Trainingslager-Bilanz: Youngster überzeugen beim BVB, zwei Verlierer
19.08.2020 | 15:36 Uhr
Nach zwei Wochen Trainingslager in Bad Ragaz kann der BVB ein positives Fazit ziehen: Die Youngster funktionieren überraschend gut und sportlich ist Dortmund voll im Soll.
Das Training war intensiv und Lucien Favre konnte auf erstaunlich viele Spieler zurückgreifen. Normalerweise würden beim BVB in der Sommervorbereitung etliche Nationalspieler fehlen - nicht so in diesem Jahr. Die Stimmung im Team war gut, das Niveau bei den Übungseinheiten für den Zeitpunkt der Vorbereitung erstaunlich. Und die Ergebnisse stimmen.
6:0 gegen Altach und 11:2 gegen Austria Wien - Favre kann mit seiner Rasselbande zufrieden sein. Der BVB geht die neue Saison mit einer hochtalentierten, aber extrem jungen Mannschaft an. Jude Bellingham (17), Giovanni Reyna (17), Jadon Sancho (20), Erling Haaland (20) und Mateu Morey (20) sind alle Kandidaten für Stammplätze. Und ab November kommt noch Youssoufa Moukoko dazu, der immer noch erst 15 Jahre alt ist!
Jude Bellingham spielte, als wäre er in Schwarz-Gelb geboren. Der Brite brauchte keine Anlaufzeit und gab direkt den Regisseur im Mittelfeld. Trotz seiner erst 17 Jahre ist Bellingham schon sehr weit und macht Witsel und Co. gehörig Konkurrenz auf der Sechs. Lucien Favre will Bellingham behutsam aufbauen, dennoch ist er ein Kandidat für die erste Elf. Und das Transfertheater um Sancho? War da was?
Der heiß umworbene BVB-Star ließ sich überhaupt nichts anmerken vom öffentlichen Poker mit Manchester United. Sancho war hochmotiviert und guter Laune in der Schweiz. Einen Streik wie von Ousmane Dembele oder Pierre-Emerick Aubameyang wird es nicht geben. Sancho hat sich mit dem Verbleib in Dortmund angefreundet, die unglaubliche Perspektive dieser Mannschaft hat bei der Entscheidung sicher geholfen.
Verletzungsfrei ist Dortmund aber nicht geblieben: Dan-Axel Zagadou muss wegen Knieproblemen zwei bis drei Wochen pausieren. Bis er wieder komplett fit ist, dürfte die Bundesliga auch schon losgehen. Im Kampf um einen Stammplatz kann Zagadou nur zuschauen. Und Dauerpatient Marco Reus ist wieder einmal ein Verlierer der Vorbereitung. Für seine Sehnenprobleme will der BVB mittlerweile nicht mal mehr eine Ausfallzeit nennen. Vergangene Saison konnte der Kapitän nur knapp die Hälfte aller Spiele absolvieren. Und Reus' Leidenszeit scheint weiterzugehen.
Nutznießer der Reus-Verletzung könnte Reyna werden. Favre hält große Stücke auf den US-Boy und plant mit ihm als Zehner. In den Testspielen zeigte sich Reyna in überragender Verfassung, er ist das mögliche Herzstück in Favres Jugendsturm.
Luxusprobleme hat der Trainer auf der rechten Seite: Mit dem erfahrenen Thomas Meunier hat er einen soliden Außenverteidiger bekommen, aber Morey drängt sich mit guten Leistungen ebenfalls auf.
Auf links gestaltet sich die Lage schon etwas schwieriger: Nico Schulz konnte vergangene Saison und auch im Trainingslager nicht überzeugen, wegen der Schmelzer-Verletzung gibt es derzeit aber keinen wirklichen Ersatz. Guerreiro kann das spielen und hat das vergangene Saison auch gemacht, seine Stärken kommen in der Offensive aber besser zur Geltung.
Überrascht hat der erst 15-jährige Youssoufa Moukoko. Körperlich konnte er die Trainingseinheiten bei den Profis voll mitgehen, erzielte in Übungsspielen sogar einige Tore. Sturmkollege Erling Haaland sang ein Loblied auf den Nachwuchsspieler: "Ich habe in meinem Leben keinen so guten 15-Jährigen gesehen. Er ist viel besser, als ich es mit 15 war."
Die Vorschusslorbeeren für Moukoko sind groß, ab dem achten Spieltag wäre er altersbedingt einsatzberechtigt. Und in Dortmund überlegen sie tatsächlich, Moukoko als Haaland-Backup einzusetzen.
Einen Backup-Backup-Plan hat der BVB auch noch: Favre hat angekündigt, dass Reinier von Real Madrid kommen soll. Er wäre ein weiterer Perspektivspieler mit viel Talent, den Favre sich gut als falschen Neuner vorstellen kann.
Also alles gut in Dortmund? Nicht ganz. Bei den Außenstürmern fehlt eine weitere Alternative. Eine Verletzung von Sancho, Hazard oder Guerreiro wäre derzeit kaum aufzufangen. Die Haaland-Backup-Frage könnte der BVB dagegen mit Moukoko und Reinier beantworten.
Wenig Perspektive haben derzeit Marius Wolf und Felix Passlack. Beide waren vergangene Saison ausgeliehen, eine weitere Leihstation ist derzeit die wahrscheinlichste Lösung.
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