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist, es stand viel auf dem Spiel", so der Amerikaner mit versteckter Spitze. "Um Spielchen zu spielen muss man Dinge machen, die nicht dem entsprechen, wie wir Rennen fahren wollen. Bei McLaren wird man sowas nicht sehen".
Mehr zum Autor Malte Göttlinger
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