Alexander Zorniger lobt HSV-Neuzugang Yussuf Poulsen
Der deutsche Trainer coachte den neuen HSV-Hoffnungsträger eins bei RB Leipzig.
16.07.2025 | 22:50 Uhr
Nun traut Zorniger Poulsen auch im fortgeschrittenen Fußballalter noch viel zu.
Von Julia Lamatsch und Sven Töllner
Sein erster Auftritt war noch ein wenig zurückhaltend - gezwungenermaßen. Yussuf Poulsens Adduktoren zwicken zwar nicht mehr. Um sicher zu stellen, dass das so bleibt, startete der Hamburger Königstransfer im Trainingslager in Herzogenaurach mit gebremstem Schaum. Der 31-jähriger Ex-Leipziger ist ein riesiger Hoffnungsträger der HSV-Verantwortlichen- und Fans. Zu recht? Auf jeden Fall findet sein Ex-Trainer.
Nach dem Drittliga-Aufstieg mit RB Leipzig stieß der junge Däne 2013 zum Kader von Coach Alexander Zorniger. "Physisch war er mit 19 schon eine Kante mit guten Bewegungen - auch unorthodoxen. Technisch war er noch unfertig, aber bezüglich seiner Willensstärke und der Bereitschaft, an sich zu arbeiten, war Yussi damals schon ein Beispiel, das ich jungen Spielern gegenüber auch heute noch heranziehe", erinnert sicher der 57-jährige Trainer von Odense BK, der mit seinem neuen Klub am kommenden Sonntag bei Midtjylland in die Liga startet.
Zorniger trifft Poulsen
Vor einer Woche ist er seinem ehemaligen Musterschüler noch in Odense begegnet - per Zufall. Ein angenehmer Austausch - wie immer. Gewiss auch über Poulsens Entwicklung. Zorniger: "Er ist ein sehr bodenständiger Typ, dem die Familie über alles geht. Und diese Werte spiegeln sich in seiner Arbeitseinstellung wider. Er hat sich über die Jahre zu einem Bundesligaspieler mit sehr vielen Facetten entwickelt - auch im technischen Bereich. Yussi wollte vom ersten Tag an immer besser werden. Und im Gegensatz zu anderen hat der dafür auch immer was getan."
Der HSV braucht nach sieben Jahren ungewollter Bundesliga-Absenz neben jugendlicher Frische und Tempo unbedingt Erfahrung auf höchstem Niveau - und Cleverness. "Er ist noch immer ein schnellkräftiger Spieler. Ob er in jedem Spiel auf dem Platz stehen wird, muss man sicher abwarten - aber ich bin sicher, dass der Wechsel ihm guttun wird. Und dem HSV auch", glaubt Zorniger und begründet: "Er ist nicht nur ein schlauer Anläufer, sondern auch ein intensiver. Dem ist in der Regel kein Weg zu weit. Wenn andere das nicht machen, dann fordert er das übrigens auch unmissverständlich ein."
Poulsen mit starker Austrahlung
Weniger Ballbesitz-Fußball, mehr Pressing und Umschaltspiel - der HSV wird seinen Stil in der Bundesliga modifizieren müssen. Zorniger: "Es ergibt für mich total Sinn, einen Spieler wie Yussi mit ins Boot zu holen, der das nicht nur physisch perfekt macht, sondern auch mit seiner Mentalität. Wenn da einer durchhängt und der Meinung ist, dass ein anderer den unangenehmen Laufweg übernehmen muss, reagiert er nicht ganz so entspannt, wie es seine Nationalität vermuten lässt."
Klingt alles in allem danach, dass da einer kommt, der auch in der Kabine eine wichtige Rolle einnehmen kann - und muss. "Der strahlt einfach aus: 'Jungs, reißt euch mal den Arsch auf.' Das erwarten sie ganz sicher auch im Volkspark. Er wird Dinge einfordern. Nicht unbedingt in einer übertriebenen Lautstärke - aber sehr klar. Der hört zu, und wenn er merkt, dass die Dinge in die falsche Richtung laufen, dann schreitet er ein."
Zorniger packt Anekdote aus
Zorniger selbst musste übrigens auch mal einschreiten - genau ein Mal. "Er hatte damals in Leipzig eine WG mit Joshua Kimmich. Yussi hat gern mal ein wenig länger geschlafen. Wir hatten eine Nachmittagseinheit - 14 Uhr Trainingsbeginn. Jo ist schon mal losgegangen und hat ihm Bescheid gegeben, dass er aufstehen muss, aber Yussi ist trotzdem zu spät gekommen - zu einer NACHMITTAGSEINHEIT."
Die Strafe: Zorniger strich ihn aus dem Kader gegen Chemnitz. Ein paar gut verständliche Empfehlungen für die Zukunft gab es gratis dazu. Zorniger schmunzelt: "Soweit ich weiß, ist er seit dem nie wieder zu spät irgendwo hingekommen."
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.