Mit Fans statt Pappkameraden: Gladbach zurück im Training
04.08.2020 | 20:16 Uhr
Mit Fans statt Pappkameraden: Borussia Mönchengladbach ist zurück auf dem Platz. Die Fohlen rüsten sich mit ihren Schlüsselspielern für den Angriff in der Bundesliga und Champions League.
Marco Rose überkam nach langer Zeit ein ungewohntes, aber wohliges Gefühl. Als der Erfolgstrainer von Borussia Mönchengladbach mit seinen Spielern erstmals wieder auf den Trainingsplatz schritt, brandete Applaus auf. Und es waren nicht die viel beachteten Pappkameraden, sondern echte Fans, insgesamt 300, die mit Maske und ausreichend Abstand den Startschuss für die neue Saison bejubelten.
"Das ist uns als Erstes aufgefallen", sagte Rose im Anschluss an den Trainingsauftakt am Dienstag: "Das macht Hoffnung auf mehr in den nächsten Monaten, wenn alles gut läuft. Das gibt uns ein gutes Gefühl." Mit den Fans im Rücken rüstet sich Gladbach für den Angriff auf die Spitze in der Bundesliga - und das ersehnte Abenteuer Champions League.
Nach Platz vier in der Bundesliga will Rose nun "neue Dinge angreifen. Wir wollen wieder guten Fußball spielen, wir wollen jedes Spiel gewinnen und sehr erfolgreich sein". Die Ambitionen der Gladbacher wurden jüngst nicht nur durch das Treuebekenntnis von Matthias Ginter untermauert.
"Es ist wichtig für das, was wir vorhaben. Das spricht für den Verein", sagte Rose. Dass diese Mannschaft zusammenbleibe, hatte kürzlich auch Manager Max Eberl betont, könne mehr wert sein "als ein millionenschwerer Transfer". Der Nationalspieler widerstand den Lockrufen, ebenso wie Eberl den prall gefüllten Geldkoffern aus dem Ausland. "Dadurch, dass ein Großteil zusammengeblieben ist, kommen wir ganz anders zusammen. Wir können auf Dingen aufbauen", erklärte Rose.
Denn Ginter, der in Gladbach zum Führungsspieler gereift ist, steht mit seiner Entscheidung nicht alleine. In Denis Zakaria, der angeblich heftig aus England umworben wurde, sowie Torjäger Marcus Thuram bleiben wohl auch zwei weitere Erfolgssäulen. Die Borussia scheint den Status als Sprungbrett für aufstrebende Stars allmählich abzulegen - wohl auch aufgrund der zögerlichen Haltung zahlreicher Klubs durch die Coronakrise.
Eberl dürfte das nur recht sein, zumal die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auch an der Borussia nicht spurlos vorbeigehen. Die Gladbacher verzichten in diesem Sommer ebenfalls auf große Transfers: Hannes Wolf wurde von RB Leipzig ausgeliehen, der 17-jährige Pedri soll vom FC Barcelona folgen. Das Interesse an dem spanischen Offensivspieler hatte Eberl bereits bekräftigt.
Doch auch ohne große neue Namen wollen die Gladbacher die starke Vorsaison wiederholen - eine wichtige Rolle kommt den Schlüsselspielern um Ginter zu. Der konnte anders als Zakaria (individuelles Training) oder Thuram (Operation am Sprunggelenk) am ersten Mannschaftstraining teilnehmen - ebenso wie die 300 Fans.
Und während die Deutsche Fußball Liga (DFL) an Konzepten für die Fan-Rückkehr in die Stadien feilt, geht Gladbach rund um den Borussia-Park im Gegensatz zu vielen anderen Bundesligisten eigene Wege. Der Auftakt vor Fans ist keine Ausnahme - auch bei den kommenden Einheiten dürfen bis zu 300 Zuschauer an den Trainingsplatz.
Die mehr als 20.000 Doppelgänger, die im Stadion für etwas Atmosphäre sorgen sollten und inzwischen abgeholt werden können, sind damit Geschichte. "Wir freuen uns", sagte Rose mit Blick auf die eigenen Ziele, "wenn statt der Pappkameraden wieder 25.000 live ins Stadion kommen - und auch was sagen."