FCB-Präsident im Wortlaut
25.11.2018 | 15:08 Uhr
Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat nach dem blamablen 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf die Spieler kritisiert und erstmals auch Trainer Niko Kovac infrage gestellt.
Als Uli Hoeneß aus der Kabine kam, war er immer noch vollkommen bedient. "Nach dem dritten Tor war ich völlig down. Ich habe gedacht, die Welt geht unter", schilderte Hoeneß seine Gefühle beim Düsseldorfer Ausgleich in der dritten Minute der Nachspielzeit.
Weltuntergangstimmung beim Präsidenten des deutschen Rekordmeisters, der zum wiederholten Mal eine Führung nicht über die Zeit brachte, neun Punkte Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund. Die Lage ist ernst.
Nach dem 3:3 gegen Düsseldorf sprach Hoeneß in der Mixed Zone der Allianz Arena über den schwachen Auftritt der Bayern und über Trainer Niko Kovac.
Frage: Herr Hoeneß, Sie waren sehr lange in der Kabine. Wie war die Stimmung?
Uli Hoeneß: Heute ist ein schwerer Tag für uns. Mit diesem Ergebnis können wir natürlich überhaupt nicht zufrieden sein. Deshalb gibt es sicherlich intern Gesprächsbedarf.
Frage: Haben Sie in der Kabine auch mit Niko Kovac gesprochen?
Hoeneß: Wir tragen keine Interna an die Öffentlichkeit. Natürlich ist es eine schwierige Ausgangsposition. Wir müssen uns übers Wochenende alle Gedanken machen, wie wir aus dieser Situation das Beste machen.
Frage: Ist Niko Kovac in Frage gestellt?
Hoeneß: Das ist im Moment überhaupt kein Thema, weil wir uns vorgenommen haben, in aller Ruhe darüber zu schlafen. Wir haben am Dienstag das schwere Spiel (gegen Benfica) vor uns. Dann müssen wir eine Analyse machen, wo wir eigentlich stehen.
Für uns ist wichtig, dass wir Ruhe bewahren - das fällt schwer, das gebe ich absolut zu - und alle Kräfte mobilisieren, um am Dienstag mit einem Sieg in der Champions League die Qualifikation für das Achtelfinale zu schaffen. Dann müssen wir uns zusammensetzen, wie es weitergeht. Denn das, was heute passiert ist, ist absolut nicht akzeptabel.
Frage: Der FC Bayern hat das vierte Heimspiel in Folge nicht gewonnen. Wo sehen Sie die Ursachen für die Probleme?
Hoeneß: Man hat das Gefühl, dass die Mannschaft total verunsichert ist. Man sollte glauben, dass man mit einer 2:0- oder 3:1-Führung in aller Ruhe den Sieg nach Hause fahren kann. Das ist im Moment nicht der Fall. Man hatte das Gefühl, dass man bei jedem Angriff gefährdet ist ein Gegentor zu kriegen. Es muss überdacht werden, woran das liegt. Es gibt den einen oder anderen Spieler, der über sich mal nachdenken muss. Man hat heute wieder gesehen, dass dilettantische Fehler passieren. Wenn ich an das erste Tor denke, so etwas habe ich bisher nur in Slapstickfilmen gesehen. So geht das natürlich nicht.
Frage: Sie haben gesagt, Sie wollen eine Nacht darüber schlafen. Wird die Luft dünner für den Trainer?
Hoeneß: Das können Sie nicht so sehen, wir spielen am Dienstag gegen Benfica, da wird unser Trainer sicherlich Niko Kovac sein.
Frage: Wie steht denn die Mannschaft zum Trainer?
Hoeneß: Wir werden sicherlich nicht den Gang in die Kabine genutzt haben, um die Mannschaft nach dem Trainer zu befragen. Aber wir werden sicherlich die nächsten Tage nutzen um herauszufinden, was da los ist, dass wir einen sehr schlechten und uninspirierten Fußball spielen. Einen Fußball ohne Selbstvertrauen. Das ist das, was uns umtreibt.
Frage: Welche Rolle spielt die Meinung der Führungsspieler?
Hoeneß: Wir sind Manns genug, unsere Entscheidungen selbst zu treffen, Aber selbstverständlich wird man immer auch die Meinung von Spielern anhören. Aber wenn man Entscheidungen zu treffen hat, wird man das schon selber machen.
Frage: Wie haben Sie das Spiel und die Szene beim Ausgleich zum 3:3 erlebt?
Hoeneß: Ich war völlig down, als das Tor gefallen ist, ich habe gedacht, die Welt geht unter. Von diesem Schock muss ich mich erst einmal erholen.
Frage: Haben Sie das Jahr des Umbruchs im Vorfeld der Saison etwas unterschätzt?
Hoeneß: Die ersten sechs Wochen hatte ich das Gefühl, wir haben alles richtig gemacht, in den letzten sechs Wochen ist es ins Gegenteil umgekehrt. Wir müssen in den nächsten Wochen die goldene Mitte finden? Was war am Anfang so gut? Was ist jetzt so schlecht? Wir müssen Lösungen finden. Eines ist klar: Solche Leistungen, wie sie jetzt in einer Reihe passiert sind, müssen analysiert werden. Wir müssen zu einem Ergebnis kommen, woran das liegt.
Frage: Niko Kovac ist noch sehr jung. Kann es ein, dass er daran scheitert, im Jahr des Umbruchs den Übergang zu gestalten?
Hoeneß: Das kann ich jetzt im Moment nicht sagen. Wir müssen beim FC Bayern jetzt alles hinterfragen, warum wir so spielen, wie wir spielen. . Es ist keine Frage, dass wir nicht sagen können: Es wird schon werden. Das ist nie die Position des FC Bayern gewesen. Wir müssen die nächsten Tage, vielleicht auch Wochen, dazu verwenden, die richtige Lösung zu finden.
Frage: Haben Sie sich schon innerlich von der Meisterschaft verabschiedet?
Hoeneß: Das habe ich noch nicht. Aber im Moment über die Meisterschaft zu reden, wäre etwas überheblich. Die Dortmunder haben gerade das Glück, das wir nicht haben. Sie schießen kurz vor Schluss das 2:1 und wir kriegen in der allerletzten Minute zum wiederholten Mal ein Gegentor. Das muss man sich schon die Frage stellen, warum bei uns im Moment fast jeder Angriff ein Tor bedeutet. Das hat auch mit den Spielern zu tun. Man muss kritisch mit dem einen oder anderen Spielern umgehen, denn das, was heute passiert ist, war hanebüchen.