Bayers Transfersommer: Im Wartestand wegen Havertz
23.07.2020 | 14:51 Uhr
Bayer Leverkusen hat auf dem Transfermarkt einiges zu tun. Das Problem der Werkself ist aber, dass sie noch nicht genau wissen, wie viel Arbeit ansteht. Kai Havertz und die Europa League erschweren die Planungen.
Trainer Peter Bosz hat klare Vorstellungen: ein Havertz-Ersatz, ein Rechtsverteidiger, nach Möglichkeit ein Innenverteidiger und ein Stoßstürmer sollen her. Aus zwei Gründen muss Bayer aber noch abwarten: Der Havertz-Deal ist noch nicht durch. Chelsea und der Spieler sind sich nach Sky Informationen zwar einig, es ist aber noch nicht ausgemacht, dass die Londoner die geforderten 100 Millionen Euro auch zahlen.
Nach Sky Informationen ist Chelsea bereit, 80 Millionen Euro sofort zu zahlen. Darüber hinaus kämen noch Bonus-Zahlungen zu einem späteren Zeitpunkt hinzu.
Das Geld würde Leverkusen zum Teil reinvestieren. Zudem bleibt die Restchance Königsklasse: Der Sieger der Europa League darf in der Champions League antreten, entschieden wird das aber erst am 21. August. Bayer würde aufrüsten, sollte der Titel tatsächlich gelingen. Das Transferbusiness wird deswegen diesen Sommer schleppend verlaufen.
Geht Havertz? Oder geht er nicht? Die Zeichen stehen durch die Einigung zwischen der Havertz-Seite und Chelsea klar auf Abschied. Aber wie soll der laut Rudi Völler "beste deutsche Spieler" ersetzt werden? Es braucht einen flexiblen Offensivspieler, der als Zehner oder Neuner spielen kann und enorme Qualität besitzt. Dies mit einem Spieler abzufangen scheint unmöglich, die Last dürfte auf mehrere Schultern verteilt werden. In Leverkusen halten sie große Stücke auf Florian Wirtz. Die Antwort auf die Havertz-Frage könnte also Talent und Perspektivspieler lauten. In die Havertz-Lücken sollen andere Spieler reinwachsen.
Unzufrieden in Leverkusen ist Lucas Alario. Der Spieler möchte den Verein verlassen, Bosz plant ohne ihn. Als Ersatz könnte Patrik Schick kommen. Der Tscheche hat sich vergangene Saison in Leipzig bewiesen, gehört aber noch der AS Rom. Der Draht zu den Römern ist dank Rudi Völlers Intermezzo als Spieler bei den "Giallorossi" hervorragend. Flügelflitzer Leon Bailey steht bei mehreren großen Klubs auf der Wunschliste, dürfte Leverkusen bei einem guten Angebot auch verlassen. Geht Havertz, muss Bailey aber wohl bleiben. Zwei so talentierte Offensivspieler zu ersetzen, ist eine zu große Herausforderung in diesem verkürzten Transfersommer.
Und wo sollen die neuen Spieler herkommen? Aus Südamerika natürlich! Leverkusen hat hier einen großen Erfahrungsvorsprung gegenüber anderen Bundesligisten und einen guten Ruf als Entwickler und Sprungbrett nach Europa. Winterneuzugang Exequiel Palacios spielte bislang noch keine große Rolle, das soll sich in der neuen Saison ändern. Ein Rechtsverteidiger-Kandidat soll Gonzalo Montiel (23) von River Plate sein. Leverkusen ist aber Spezialist darin, Transfers bis kurz vor der Verkündung geheim zu halten. Die eine oder andere Überraschung dürfte auch in diesem Sommer drin sein.
Die ausgeliehenen Spieler haben allesamt keine Zukunft in Leverkusen. Tin Jedvaj war zwar Stammspieler in Augsburg, aber Bosz plant ohne ihn. Panagiotis Retsos war an Sheffield United verliehen, konnte sich dort aber kaum in Szene setzen. Bei einem Angebot wird ihn Leverkusen verkaufen. Für Tore gesorgt hat der dritte Leihspieler Joel Pohjanpalo: Beim HSV erzielte er in der Rückrunde starke neun Treffer, dennoch ist die Konkurrenz bei Bayer wohl zu groß für den Finnen.
Es ist ein schwieriger Transfersommer für Bayer Leverkusen. Die doppelte Verzögerung durch Kai Havertz und die Europa League erschwert die Planungen erheblich. Die Corona-Pandemie macht Transfers im Moment auch nicht wirklich leichter. Gut möglich, dass einige Kader-Baustellen erst im Winter beseitigt werden.