In der vergangenen Saison hofften die Fans von Borussia Dortmund vergeblich darauf, dass Mario Götze zu alter Stärke zurückfindet. Die Chance, dass dies in der kommenden Spielzeit gelingt, stehen aber besser denn je: Dank des neuen Trainers - und einer schmerzhaften Erfahrung.
Anfang Juni feierte Mario Götze seinen 26. Geburtstag. Obwohl er damit das "beste Fußballeralter" immer noch vor sich hat, wirken seine großen Zeiten bereits lange her: Bei der triumphalen Doppelmeisterschaft des BVB 2011 und 2012 wuchs Götze zum Top-Spieler und krönte seinen kometenhaften Aufstieg mit dem Erreichen des Champions-League-Finals 2013. Gefolgt von dem wohl auf ewig größten Moment seiner Karriere: Dem Siegtor im WM-Finale 2014 gegen Argentinien.
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Doch dieser Augenblick markierte auch einen Wendepunkt: Nach dem Wechsel zum FC Bayern München lief der Feintechniker seiner Form hinterher. Weder beim Rekordmeister noch beim DFB konnte er fortan überzeugen. Auch die Rückkehr zum BVB 2016 brachte nicht den erhofften Erfolg: Zwar stabilisierten sich Götzes Leistungen, von alter Klasse blieb er aber weit entfernt. Das könnte sich jetzt ändern.
Gewinner des Trainingslagers
"Mario Götze ist mit Sicherheit einer der Gewinner der BVB-Trainingslager in den USA und in Bad Ragaz", erklärt Sky Reporter Jesco von Eichmann. Götze wirkt fit, austrainiert und sogar etwas schlanker als während der letzten Spielzeiten. Die Stoffwechselerkrankung, die ihn im vergangenen Jahr über sechs Monate außer Gefecht gesetzt hatte, hat offenbar keine Spuren hinterlassen.
Beflügelt wird der Offensivstar dabei vom Dortmunder Trainerwechsel. Götze passt perfekt ins Anforderungsprofil seines neuen Übungsleiters: "Er verkörpert wie kein anderer den von Lucien Favre geforderten Fußball: Schnelles Passspiel, schnell nach vorne spielen, all das macht Mario Götze richtig, richtig gut", weiß von Eichmann. In der Mannschaft nimmt er seine neue Rolle als Führungsspieler an: "Er geht wieder voran, er wird wieder ein Faktor bei Borussia Dortmund", attestiert der Sky Reporter.
"Ich finde es überragend, wie er die Dinge angeht", schwärmte Götze vor dem Abflug zur USA-Reise über seinen neuen Coach. "Ich freue mich, auf das, was jetzt kommt". Und was da kommt, könnte durchaus ungewohnt für den Offensivmann werden: Denn Favre sieht Götze wohl künftig in einer deutlich defensiveren Rolle. Im Testspiel gegen Austria Wien startete Götze auf der Sechser-Position, seine Fähigkeiten als Spielgestalter waren mehr gefordert denn je.
WM-Aus als Motivationsquelle
Zusätzlichen Auftrieb könnte Götze ein Negativerlebis der jüngeren Vergangenheit verleihen: Die Nicht-Nominierung für die WM in Russland sei "hart" für ihn gewesen, offenbarte der 63-fache Nationalspieler in der Welt am Sonntag. Doch er wolle den Rückschlag als Kraftquelle nutzen: "Daran muss ich wachsen. Ich muss es als ein Erlebnis akzeptieren, das mir dabei helfen kann, die Zukunft anzugehen und die nächste Stufe zu erreichen", erklärte Götze.
Im besten Fall markiert dieses Erlebnis den nächsten Wendepunkt in Götzes Karriere. Erlebte der Hochtalentierte nach dem größten Moment seiner DFB-Laufbahn einen jahrelangen Abschwung, folgt nun auf einen Tiefpunkt womöglich der lange ersehnte Aufschwung.
Die Zeichen dafür stehen jedenfalls besser denn je.
