Graue Maus war gestern. Bei Hertha BSC schlagen die Verantwortlichen neue Töne an und wollen ins europäische Geschäft. Helfen sollen dabei - dank Investor Lars Windhorst, offenbar vor allem neue Stars.
Einer davon könnte Granit Xhaka vom FC Arsenal werden: Laut Sky Informationen steht der Mittelfeldakteur vor einem Winter-Wechsel zu Hertha BSC. Der Schweizer wechselte 2016 für stolze 45 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum FC Arsenal. Bei den Gunners wurde der Stratege nach einem Fan-Eklat jedoch als Kapitän abgesetzt, von zahlreichen Arsenal-Anhängern ausgepfiffen und will London verlassen.
Dies bestätigt auch sein Berater Jose Noguera gegenüber der Zeitung Blick: "Ich sage es ganz offen und ehrlich: Wir sind uns mit Hertha BSC einig und würden gerne nach Berlin gehen." Demnach soll es nur noch um die Ablösesumme gehen.
Hertha will große Namen wie Götze und Draxler anziehen
Bis vor kurzem schien es noch undenkbar, dass ein Spieler vom Kaliber Xhakas zur Hertha wechseln könnte. Doch er könnte nicht der einzige sein: Auch andere große Namen wie Mario Götze, Julian Weigl (beide Borussia Dortmund) oder Julian Draxler (PSG) werden mit dem Hauptstadtklub in Verbindung gebracht. Was für Außenstehende vielleicht überraschend scheint, ist für Jürgen Klinsmann eine Selbstverständlichkeit.
"Ob da Mario oder andere Spieler in Europa spekuliert werden, auch Champions-League-Spieler, das wird jetzt ganz normal und unsere Zukunft sein", sagte der Hertha-Coach, als er nach Götze gefragt wurde und fügte hinzu: "Wir schauen uns auch nach diesen Spielern um. Wir gehen da mit einer ganz anderen Denkweise ran".
Hielt sich der Verein in den vergangenen Jahren meistens im grauen Mittelfeld der Bundesliga auf, fährt man in Berlin nun eine neue, "größere" Strategie: Die Hertha will zurück ins europäische Geschäft.
Ambitionierte Ziele, betrachtet man die Tabellenplätze seit dem Aufstieg 2013. Vergangene Saison wurde die alte Dame Elfter, davor lief die Hertha unter anderem auf Rang sieben, zehn, elf oder 15 ein. Lediglich in der Saison 2016/17 qualifizierte man sich dank eines sechsten Platzes für die Europa-League-Gruppenphase, scheiterte dort aber bereits nach der Vorrunde.
Investor Windhorst kann größere Transfer bewerkstelligen
Was hat sich verändert? Einfach gesagt: Das Geld. Dank des Einstiegs des Investors Lars Windhorst kann Hertha nun langfristig und größer planen. Dieser sicherte sich im Sommer 37,5 Prozent der BSC-Anteile und stieg mit 125 Millionen Euro ein, die vor allem in Transfers investiert werden sollen. Zudem kann Windhorst seine Anteile jederzeit auch auf 49,9 Prozent erhöhen.
Und auch Windhorst selbst verspricht sich von dem Deal einen Aufschwung des Tabellenelften der abgelaufenen Bundesligasaison. "Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden", sagte er.
Dardai abgesetzt, Covic gescheitert, mit Klinsmann der Erfolg?
Mit dem Einstieg des Investors wollte man in Berlin einen Umbruch einleiten. Opfer dieser Neu-Orientierung war der langjährige Trainer Pal Dardai, der im Sommer 2019 seinen Hut nehmen musste. Mit Ante Covic holte Hertha ein "Eigengewächs", der von der Jugend bis zur zweiten Mannschaft alle Trainerstationen in Berlin durchlief.
Mit ihm wollte der Verein offensiver agieren und spielen. Dieser Plan ging aber komplett schief, denn nach zwölf Spieltagen reichte es unter Covic nur zu Platz 15 und elf Punkten. Nach knapp vier Monaten als Trainer der A-Mannschaft trennte man sich von dem 44-Jährigen. Bis Saisonende übernahm Jürgen Klinsmann, der zuvor bereits durch Windhorst im Aufsichtsrat platziert wurde.
Und der ehemalige Bundestrainer ist mit seiner Mannschaft auf einem guten Weg: Mittlerweile rangieren die Herthaner auf Rang zwölf und zählen 19 Punkte auf ihrem Konto. In den vergangenen fünf Spielen unter Klinsmann punktete man mit Ausnahme der 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund immer.
Zielvorgabe in dieser Saison: Klassenerhalt
In dieser Saison ist der Klassenerhalt das vorrangige Ziel. Aber klar ist: der Hauptstadtklub will nach Europa. Dies stellte Klinsman nach seinem vierten Spiel als Hertha-Trainer klar.
Klinsmann und der Verein machen deutlich: Hertha BSC will oben mitspielen und größere Namen nach Berlin locken. Der Coach plant für Winter - Stand jetzt - mit seinem aktuellen Kader. "Dank der Partnerschaft mit Lars Windhorst ist jemand an der Seite, der es uns hier und da mal erlaubt, etwas auf dem Transfermarkt zu tätigen. Im Moment plane ich rein mit dem Kader, der da ist", sagte der 55-Jährige.
Sky Journalist und Transferexperte Gianluca die Marzio will jedoch wissen, dass Santiago Ascacibar vom VfB Stuttgart kurz vor einem Wechsel nach Berlin steht. Beide Vereine sollen bereits eine Einigung erzielt haben. Hertha soll zwölf Millionen Euro an die Schwaben zahlen. Eine Bestätigung der Vereine steht noch aus.
12 Millionen Euro für einen Spieler aus der 2. Bundesliga ist eine stolze Summe und zeigt auch, dass die Möglichkeiten in Berlin nun andere sind - und man die auch nutzen will. Das sei dann jedoch Aufgabe von Hertha-Manager Michael Preetz. "Was dann kommt, ist in Michaels Händen. Aber wir sprechen das natürlich ganz eng ab innerhalb des Klubs", so Klinsmann.
Falls Xhaka tatsächlich an die Spree wechselt, wäre dies ein erster Schritt in die "neue" Richtung und ein richtiges Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Der Schweizer könnte der erste große Star sein, der der Hertha neue Glanz verleihen soll.