Ginter-Ersatz da! Passt Neu-Fohlen Friedrich in die Hütter-Herde?
12.01.2022 | 13:29 Uhr
Borussia Mönchengladbach hat überraschend auf dem Transfermarkt zugeschlagen und mit Marvin Friedrich bereits den Nachfolger von Matthias Ginter verpflichtet. Doch ist der Ex-Unioner der Aufgabe gewachsen und wie passt der Verteidiger schon jetzt ins System? Sky hat die Antworten.
"Nach langen Überlegungen habe ich mich dazu entschieden, den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern." Mit diesem Satz schockte Ginter Ende Dezember die Gladbach-Anhänger, die trotz namhaften Interessenten noch auf eine Verlängerung des Abwehrchefs gehofft hatten.
Der Nationalspieler reißt eine Lücke in die Defensive, die die große Frage aufwirft: Wer kann den zuverlässigen Leistungsträger der Borussia ersetzen? Statt die Antwort bis Sommer zu vertagen, hat Sportdirektor Max Eberl überraschend schon jetzt einen Nachfolger präsentiert. Marvin Friedrich von Union Berlin soll nun der starke Mann in der Innenverteidigung werden, kommt mit sofortiger Wirkung an den Niederrhein. Doch passt das Neu-Fohlen in die Herde?
Friedrich war bis zuletzt absoluter Leader in der Abwehr der Eisernen und lief in einigen Partien sogar als Kapitän auf. Der 26-Jährige ist ein starker und physischer Zweikämpfer, der mit seinem guten Stellungsspiel und der Robustheit im Eins-gegen-eins oft letzter Anker in der Defensive Unions war. Darin ähneln sich Friedrich und Ginter, denn auch der Noch-Gladbacher ist bei der Hütter-Elf in letzter Instanz der Mann fürs Grobe.
Ebenfalls ähnlich: Während Ginter auf stolze 1,91 Meter kommt, ist Friedrich mit 1,92 Metern sogar noch einen Tick größer. Zusätzlich verfügt der Ex-Unioner über eine enorme Lufthoheit, die ihn vor allem bei gegnerischen und eigenen Standards zur Waffe in Defensive und Offensive macht. Seit dem Aufstieg des Hauptstadtklubs 2019 erzielte Friedrich sechs Treffer in der Bundesliga. In dieser Saison wartet er noch darauf, erstmals Jubeln zu dürfen.
Ebenso wie Ginter. In den letzten zweieinhalb Jahren traf der Hüne lediglich drei Mal, ist trotz seiner Statur nicht der kopfballstärkste Gladbacher im gegnerischen Strafraum. Ein Pluspunkt für Friedrich, der mit 45 gewonnenen Luftzweikämpfen der beste Unioner in dieser Saison ist, obwohl er bereits fünf Spiele durch Krankheit sowie eine Gelb-Rot-Sperre verpasst hat.
Doch bei all den Stärken die Friedrich mitbringt, muss er sich beim Vergleich mit Ginter in einigen Kategorien hinten anstellen. Mit 69,8 Prozent gewonnener Zweikämpfe ist Nationalspieler Ginter der zweitbeste Spieler der ganzen Liga in dieser für Verteidiger wichtigen Kategorie - Friedrich kommt lediglich auf 52,1 Prozent.
Auch im Spielaufbau ordnet sich der ballsichere Ginter deutlich vor seinem vermeintlichen Nachfolger ein. Der neue Gladbacher ist souverän im Passspiel, steht aber nicht für die großen Momente und schnellen Verlagerungen im Spielaufbau. Zwar ist auch Ginter kein echter Spielmacher, doch wenn das Mittelfeld zugestellt ist, fasst sich der DFB-Kicker regelmäßig selbst ein Herz.
Daran kann Friedrich bei den Fohlen noch arbeiten. Doch wie genau planen die Gladbacher den Innenverteidiger zu integrieren? Noch ist Ginter da und dürfte ob seines enormen Stellenwerts im Spiel des Tabellenzwölften und der sportlich verzwickten Lage wohl kaum auf die Bank verfrachtet werden. Ebenso wenig wie Abwehrjuwel Nico Elvedi.
Doch das ist gar nicht nötig. Aktuell wechselt Gladbach-Coach Adi Hütter das System regelmäßig zwischen Vierer- und Fünferkette. Da Rami Bensebaini ohnehin beim Afrika Cup ist, dürfte der Innenverteidiger vorerst den rechten Platz in der Kette bekommen, den zuletzt Tony Jantschke bekleidet hatte. So können die drei gemeinsam spielen. Friedrich kann bereits Spielpraxis sammeln, das Team kennenlernen und die Spielphilosophie des Trainers verinnerlichen.
Ebenfalls denkbar: Ginter verlässt die Borussia noch in dieser Transferperiode. Mit einem Winter-Verkauf könnte Eberl die sechs Millionen Euro Ablöse, die Gladbach nach Sky Infos investiert hat, wieder reinholen. Zuletzt war der Plan zwar, den 27-Jährigen bis zum Sommer zu halten, doch bei entsprechendem Angebot wäre der Nachfolger nun schon im Kader. Interesse soll es von den Bayern, Inter Mailand, Lazio Rom, dem FC Barcelona und Newcastle United geben.
Dann müsste Friedrich schnell zum Leader werden. Beruhigend für alle, die es mit der Borussia halten: Das hat der Innenverteidiger schon einmal geschafft. Bei Union reifte der 26-Jährige sofort zum Anführer heran und führte das Hauptstadt-Team bei den jüngsten Erfolgen mit an.
Ebenso, wie die Abschiedsworte Ginters die Gladbach-Fans getroffen haben, war auch der letzte Gruß an die Eisernen von Friedrich ein Schlag in die Magengrube für alle Fans. "Hallo Unioner, es fällt mir sehr schwer, euch das mitzuteilen: Ich werde Union Berlin verlassen", verkündete der Neu-Borusse seinen Abschied und zählte dabei die gemeinsamen Erfolge auf: "Wir sind aufgestiegen, haben den Klassenerhalt geschafft, haben es bis nach Europa geschafft."
Daran hatte der Abwehrchef und Fanliebling, der für seine ehrliche und offene Art geschätzt wird, großen Anteil. So wie Ginter sich mit Gladbach weiterentwickelt hat, hat auch Friedrich sich mit Union weiterentwickelt. Zwar ist er Stand jetzt noch kein Eins-zu-eins-Ersatz für Ginter, doch dass dieser nicht für kleines Geld zu bekommen ist, war Gladbach klar.
Friedrich braucht nun das Vertrauen von Klub und Fans, um wie in Berlin mit seinen Aufgaben zu wachsen - so wie es auch Ginter nach seinem Wechsel von Dortmund nach Gladbach durfte und konnte. Dann macht der Neue den hochgelobten Ginter vielleicht sogar eines Tages vergessen.
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