Hamann über Traps Panne: "Auf der Bank hat es keiner gewusst"
16.04.2020 | 20:11 Uhr
Es ist der 15. April 1995. Der FC Bayern steht in der Bundesliga nach 25 Spieltagen nur auf Platz sechs . Trainer Giovanni Trapattoni hat mit großen Personalproblemen zu kämpfen. Ihm unterläuft dann ein folgenschwerer Fehler. Ein Hauptakteur: der damalige Bayern-Profi und heutige Sky Experte Didi Hamann.
Die Bayern brauchen für die Teilnahme an der Champions League jeden Punkt. Und so bleibt "Trap" auch am 26. Spieltag in Frankfurt fast nichts anderes übrig - er muss auf junge Spieler setzen.
Einer davon ist der 21 Jahre alte Dietmar Hamann. Es läuft die 73. Minute, Bayern liegt 3:2 vorn und Trapattoni wechselt für Stürmer Marcel Witeczek nicht den offensiven Michael Sternkopf, sondern den defensiven Mittelfeldspieler Hamann ein, der die Führung absichern soll.
Ein folgenschwerer Fehler, denn Hamann ist damit der vierte Münchner Vertragsamateur auf dem Platz. Erlaubt sind nur drei. Die Partie, die Bayern eigentlich 5:2 gewonnen hatte, wird nach einem Protest der Eintracht 2:0 für Frankfurt gewertet.
"Das war natürlich ein Nackenschlag für uns", erinnert sich Hamann im Gespräch mit Sky Sport.
"Aber man kann Trapattoni keinen Vorwurf machen. Ich glaube nicht, dass er damals den Unterschied zwischen Lizenzspieler und Vertragsamateur gewusst hat", erzählt Hamann und ergänzt: "Mein Unglück war, dass ich der vierte Vertragsamateur war. Mir war das natürlich nicht bewusst, auf der Bank leider auch niemandem."
Die Regelung mit den Vertragsamateuren sei damals aber durchaus Usus gewesen. Wir hatten junge, hoffnungsvolle Spieler dabei, die von den Junioren zu den Profis gekommen waren und auch noch bei den Amateuren spielen durften", erklärt Hamann: "Einer war damals auch der junge Sammy Kuffour, der mit 16 oder 17 nach München gekommen war."
Kuffour, Marco Grimm und Torwart Sven Scheuer sind die anderen drei Vertragsamateure, die in Frankfurt schon auf dem Platz stehen. Mit einer Ausnahmegenehmigung kein Problem, doch die haben die Bayern im Gegensatz zu vorherigen Spielen nicht beantragt.
"Das ist menschliches Versagen", gibt Manager Uli Hoeneß anschließend zu, "es ist auch meine Schuld und die von Klaus Augenthaler." Hamann will 25 Jahre später keinen Schuldigen suchen, "aber Klaus wusste möglicherweise, dass Vertragsamateure dabei sind. Ob er die Regel kannte, weiß ich nicht."
Kurios: Trapattonis damaligem Co-Trainer Augenthaler unterläuft am letzten Spieltag der folgenden Saison ein anderer Wechselfehler. Gegen Düsseldorf bringt der ehemalige Libero als Vertreter von Franz Beckenbauer zur zweiten Halbzeit gleich vier neue Spieler.
"Ich glaube, ich war damals verletzt", erinnert sich Hamann und meint schmunzelnd. "Klaus hat sich wahrscheinlich gedacht: wenn schon, denn schon!"
Augenthalers Fehler bleibt jedoch ohne Folgen. Anders als bei Trapattoni. Der verpasst mit den Bayern am Ende der Saison 1994/95 als Sechster die Champions League und verlässt die Münchner.