Das war natürlich ein Drama hoch zehn
27.11.2023 | 13:34 Uhr
Sky Experte Timo Glock beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Der Ex-F1-Pilot schwärmt nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi von Max Verstappen und Red Bull. Zudem spricht er über das schwache Jahr von Haas und über den Abschied von Franz Tost.
Zu Max Verstappen fällt einem nicht mehr viel ein. Er hat alle dieses Jahr einfach sprachlos gemacht. Verstappen hat gefühlt alles an Rekorden und Superlativen eingefahren, die man einfahren kann. Er war der Fahrer, der überhaupt keinen Fehler gemacht hat. Auch das Team hat einen super Job gemacht, es gab überhaupt keine technischen Probleme. Einfach unfassbar, wie gut Red Bull aufgestellt ist.
Verstappen hat sich in eine Region gefahren, die schon einzigartig ist. Da kann man auch nur den Hut vorziehen. Wenn er sich dieses Jahr nicht schon in den Status einer Ikone gefahren kann, dann mit Sicherheit in den nächsten Jahren. Denn ich kann mir gut vorstellen, das Red Bull auch im kommenden Jahr wieder einen Vorteil hat, weil man sich früh auf das neue Auto konzentrieren konnte. Vor allem dank Verstappen, der den großen Vorsprung herausgefahren hat. In jeder Hinsicht unglaublich und einfach nur herausragend.
Bei Charles Leclerc ist der "Geniestreich" in Abu Dhabi wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit seiner Box entstanden. Vielleicht hätte Ferrari auch noch ein oder zwei Runden früher draufkommen können, Sergio Perez fahren zu lassen.
Hätte, wäre und wenn gibt es aber nicht, das hat auch Teamchef Frederic Vasseur klar gesagt. Den zweiten Platz an Mercedes hat die Scuderia auch nicht beim Saisonfinale verloren, sondern bei vielen anderen Rennen, wo es Probleme gab.
Was Franz Tost angeht, haben wir ihn auch bei seinem letzten Wochenende so erlebt, wie er immer war: sehr geradeaus und emotionslos, was seinen Abschied angeht. Auch wenn man kurz vor dem Rennen vielleicht doch ein wenig gesehen hat, dass es ihn berührt und beschäftigt. Aber er hat natürlich völlig recht mit der Aussage, dass AlphaTauri ein besseres Ergebnis hätte einfahren können, wenn man strategisch bei Yuki Tsunoda cleverer gewesen wäre. Das hätte nicht passieren müssen.
Diese Gradlinigkeit von Tost wird der Formel 1 fehlen. Aber nicht nur der Formel 1, sondern auch Red Bull. Die Art und Weise, wie er gearbeitet hat mit den Junioren. Er hat viele junge Fahrer ausgebildet, es sind viele sehr gute Fahrer durch seine Hände gegangen- unter anderem ja auch Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo und Verstappen. Daher ist es ein Verlust für Red Bull, die Formel 1 und auch für uns.
Bei Haas war es natürlich ein Drama hoch zehn. Man hat so viel investiert und gehofft, dass das Auto mit dem Update einen großen Schritt bringen würde, und dann hat sich das nicht im Ansatz bestätigt. Es ist sogar eher das Gegenteil eingetreten und das Team hat einen Schritt zurück gemacht.
Das gibt natürlich viel Kopfzerbrechen für 2024, weil die Basis, die man sich erhofft hat und auf der man hätte aufbauen können, ist nicht gegeben. Das Auto ist im Rennen einfach schlecht, nimmt die Reifen viel zu stark in Anspruch und deswegen muss man sich rund um Günther Steiner was einfallen lassen. Ich hoffe für Nico Hülkenberg, dass er im kommenden Jahr ein konkurrenzfähigeres Auto bekommt.
Abschließend möchte ich zum F1-Jahr 2023 nur noch sagen, dass Verstappen mit seinen herausragenden Leistungen der ganzen Saison seinen Stempel aufgedrückt hat. Auf der einen Seite war es mega, so eine Saison mitzuerleben. Auf der anderen Seite wünscht man sich auch eine spannendere Saison. Aber Verstappen hat sich das verdient und dennoch gab es viele spannende Rennen übers Jahr hinweg. Das Highlight war natürlich Las Vegas, das Event hat neue Maßstäbe gesetzt.
Ich freue mich schon auf 2024 und hoffe, dass Ferrari, Mercedes, McLaren und Co. Max Verstappen und Red Bull näher auf die Pelle rücken werden.
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