Andre Schürrle im Sky Interview: "Ich saß schon auf gepackten Koffern"

Weltmeister im Wartestand

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Andre Schürrle spricht im exklusiven Interview mit Sky über seine Situation bei Borussia Dortmund. (Video: 01:52)

Mit 28 Jahren befindet sich André Schürrle im besten Fußballeralter und will liefern. Doch Borussia Dortmund hat Schürrle nach dem Ende des Ausleihgeschäfts mit Fulham freigestellt. Der Weltmeister befindet sich im Wartestand - unfreiwillig.

Sky Sport Reporter Sven Töllner traf Schürrle am Dienstag Mittag (16 Juli) in Berlin - nicht in Frankfurt - zum exklusiven Interview.

Sky Sport: Herr Schürrle, Ihr Vertrag bei Borussia Dortmund läuft bis 2021, der BVB hat vor zwei Wochen mit der Vorbereitung begonnen, Sie trainieren allein in Berlin. Warum?

Andre Schürrle: Die Situation ist natürlich nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Mein Berater und ich haben viele Gespräche mit Borussia Dortmund darüber geführt, was das Beste für den Verein und für mich ist. Ich saß eigentlich schon auf gepackten Koffern auf dem Weg nach Dortmund. Dann kam der Anruf mit dem Hinweis, dass Dortmund das nicht wollte, weil ohnehin schon sehr viele Spieler da sind. Sie geben mir so auch die Möglichkeit, mit Vereinen konkrete Gespräche zu führen. Deswegen trainiere ich jetzt in Berlin, habe hier meinen Coach und bin absolut fit.

Sky Sport: Verwundert Sie die Art des Umgangs?

Schürrle: Das hat sicher nichts mit Mangel an Respekt zu tun - so läuft halt das Geschäft. Da muss man auch versuchen, alle Seiten zu verstehen. Lucien Favre will mit dem Kader trainieren, den er für die Saison einplant. Und der BVB will halt nicht, dass Chaos entsteht. Klar ist aber auch, dass ich Mannschaftstraining brauche.

Sky Sport: Werden Sie denn die Möglichkeit dazu erhalten?

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Schürrle: Da müssen wir mit Borussia Dortmund Lösungen finden. Man kann sich körperlich fit halten, aber am Ende ist das Mannschaftstraining natürlich immens wichtig.

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Sky Sport: Wie laufen Ihre Privat-Trainingseinheiten derzeit ab?

Schürrle: Wir versuchen, die Einheiten fußballspezifisch zu gestalten - meist zweimal am Tag. Natürlich gehe ich auch laufen oder ins Gym. Wichtig ist halt, dass ich topfit bin, wenn es für mich wieder losgeht. Ich habe direkt mit Urlaubsbeginn mit dem Training begonnen, weil ich geahnt habe, dass es ein längerer Sommer für mich werden könnte (schmunzelt). Ich fühle mich jedenfalls richtig gut, bin fit, hochmotiviert und freu mich auf das, was kommt.

Sky Sport: Wie bleiben Sie fußballerisch im Rhythmus?

Schürrle: Ich habe mit Erik Jäger einen Fitnesstrainer gefunden, der auch schon in der Bundesliga gearbeitet hat und dem die Abläufe klar sind. Wir trainieren auf einem sehr hohen Level und haben uns auch noch ein paar Fußballer dazugeholt, um spielnahe Situationen darzustellen und nicht zu weit weg vom Mannschaftstraining zu sein. Dennis Aogo war auch ein paarmal dabei.

Sky Sport: Die Saison in England endete unbefriedigend für Sie. Abstieg mit Fulham, den Sie auch aufgrund einer hartnäckigen Virusinfektion nicht verhindern konnten. Spüren Sie noch Nachwirkungen?

Schürrle: Das ist ausgestanden, ich bin vollkommen gesund. Es war für mich persönlich ein bisschen schade, weil ich eine gute Saison gespielt und meine Tore gemacht habe. Klar, mit Fulham war es schwierig, aber ich habe mich eigentlich gut gefühlt, bis mich eine Grippe zurückgeworfen hat. Ich habe dann zu schnell wieder angefangen und einen Rückschlag erlitten.

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Sky Sport: Danach haben Sie kaum noch gespielt.

Schürrle: Seit April war ich wieder komplett im Training und topfit. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber leider schon abgestiegen, und der Trainer wollte auf die Spieler setzen, die auch mit in die nächste Saison gehen.

Sky Sport: War es trotz Ihrer sechs Saisontore also ein Jahr zum Vergessen?

Schürrle: Am Ende sieht man den Abstieg - dazu habe ich meinen Teil beigetragen und nehme mich nicht aus der Verantwortung. Wer ein bisschen genauer hinschaut, sieht aber schon, dass meine Statistiken okay sind und ich gute Spiele gemacht habe. Für mich persönlich war es sicher kein verlorenes Jahr, aber der Abstieg steht natürlich über allem.

Sky Sport: Ist ein erneuter Wechsel in die Premier League denkbar?

Schürrle: Ich hab in England ein gutes Standing, die Leute mögen mich dort. Deshalb ist die Premier League natürlich auch jetzt eine Option für mich. Am Ende muss aber alles passen. Ich bin ja jetzt Familienvater (Tochter Kaya kam vor zweieinhalb Monaten zur Welt, Anm. d. Red.), da setzt man sich natürlich nochmal ein bisschen anders mit der Vereinsauswahl auseinander, als wenn es nur um mich allein ginge. Am Ende sollen alle Beteiligten zufrieden sein.

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Sky Sport: Hat Ihre Frau Mitspracherecht?

Schürrle: Meine Frau ist in die Abläufe komplett eingebunden. Wir suchen natürlich auch die Nähe zur Familie, können Unterstützung gut gebrauchen. Ich bin ja jetzt schon ein bisschen länger dabei und weiß, worauf es ankommt.

Sky Sport: Waren denn schon interessante Angebote dabei?

Schürrle: Es gab immer mal wieder Gespräche. Aber noch nichts, was so konkret war, dass wir uns ernsthaft damit auseinandersetzen konnten. Das wichtigste in dieser Situation ist Geduld - das habe ich gelernt. Auf dem Transfermarkt ist bislang noch nicht so viel los - alles, was kommt, werde ich sorgsam abwägen. Ich bin nicht bereit, überall in der Weltgeschichte unterwegs zu sein. Deshalb warte ich auf das richtige Angebot. Und das wird auch kommen - davon bin ich überzeugt.

Sky Sport: Fällt es Ihnen leicht, geduldig zu bleiben?

Schürrle: Es wundert mich selbst ein bisschen. Aber es fällt mir komischerweise relativ leicht. Früher habe ich meinem Vater und meinem Berater ständig Druck gemacht. 'Jetzt seht mal zu, dass was passiert' (lacht). Ich fühle mich halt einfach wohl, habe gute Trainingsbedingungen und warte geduldig auf das Richtige.

Sky Sport: Sie haben einen hochdotierten Vertrag in Dortmund. Schreckt das potenzielle Interessenten möglicherweise ab?

Schürrle: Es gibt immer Lösungen - ich will einfach nur auf dem Platz stehen und Fußball spielen. Das war ja auch mit Fulham so. Aber bevor ich was ab- oder zusagen kann, muss erstmal was Konkretes auf dem Tisch liegen. Und soweit sind wir noch nicht.

Das Interview führte Sven Töllner

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