Start in die zweite Halbzeit der Formel 2: Dabei geht es nach Barcelona auf die Strecke, die gewöhnlich Anfang Mai als Europa-Auftakt für die Königsklasse und auch die F2 dient. Doch 2020 ist alles anders - und das trifft auch auf die Temperaturen und somit die Bedingungen zu.
"Es wird viel, viel heißer als alles, was wir in diesem Jahr bislang hatten", erwartet Luca Ghiotto für das Rennwochenende und denkt dabei vor allem an den Reifen, der an den vergangenen zwei Rennwochenenden die Piloten der höchsten Nachwuchsserie enorm beschäftigt hat. "Es wird ein Kampf, den Reifen richtig zu managen und es wird anspruchsvoll für die Autos, sowie uns Fahrer. Das steht schon jetzt fest."
Ähnlich sieht es auch der Schweizer Louis Deletraz, der zuletzt regelmäßig in den Top-Fünf unterwegs war. "Wir müssen ganz schnell die Bedingungen erkennen und auf unser Setup übersetzen. Das wird entscheidend."
Teams und Fahrer müssen bei Null anfangen
Konkrete Vorhersagen sind in der Formel 2 in dieser Saison, nicht nur aufgrund des Corona bedingt gestrafften Zeitplans noch schwerer zu machen. Es sind die neu eingeführten 18 Zoll Reifen, die in Zukunft auch in der Formel 1 eingesetzt werden, die Teams und Fahrer im Grunde genommen bei Null anfangen lassen.
Die Strecken sind bekannt, vor allem auch Barcelona, wo quasi jeder Nachwuchsfahrer in seiner bisherigen Karriere unzählige Runden in Rennen und Tests absolviert hat. Doch auf diese Datensätze kann nahezu nicht zurückgegriffen werden, da sie keine Vergleichsgrundlage sind. "Das ist natürlich ein Vorteil für die Rookies", meint Deletraz und steht mit dieser Meinung nicht allein da.
Konkret zu sehen ist dies bei Robert Shwartzman und Christian Lundgaard. Beide kommen aus der Formel 3 und hatten nahezu keine Anlaufzeit eine Klasse weiter oben. Schwarzman, zwischenzeitlich schon Meisterschaftsführender, hat zwei Rennsiege auf seinem Konto, Lundgaard einen und insgesamt drei Podiumsplätze.
Schumacher zieht sich selbst aus der Mini-Krise
Dreimal auf dem Podium war in dieser Saison auch schon Mick Schumacher, der gerade am zweiten Silverstone Wochenende eine Steigerung hinlegte. Schumacher, die deutsche Nachwuchshoffnung in Sachen Formel 1 der Zukunft, war vergangene Woche Schnellster im Freien Training und Zweiter im Rennen am Sonntag - sein bestes Ergebnis bislang in dieser Saison. Zuvor kam er zweimal auf Platz drei in Ungarn.
Doch das war gefühlt eine andere Zeit. Eigentlich wollte er den Schwung mit nach England nehmen, hatte am ersten Silverstone-Wochenende nicht nur einen schwarzen Sonntag, sondern drei Tage zum vergessen. Danach setzte sich Mick Schumacher mit seinem Team zusammen, reiste nicht zwischenzeitlich zurück nach Hause, sondern nutzte die Zeit intensiv zur Datenanalyse, zum Probieren, zum Überlegen - und zog sich als Ergebnis selbst aus der kleinen Krise heraus. Denn vergangenes Wochenende lief deutlich besser - auch im Samstagsrennen, welches er zwischenzeitlich anführte. Diesen Schwung will Schumacher nun in Barcelona nutzen, auch wenn es so brutal heiß wird, die Reifen wieder anders reagieren werden und damit die Karten neu gemischt sind.
Ghiotto will aufs Podium
Zurück ins Geschäft will auch Luca Ghiotto. Der "Oldie" im Feld hatte gleich zwei punktelose Wochenenden in Großbritannien - und das, nachdem er ein Rennen in Ungarn gewonnen hat und einen Teamkollegen hat, der an beiden Silverstone-Wochenenden aufs Podium fuhr. "Ich war viel zu weit weg in Silverstone. Jetzt ist es Zeit, zurück zu kommen. Vor dem Freien Training ist es schwer zu sagen, wo es hingehen kann. Aber auf der Strecke war ich immer gut. Entsprechend ist mein Ziel das Podium."