Formel 1: Demütigungen en masse: Doch Hamiltons größte Enttäuschung wartet noch
Nach Imola-Debakel: Hamiltons größte Enttäuschung wartet noch
26.04.2022 | 10:32 Uhr
Nach Jahren der Dominanz befindet sich Lewis Hamilton in einer für ihn ungewohnten Situation. Der Brite steckt im Niemandsland fest und musste in Imola mehrere Tiefschläge ertragen. Zwei besonders große stehen ihm nach den aktuellen Erkenntnissen allerdings noch bevor.
"Ich bin raus aus der Weltmeisterschaft, das ist klar". Lewis Hamilton hat den achten Weltmeistertitel in der Formel 1 in dieser Saison bereits nach dem vierten Rennen abgehakt. Der Brite erlebte in Imola beim Großen Preis der Emilia Romagna ein weiteres Desaster-Wochenende und musste Demütigungen hinnehmen, wie es ihm in seiner Karriere in der Königsklasse wohl noch nie passiert ist.
Hamilton muss in Imola viele Tiefschläge ertragen
Die Erkenntnis, dass es trotz der frühen Saisonphase ein Ding der Unmöglichkeit werden könnte, nochmal eine Rolle im WM-Kampf zu spielen, dürfte Hamilton spätestens dann gekommen sein, als Max Verstappen ihn überrundete. Wenn der größte Rivale, mit dem du in der Vorsaison bis zum letzten Meter um die WM gekämpft hast, dich überrundet, spätestens dann dürfte nicht nur deine Laune im Keller sein, dann weißt du auch, dass der achte WM-Titel unwahrscheinlicher ist als ein gemeinsamer Urlaub von Toto Wolff und Christian Horner. Als wäre diese Schmach nicht schon hart genug, musste der Mercedes-Pilot aber noch einige weitere Tiefschläge ertragen.
Und so wird Hamilton nach dem 13. Platz in Imola Sonntagnacht nicht gut geschlafen haben. Der ehrgeizige 37-Jährige findet momentan kein Mittel, um seinen schwierigen Mercedes auch nur annähernd in den Griff zu bekommen. "Sorry für das Auto, das du heute fahren musstest. Es war unfahrbar", entschuldigte sich Mercedes-Teamchef Wolff direkt nach dem Rennen noch am Funk bei Hamilton.
Sieht man aber an seinem Teamkollegen George Russell, dass der Mercedes immerhin das Potenzial hatte, auf Rang vier vorzufahren, dann muss die Frage erlaubt sein, wie viel Schuld auch Hamilton am Ende am miserablen Abschneiden trägt.
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Wolff-Entschuldigung nur ein Schutzschild für Hamilton?
Für Ex-Weltmeister und Sky Experte Nico Rosberg, der den Mercedes vor dem Rennen als "sehr, sehr schlecht" betitelte, war Wolffs Funkspruch auch eine Art Schutzschild für seinen Piloten. "Sie haben die Schuld auf sich genommen und versucht, Lewis mental zu unterstützen. Sie haben ihn aufgerichtet und gesagt, dass es nicht Lewis' Schuld war, sondern deren", meint der Weltmeister von 2016. "Das ist sehr klug, denn es entspricht nicht ganz der Wahrheit. Wir dürfen nicht vergessen, dass Russell mit demselben Auto auf P4 gefahren ist, so dass Lewis definitiv eine große Rolle bei diesem schlechten Ergebnis an diesem Wochenende gespielt hat."
Hamilton wird sich dessen bewusst sein. Dementsprechend frustriert muss er nach Rennende gewesen sein. Wolff wird am besten wissen, wie sich Hamilton nach dem Rennen gefühlt haben muss. Zudem wird der Teamchef genau gewusst haben, welches Echo die Platzierung im Niemandsland des Fahrerfeldes noch auslösen würde. Aber auch der Versuch, die Kritik auf das Auto zu lenken, half am Ende nur bedingt. Die internationalen Gazetten schrieben von der "erschreckendsten Vorstellung seiner Karriere" oder vom Image Hamiltons, dass "große Kratzer" erlitten habe.
Man kann nicht in den Kopf des Rekordchampions schauen. Doch wenn Wolff Hamilton wirklich schützen muss, dann würde das einerseits zeigen, wie viele wirklich bei den Silberpfeilen aktuell im Argen liegt, aber auch, wie sehr die aktuelle Situation am Superstar nagt.
Diskrepanz zwischen Russell und Hamilton ist deutlich
Dass der Mercedes momentan nicht im Konzert der Großen um Red Bull und Ferrari mithalten kann, ist nach vier Rennen keine neue Erkenntnis. Ins Bild des "unfahrbaren Autos" passt aber nicht, dass Hamiltons neuer Kollege auf den vierten Platz vorfahren konnte und immerhin nicht allzu weit von Lando Norris im McLaren und seinem zweiten Podium in Folge entfernt war. Zugegeben: Wären Charles Leclerc und Carlos Sainz ein normales Rennen gefahren, hätte es wahrscheinlich nur für den sechsten Rang gereicht. Trotzdem wäre Russell deutlich vor Hamilton ins Ziel gekommen.
Der 24-Jährige kommt in seinem Rookie-Jahr bei Mercedes deutlich besser mit dem problematischen W13 zurecht, als es Veteran Hamilton in seinem zehnten Jahr in diesem Team tut. Das wiederum lässt den Rekordsieger der Formel 1 in keinem guten Licht stehen. "Das sehe ich ganz und gar nicht so. Wenn du da hinten festhängst - und das ist George am Samstag auch passiert - dann kommst du einfach nicht mehr vorwärts", erklärte Wolff am Sonntag nach dem Rennen gegenüber Sky. Der Unterschied von 21 Punkten in der Fahrerwertung und die Performances während der ersten Rennen sprechen aktuell jedoch eine andere Sprache.
"Er muss sich fragen, wieso George Russell so viel schneller ist als er", sagt Sky Experte Ralf Schumacher in seiner Kolumne. "Ein 13. Platz ist natürlich nicht der Anspruch von Hamilton. Er muss sich eingestehen, dass Russell gerade der bessere Fahrer ist. Geht das in den nächsten Wochen so weiter, wird es auch im Team spannend. Es könnte zu Veränderungen in der Rangfolge kommen." Das wäre für den Rekordsieger wohl die größte Demütigung, die er erfahren könnte.
Hamilton von den Top-Autos der Vorjahre verwöhnt?
Im Moment wirkt es so, als würde Russell davon profitieren, dass er in den vergangenen Jahren mit den langsamsten Autos der Klasse unterwegs war. Der mit Top-Autos "verwöhnte" Hamilton hat dagegen gefühlt erstmals mit Fahrzeugproblemen in seiner Karriere zu kämpfen und hadert nun damit. Sollte es tatsächlich zu einer Änderung der Hackordnung innerhalb des Teams kommen, dann wird auch da spannend zu sehen sein, wie Hamilton damit umgeht.
"Lewis hasst es, hinter seinem Teamkollegen zu landen", weiß Rosberg aus eigener Erfahrung. "Selbst wenn man in der Rangfolge unter ihm steht, hasst er es sehr, hinter seinem Teamkollegen zu landen. Das ist auch an diesem Wochenende passiert, und das wird die Spannung erhöhen. Vor allem im Technikraum, wo Lewis immer mehr Druck machen wird. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Situation entwickelt."
Hamilton zu bändigen für Gasly keine Schwierigkeit - erste Saison ohne Sieg?
Symbolisch dafür, dass selbst Rang drei in der Konstrukteurs-WM eine knifflige Aufgabe für Mercedes werden könnte, zeigte der Zweikampf zwischen Hamilton und AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly. Über 40 Runden lang versuchte der Brite den Franzosen zu überholen - ohne Erfolg. Während Hamilton sich die Zähne ausbiss, schien es für Gasly kein großes Problem zu sein, seinen Konkurrenten hinter sich zu lassen. Für ihn sei es "ich würde nicht sagen einfach, aber auch nicht so schwierig gewesen", den Mercedes am Überholen zu hindern. "Aber ich glaube, ich war genauso frustriert wie er", sagte Gasly, der selbst nicht an Alex Albon vorbeikam. "Aus irgendeinem Grund war es in diesem Jahr selbst mit DRS sehr schwer zu überholen."
Dass es nicht nur für Hamilton schwer gewesen ist, zu überholen, wird für ihn kein Trost sein. Aktuell befindet er sich in Gefilden, die er nicht kennt und vor allem nicht mag. Trotz der noch 19 ausstehenden Rennen ist aktuell kein Ende in Sicht. In seinem 16. Jahr in der Formel 1 droht dem achtmaligen Weltmeister die erste Saison ohne einen Sieg. Geht es noch schlimmer für einen von Siegen verwöhnten Rennfahrer? Wohl kaum. Doch unter den aktuellen Eindrücken scheint es wahrscheinlicher, dass er die eine oder andere Demütigung noch ertragen müssen wird, bis es für ihn wieder weiter nach vorne geht.