Mercedes hat nach seiner jahrelangen Dominanz in der Formel 1 in der Saison 2022 Probleme. Red Bull und Ferrari sind deutlich stärker in das F1-Jahr gestartet. Sky F1-Experte Norbert Haug ist aber überzeugt, dass die Silberpfeile die Lücke nach vorne schnell schließen wird.
"Es gibt ein paar Regeln in der Formel 1: Eine davon lautet, dass eine Dominanz nicht ewig gehen kann", machte Sky F1-Experte Haug deutlich. Mercedes hatte von 2014 bis 2021 achtmal in Folge den Konstrukteurstitel gewonnen und dabei sieben Fahrer-WM-Titel (6x Lewis Hamilton & 1x Nico Rosberg) geholt. In diesem Zeitraum gewannen die Mercedes-Piloten Hamilton (81), Rosberg (20) und Valtteri Bottas (10) zusammen 111 der 181 ausgetragenen Rennen.
Doch in den ersten beiden Saisonrennen 2022 fuhren Hamilton und Teamkollege George Russell Ferrari und Red Bull nur hinterher. "Es ist jetzt sicherlich besonders schwer, mit diesem Reglement das Auto zu verbessern und Umbauten zu machen, in eine bestehende Saison hinein. Wenn etwas grundsätzlich am Auto nicht funktionieren sollte, dann wird es dauern", so Haug, der allerdings auch betonte: "Die Teammitglieder an beiden Mercedes-Standorten in Brackley und Brixworth werden sich zu wehren wissen."
Mercedes wohl mit Upgrade in Australien
Chassis als Hauptbaustelle
Über die exakten Schwachpunkte kann nur spekuliert werden. Klar ist, dass Mercedes im Vergleich mit der Konkurrenz große Schwierigkeiten mit dem Porpoising hat, dass bei der Entwicklung vor der Saison im Simulator nicht abzusehen war. Um das Problem auszugleichen, musste Mercedes den Heckflügel in Bahrain und Saudi-Arabien höherstellen, verlor dabei aber an Abtrieb.
Haug hat daher das größte Mercedes-Problem im aerodynamischen Bereich schon ausgemacht: "Ich glaube nicht daran, dass der Motor so viel schlechter ist im Konkurrenzvergleich. Vom Motor her ist man entweder pari oder die Konkurrenz hat nur einen leichten Vorsprung. Ich glaube, dass das Chassis das Problem ist. Das gilt für alle Mercedes-Chassis, also auch bei Williams, Aston Martin und McLaren."
Der ehemalige Motorenchef von Mercedes verdeutlichte: "Wenn ich mit 180 aus der Kurve herausfahre und mein schnellster Gegner mit 190, dann werde ich auf der folgenden Geraden und sei sie noch so lang, nie den gleichen Topspeed erreichen wie der Gegner." Ein Geschwindigkeitsnachteil ist seiner Meinung nach also nicht die Ursache für die aktuell sportliche Situation.
Mercedes kommt zurück
Auch von den viel spekulierten Problemen des Abo-Konstrukteurs-Champions mit dem neuen Kraftstoff hält Haug nichts. "Ich glaube nicht daran, dass Mercedes mit der E10-Weiterentwicklung nicht so weit gekommen ist wie die Konkurrenz. Dazu kenne ich die Leute bei Mercedes zu gut, das ist eine Aufgabenstellung, die zu lösen ist", erklärte der 69-Jährige. Die F1-Autos fahren seit diesem Jahr mit E10-Sprit, statt wie zuvor mit E5.
Haug ist allerdings überzeugt, dass Mercedes in den kommenden Rennen Verbesserungen mitbringen wird und noch im Laufe dieser Saison mit Red Bull und Ferrari um Siege fahren wird. "Die Hauptstärke im Mercedes-Team, wie ich es kenne und wie es praktiziert wird, ist in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten. Der Toto Wolff hat dafür die richtige Rezeptur und sie werden aus der Ecke, in der sie jetzt sind, sehr schnell wieder herauskommen", sagte der Sky F1-Experte.
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