Kommentar zum Kruse-Aus: Konsequent - aber der Störfaktor bleibt
11.09.2022 | 20:16 Uhr
Die Entscheidung, Max Kruse in Wolfsburg auszusortieren, kam womöglich zu spät. Und vollends gelöst ist das Problem auch noch nicht. Ein Kommentar von Sky Reporter Sven Töllner.
Fokus! Der VfL Wolfsburg braucht einen stabil justierten Fokus. Nach dem ernüchternden Saisonstart und der erodierenden Aufbruchstimmung musste ein Ruck her. Für die Gruppe. Und auch für den Trainer.
Auf dem Weg dahin haben die VfL-Verantwortlichen Max Kruse als Störfaktor identifiziert und aussortiert. Konsequent - aber womöglich zu spät?
Kovac und Kruse - allzu viele Einschätzungen, dass diese Konstellation für produktive Effekte sorgen können würde, sind nicht öffentlich geworden.
Das Gesamtpaket Max Kruse mit all seinen Begleiterscheinungen - positiven wie negativen - ist jedermann bekannt. Der 34-Jährige gibt zwar kaum Interviews, lässt die Welt im Zusammenspiel mit Gattin Dilara gleichwohl bereitwillig an seinen privaten Interessen und an seiner Sicht auf die Dinge des Lebens teilhaben.
Mit dem Hinweis auf seinen Vier-Stunden-Arbeitstag hat Kruse nicht nur viele Menschen in der Arbeiterstadt Wolfsburg irritiert, sondern möglicherweise auch manche führenden Kräfte in der VW-Chefetage. Die Premiere seiner selbstproduzierten YouTube-Serie kurz vor der Heim-Niederlage gegen Köln hat sicher auch nicht dazu beigetragen, das Vertrauen in Kruses ungeteilte Leistungsbereitschaft zum Wohle des Gesamtgefüges zu stärken.
Unter Kovac wird er nicht mehr für den VfL spielen. Ein Trainingsausschluss ist hingegen nicht geplant - überdies auch arbeitsrechtlich kaum durchsetzbar.
Der Störfaktor bleibt im System - zumindest bis zum Ende der Hinrunde. In der Kabine. Auf dem Trainingsplatz. Und somit noch gut zwei Monate lang ein Dauerthema. Dass sich das positiv - oder zumindest nicht negativ - auf die Gruppendynamik und den gemeinsamen Fokus auswirken wird, ist eine optimistische Einschätzung.
Aber keine realistische.