Bundesliga: Gladbach schlägt BVB mit 12:0 - Sky Experte Ewald Lienen erinnert sich
12:0-Spektakel ohne Krönung! Lienen erinnert sich an Gala gegen BVB
30.04.2020 | 11:41 Uhr
Heute jährt sich das 12:0 von Borussia Mönchengladbach gegen den BVB zum 42 Mal. Sky Experte Ewald Lienen, damals selbst Torschütze, blickt auf das legendäre Spiel mit einigen Anekdoten zurück.
Es war mein erstes Jahr bei der Borussia und trotzdem kam ich auf über 20 Spiele in der damaligen Saison. Anfangs waren viele große Stars verletzt und ich kam zu regelmäßigen Einsätzen von Beginn an. Aber auch wenn die Top-Spieler in der Offensive wie Jupp, Del´Haye oder Simonsen fit waren, wurde ich meistens eingewechselt.
Bei diesem Spiel begannen wir natürlich mit Jupp und Co. Gladbach war neben dem FC Bayern damals der Verein schlechthin in Deutschland, gewohnt Meisterschaften und Titel zu feiern.
Gladbach braucht hohen Sieg für Titel-Chance
Wir empfingen also am letzten Spieltag Borussia Dortmund. Die Situation war folgende: Wir waren punktgleich mit dem FC und hatten ein um zehn Treffer schlechteres Torverhältnis. Am Ende haben wir bekanntlich 12:0 gegen den BVB gewonnen und Köln auswärts gegen St. Pauli 5:0.
Torreichste BL-Spiele zum Durchklicken:
Vor dem Spiel war es eigentlich undenkbar, dass wir überhaupt eine Chance haben könnten, da Pauli sicher abgestiegen war und Köln eine super Mannschaft hatte. Da spielten Schumacher im Tor, Cullmann, Dieter Müller (33 Tore) Flohe (16 Tore), Neumann, van Gool (19 Tore), Okudera und der große Hennes Weisweiler war Trainer.
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Besonders bitter am Verlauf der Saison war, dass wir zuhause 2:5 gegen Köln verloren hatten und bei ihnen am 27. Spieltag lange durch ein Tor von Alan Simonsen 1:0 geführt hatten und in der 86. Minute durch Heinz Flohe unglücklich den Ausgleich kassierten. Hätten wir doch nur dieses Spiel gewonnen...
6:0 nach 38 Minuten
Aber zurück zum verrückten und unvergesslichen Saisonfinale. Wir trugen unser Spiel im Düsseldorfer Rheinstadion aus. Das war nichts Außergewöhnliches und kam wegen Bauarbeiten am Bökelberg oder größerem Fassungsvermögen immer mal wieder vor. Die Dortmunder waren nicht so schlecht, wie das Ergebnis vermuten lässt. Da spielten Leute wie Mirko Votava oder Manni Burgsmüller und der Trainer war kein geringerer als Otto Rehhagel. Allerdings war dies sein letztes Spiel auf der BVB-Bank.
Wir hatten nichts zu verlieren und führten nach 38 Minuten mit 6:0. Jupp allein hatte bis dahin schon drei Tore erzielt, sein erstes machte er in der 1. Minute. Auch wenn sein Knie kaum mehr hielt, machte er ein unglaubliches Spiel. Er war einfach ein fantastischer Stürmer. Ich kam in der 77. und erzielte zehn Minuten später das 11:0. Hätte mich der Trainer mal eher gebracht. Nein, Spaß beiseite.
Zwölf Treffer reichen nicht zum Titel
Wir siegten 12:0. Es reichte trotzdem nicht, weil Köln sein Spiel bei St. Pauli 5:0 gewann. Bis zur 60. Minuten führten sie aber nur mit 1:0. Je öfter sie trafen, desto klarer war, dass wir nichts machen können. Die Gesichter unserer Kollegen auf der Auswechselbank, verrieten uns, wie der Stand der Dinge war. Uns wurde von Kölner Seite nach diesem Jahrhundert-Ergebnis Spielmanipulation vorgeworfen, was natürlich völliger Humbug war. Gladbach war in den drei Jahren zuvor Deutscher Meister geworden. Insgesamt fünf Mal in acht Jahren. Wieso hätten wir irgendwas manipulieren sollen?
Zur Wahrheit gehört vielmehr folgende Geschichte, die ich erst vor erst vor zwei Jahren mitbekommen habe. Karl-Heinz Thielen kam am Rande eines Filmfestivals in Berlin im Hotel auf mich zu. Er war 1978 der Manager des 1. FC Köln und verriet mir dann, welchen Anteil er an dieser verrückten Meisterschaft hatte.
St. Pauli trug seine Partien damals öfter im Volksparkstadion aus und konnte dort in der besagten Saison nie gewinnen. Ihre Spiele am Millerntor hingegen verloren sie so gut wie nie. Als die Kölner die Einladung zum letzten Spiel erhielten, sahen sie, dass die Begegnung am Millerntor steigen sollte. Thielen, der die Bilanz der Hamburger natürlich kannte, griff zum Hörer und rief den Pauli-Verantwortlichen an, um ihn zu fragen, wieso sie denn dieses Mal nicht im Volkspark spielen wollen.
Köln-Manager kauft 15.000 Eintrittskarten
Er bekam die Antwort, dass es ein finanzieller Kraftakt sei, die Kosten nicht mehr zu tragen seien und sie nicht so viele Karten verkaufen würden, als dass es sich dieses Mal lohnen würde. Also verriet mir Thielen, dass er sich daraufhin erkundigte, wie viele Karten St. Pauli denn verkaufen musste, damit sie ihr Spiel doch noch im fremden Stadion austragen können.
Die Antwort: 15000 Stück. Thielen schaltete blitzschnell und kaufte St. Pauli 15000 Tickets ab. Es kam, wie es kommen musste und Pauli gewann auch dieses Spiel nicht. Der Rest ist bekannt. Von wegen Manipulation.
Wir wurden in Gladbach trotzdem als Helden empfangen, hatten einen tollen Abend und ich persönlich hatte kein schlechteres Leben, nur weil ich nicht Deutscher Meister geworden bin.